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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Kroll, Bruno: Der Bildhauer Paul Bronisch
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0433

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Paul Bronisch. In Mernoriam

Der Bildhauer Paul Bronisch. Von Bruno Kroll

Vor einigen Jahren habe ich mir sehr gehaltvolle
Sätze über die Kunst des Bildhauers notiert; ich fand
sie im NS-Kurier (Stuttgart) und sie stammten von
C.A.Drewitz; einige der damals notierten Sätze
möchte ich hier wiederholen dürfen. Gerade der Hin-
weis auf das bildnerische Werk von P. Bronisch
scheint diese Wiederholung heraufzubeschwören.
Deshalb, weil der bisherige Weg auch dieses jungen
und doch schon sehr verdienten Bildhauers, der, 1904
in Comptendorf bei Cottbus geboren, an den Akade-
mien von Breslau und München, bei Theo von Go-
sen und Bernhard Bleeker herangebildet, den Kampf
wieder einmal offenbar macht des wirklich schöpferi-
schen Künstlers: den Kampf des Gestalters gegen den
bloßen Illustrator, das Ringen, das Nur-Großdeko-
rative zum Monumentalen zu erhöhen.
Denn eine Plastik, ein Bildwerk, will nicht erzählen.
„Eine Plastik will begriffen sein — ja. begriffen im
wahrsten Sinne des Wortes, zunächst mit dem Blick,
von den Augen. Nicht angesehen nur, das ist zu

wenig. Mit Ansehen allein wird man der körper-
lichen Erscheinung eines Bildwerkes nicht gerecht.
All unser Denken und Fühlen ist verflacht in des
Wortes wirklicher Bedeutung, und so muß vor der
Plastik das Gefühl für das Körperliche, für das Kör-
perhafte erst wieder ganz langsam lebendig werden.
Ein gutes Bildwerk, von einem Bildhauer geformt,
in dem das Urerlebnis der Form niemals erstorben
war, läßt beim Beschauer mit Macht ein Ahnen die-
ser vergessenen und verschütteten Fähigkeit wach
werden . . .

So stehst Du und fragst nicht mehr nach dem Kopf,
nicht mehr nach dem Dargestellten. Du kümmerst
Dich kaum mehr darum, wer das Bildwerk vor Dir
formte, Du erlebst nun in Dir die ganze Welt der
Form. Was kühler, unbeweglicher Stein war, erstarrt
und leblos, wurde erlöst durch den Meißel, wurde
enthüllt und ist nun Gleichnis der Schöpfung, die,
wie dieses Werk, aus der formlosen Masse, aus dem
Chaos geboren wurde. Und wenn im einzelnen Werk

Kunst für Alle, Jahra. 55, Heft 10, Juli 1941

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