DOI article:
Passarge, Walter: Der Bildhauer Kurz Lehmann
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0117
Kurt Lehmann
Des Künstlers Vater
Bronze
Es folgen zwei Beispiele schlankwüchsiger Mädchenge- f en Verspannung des Aufbaus und in der kantig-vor-
stalten: die eine, früher entstandene, von der hier nur stoßenden Energie des scharf geprägten Umrisses die
der Oberkörper abgebildet ist, mit herabhängenden innere Spannung schärfster Aufmerksamkeit formal
Armen, in einer wunderbar straffen und dennoch un- zum Ausdruck kommt, ist schlechthin meisterhaft,
gezwungenen Haltung von herbem Adel: die andere, Was Lehmann in solchen Figuren als Ziel plastischer
helläugig in die Ferne blickend, mit verschränkten Gestaltung vorschwebt, das mögen am Schluß seine
Armen und spielend bewegtem rechten Bein — eine eigenen Worte belegen: „Alles, was sich in maleri-
Figur, in deren Haltung und Formensprache die wache scher Form zeigt und nicht vom seelischen Gehalt,
Selbstsicherheit und die federnde Kraft eines sportlich sondern von seelischer Erregung bestimmt ist, ver-
gestählten Mädchentums sehr schön verkörpert ist. Die trägt sich nicht mit meiner Auffassung von Plastik
vollkommene Verschmelzung von köstlicher Lebens- und entfernt sich von dem körperhaften Klaren, mit
frische und strenger formaler Ordnung zeigt die 1959 dem der Bildhauer es nur zu tun haben darf. Je älter
entstandene Figur eines Knaben, der in echt jungen- ich werde, um so klarer zeigt sich das Wesenhafte
hafter Weise am Boden kniet, die Arme fest auf die im Menschen und allem Gewordenen, und dieSchwie-
Oberschenkel gestemmt, und mit kindlich-gebanntem rigkeit erwächst damit, die Plastik als etwas in sich
Blick das Spiel des Wassers verfolgt, für dessen Brun- Abgeschlossenes und in seiner Form Geordnetes dem
nenrand die Figur gedacht ist. Wie hier in der straf- Menschen gegenüberzustellen."
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Des Künstlers Vater
Bronze
Es folgen zwei Beispiele schlankwüchsiger Mädchenge- f en Verspannung des Aufbaus und in der kantig-vor-
stalten: die eine, früher entstandene, von der hier nur stoßenden Energie des scharf geprägten Umrisses die
der Oberkörper abgebildet ist, mit herabhängenden innere Spannung schärfster Aufmerksamkeit formal
Armen, in einer wunderbar straffen und dennoch un- zum Ausdruck kommt, ist schlechthin meisterhaft,
gezwungenen Haltung von herbem Adel: die andere, Was Lehmann in solchen Figuren als Ziel plastischer
helläugig in die Ferne blickend, mit verschränkten Gestaltung vorschwebt, das mögen am Schluß seine
Armen und spielend bewegtem rechten Bein — eine eigenen Worte belegen: „Alles, was sich in maleri-
Figur, in deren Haltung und Formensprache die wache scher Form zeigt und nicht vom seelischen Gehalt,
Selbstsicherheit und die federnde Kraft eines sportlich sondern von seelischer Erregung bestimmt ist, ver-
gestählten Mädchentums sehr schön verkörpert ist. Die trägt sich nicht mit meiner Auffassung von Plastik
vollkommene Verschmelzung von köstlicher Lebens- und entfernt sich von dem körperhaften Klaren, mit
frische und strenger formaler Ordnung zeigt die 1959 dem der Bildhauer es nur zu tun haben darf. Je älter
entstandene Figur eines Knaben, der in echt jungen- ich werde, um so klarer zeigt sich das Wesenhafte
hafter Weise am Boden kniet, die Arme fest auf die im Menschen und allem Gewordenen, und dieSchwie-
Oberschenkel gestemmt, und mit kindlich-gebanntem rigkeit erwächst damit, die Plastik als etwas in sich
Blick das Spiel des Wassers verfolgt, für dessen Brun- Abgeschlossenes und in seiner Form Geordnetes dem
nenrand die Figur gedacht ist. Wie hier in der straf- Menschen gegenüberzustellen."
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