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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Hellwag, Fritz: Der Maler Hasso von Hugo
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0482

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Schaffung"" zu künden wissen. Es bedeutet nichts, dies
mit Romantik zu bezeichnen, denn die Stimmung
liegt ja nicht in der oft fast alltäglichen Wahl der Mo-
tive, sondern ist fast allein durch die besondere Art
der Farbgebung zum Klingen gebracht. Nun wird es
notwendig, über diese Farbgebung des Künstlers, in
der sich Handwerkliches so „magisch" mit Künstleri -
schem verbindet, einige Andeutung zu machen.
Erinnert man sich an die Leuchtkraft der reinen Far-
ben, mit denen der bedeutendste Künstler der maleri-
schen Periode des Expressionismus, Franz Marc, so
unnachahmlich-selbstherrlich schaltete, so läßt sich
kaum ein stärkerer Gegensatz als zur Palette von Hu-
gos denken, die das Äußerste an Zurückhaltung bie-
tet, was man sich vorstellen mag. Und doch sind von
Hugos Bilder in sich farbiger, als die Franz Marcs!
Mindestens sind sie toniger. Jedoch ist diese Tonig-
keit, wenn ich richtig sehe, nicht so wie etwa bei Ce-
zanne, durch Brechung reiner Farben mit Grau er-
zielt, sondern es ist umgekehrt, dem Grau (und
Braun), von denen der Künstler — wie wohl auch
Kanoldt, Radziwill und andere — ausgeht, diejenige
Farbe als Leuchtkraft gegenübergestellt, die in ihrer
Mischung (im Braun oder Grau) hauptsächlich ent-
halten ist: also etwa dem Braun ein Rot, Gelb oder
Grün, dem Grau etwa Blau, Grün oder Violett,
und so sind die Beziehungen der Farben zum
Grundton der Bilder auf eine unmerkliche und sehr

diskrete Weise erzeugt. Innerhalb dieser Skala ist
die \'ariationsmöglichkeit sehr groß, doch niemals
fehlt jene diskrete Tonigkeit, die für den Ausdruck
nichtnaturalistischer, d. h. seelischer Werte so wesent-
lich ist. Die Lebhaftigkeit steigert oder mindert sich,
je nachdem, ob Braun oder Grau als Grundfarbe ge-
nommen wird. Braun, als warmer Ton, verstärkt die
Leuchtkraft aller übrigen Farben. Grau dagegen
wirkt kälter und löst mehr die Farben auf; es gibt da-
für den Bildern von Hugos jene „Atmosphäre", die er
mit großer Feinheit im Gesamtausdruck zu verwer-
ten weiß, und die dem Betrachter einen unvergeß-
lichen, freskoartigen Klang mitgeben. Sie kennzeich-
net auch des Künstlers persönliche Haltung am be-
sten, — Zurückhaltung möchte man sagen, denn, um
es zu wiederholen, die Gegenstände selbst, wie auch
die Landschaften, in denen deutsches Wesen sich so
verhalten ausspricht, sollen ja ihr „Eigenleben"' kün-
den, das sie einmal vom Geist des Menschen empfin-
gen und diesem zurückstrahlen.

Die außerordentliche Feinheit der Silberstiftzeich-
nungen von Hugos kann der Druck nicht ganz so
wiedergeben, wie sie in den Originalen enthalten ist
und durch besondere Grundierung und Strichlagen
erzielt wird. Der Künstler verbindet auch hier mit
Diskretion eine Klarheit, die sein persönliches Wesen
ebenso kennzeichnet, wie seine Werke.

Foto Schuck, Charlotterlburg

Hasso von Hugo. Früchtestilleben. Ol

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