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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Hellwag, Fritz: Der Maler Hasso von Hugo
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0479

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Hasso von Hugo. Blumenstilleben, öltempera

Foto Schlich, Charlottenkurg

lebenshungrige Optimismus, der die Erscheinung der
sichtbaren Welt in seltsam idealistischer Weise male-
risch umformte und sich dabei nur reiner, ganz un-
gebrochener Farben bediente, womit ein „unberühr-
tes Lebensgefühl" symbolisiert werden sollte. Da-
neben ging eine restlose Formverneinung des Wirk-
lichen, die unter Anwendung abstrakter, geometri-
scher und stereometrischer Gebilde ein künftiges
Gleichgewichtsempfinden zunächst theoretisch be-
weisbar zu machen versuchte.

Das „Zurück zur Form", das die Künstlergruppe, der
Hasso von Hugo sich zurechnete, als ihr Ziel be-
kannte, war nun freilich etwas anderes, als ein nur
mechanisches Wiederaufrichten und Zurückführen
des Alten und Überlebten, denn dies würde ein ver-
gebliches Rückdrehen des Zeitrades bedeutet haben.
Die Durchgeistigung der Formen war, nach dem im-
pressionistischen Naturalismus, als eine Forderung
der Gegenwart notwendig und unabwendbar geblie-
ben. Auch die jungen Maler, die aus dem Weltkrieg
ganz unbelastet mit Theorien zurückkehrten — Hasso
von Hugo gehörte zu ihnen — fühlten und sahen wie
die anderen, wenn sie auch die Notwendigkeit er-
kannten, gegenüber der spaltenden Verwirrung „Hal-

tung" einzunehmen und einen festen Standpunkt zu
sichern. Sie sahen die Natur und besonders auch alles
Gegenständliche als von schöpferischem Geist ge-
schaffen und erfüllt, von seelischer Atmosphäre um-
geben, die bei einer bildhaften Nachzeugung fühlbar
und sichtbar werden mußte. Man hat diese Art des
Schaffens mit seelischem Blick „Magischen Realis-
mus" genannt, und das war treffender als die spätere
Bezeichnung mit „Neue Sachlichkeit", mit der sich
etwas schematisch die Nachläufer decken wollten.
Denn es war erheblich mehr als nur „Sachlichkeit",
vielmehr dem zu vergleichen, was Carl Gustav Carus
etwa hundert Jahre zuvor in seinen Briefen über
Landschaftsmalerei, im Hinblick auf den damals auf-
tretenden Caspar David Friedrich, „Erdlebenbild-
kunst" genannt hatte. Carus schrieb: „Es werden
einst Landschaften höherer, bedeutungsvollerer
Schönheit entstehen, als sie Claude und Ruysdael ge-
malt haben, und doch werden es reine Naturbilder
sein, aber es wird in ihnen die Natur, mit geistigem
Auge erschaut, in höherer Wahrheit erscheinen. Und
die steigende Vollendung des Technischen wird ihnen
einen Glanz verleihen, den frühere Werke nicht
haben konnten."

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