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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0368

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Ausstellung bulgarischer Künstler in Deutschland

Die „Deutsch-Bulgarische Gesellschaft" veranstaltete ge- gerten Büffeln von großer Vollendung, sitzende Frauenge-
meinsam mit dem „Verein Berliner Künstler" in dessen Räu- stalten in Stein und die rhythmisch sehr ausdrucksvolle
men eine Ausstellung bulgarischer Künstler, die von etwa Gruppe von sieben Heiligen in Holz, in der sich ein starkes
50 Malern und Bildhauern mit 180 Werken beschickt war religiöses Empfinden aussprach. In seiner Art ist dieser Künst-
und besonderes Interesse fand, weil hier die bulgarische Kunst 1er der Barlachs nahe verwandt. Sehr erwähnenswert ist eine
nur durch den stark abgeblaßten Nikola Michailov und sonst aus dem Baumstamm geschnittene Ganzfigur „Das erste Kind"
sehr selten vertreten war. Eine geschlossene Vorführung hat von Ljubomir Daltschev: die junge unbekleidete Frau hält
letztmals im Jahre 1915 stattgefunden, an die kaum noch eine auf dem Arm ihr Kind, das die Arme um ihren Hals schlingt.
Erinnerung lebte. Die bulgarischen Künstler haben ihre inneren Einige seiner temperamentvollen Frauenbüsten in Terrakotta
Beziehungen zu Deutschland und dem übrigen Ausland sehr schienen den heimatlichen Typus gut darzustellen. Wie ein
gepflegt; recht viele von ihnen hatten in München studiert, nationales Symbol wirkte die überlebensgroße Figur einer
aber auch in Wien, Dresden und Leipzig, mehrere lassen Schnitterin, die Sichel über dem Haupt schwingend, von Iwan
französische Einflüsse erkennen. Aber im allgemeinen, be- Funev. Gute Formbeherrschung mit etwas pariserischem Ein-
sonders in der Graphik und Bildhauerei, charakterisiert sich schlag erwiesen die Marmorplastiken von Andre Nikolov:
ihre Kunst durchaus bodenständig, wovon wir Fremde uns „Sehnsucht" und „Scham" und ein in den Block gebetteter
gern beeindrucken lassen und wonach wir suchen. Da ist der Säugling, um den sich nur angedeutet die Hand der Mutter
großzügige Holzschneider Wassil Sachariev mit dem Bildnis legt. Im Gegenständlichen der meist sehr gepflegten und in
eines Ikonenmalers, ganz im alten Stil dieser Heiligenkunst, der Farbe durchaus maßvollen Malerei greift gegenständlich
mit einem phantastischen Reiterbild Marintsche Bimbels des das Genre mit dem Landschaftlichen stark ineinander. Der
Schrecklichen, der vor einer roten Hügelkette und weißen hochbegabte Bentscho Obreschkov gibt zahlreiche Frauen-
Wolken dahinbraust, und mit einer stilisierten Ziegenhirten- und Kindertypen des Volkes, doch schon international und
gruppe im Hochgebirge; dann Wesselin Staikov mit einer ge- französisch gesehen, daneben aber bulgarische Landschaften
stichelten Wirtshausszene und vor allem Nikola Tuszusov, in koloristisch ansprechender Behandlung. National, sowohl
der sich in breitfiächigen Holzschnitten der Darstellung von im Motiv wie in der gedrungenen Formgebung stehen neben
Volksgebräuchen, lebhaft bewegten Aufzügen und ähnlichem ihm Wassil Stoilov „Schnitterinnen", Konstantin Garnev
widmet. Unter den Bildhauern scheint Iwan Lazarov, der in „Bulgarischer Markt", Daniel Detschev „Markt in Kalofer"
Berlin schon gelegentlich ausgestellt hat und in München und Dobri Dobrev „Marktszene". Die Landschaft gibt der
studierte, einer der vielseitigsten zu sein; er zeigte eine in bulgarischen Kunst eine reine und schöne Sprache. Das Ge-
Holz gemeißelte große Gruppe von vier eng beieinander gela- birge, die Küste des Schwarzen Meeres, Flüsse und Täler er-

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