Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

DOI Artikel:
Christoffel, Ulrich: Die große Deutsche Kunstausstellung 1941
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0534

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Foto Erika Schmauß, München

Marie Luise Wilckens. Krugträgerin

Große Deutsohe Kunstausstellung München 1941

Erntens, die in ihrer Friedlichkeit den Ton der mei-
sten Landschaften bestimmt. Oskar Martin-Amor-
bach schildert die abendliche „Heimkehr" der Bau-
ernfamilie und den Ausklang des ländlichen Arbeits-
tages in einer Komposition. Auch andere Künstler
suchen ihre Bildkompositionen neu zu erfinden wie
Herbert Kampf einen Beiterkampf um die Fahne,
Hans Schwarte-Hellweg den ..Fahneneid" der See-
kadetten oder Thomas Baumgartner den „Kampf des
Arztes mit dem Tode", wo der Beiter Tod die Kran-
ken hinter sich herschleift und der Arzt mit dem
Schwerte die Stricke durchhaut. Franz Triebsch wen-
det sich der altern Kostümmalerei zu, indem er Leon-
ardo im Befektorium von Santa Maria delle Grazie
im Gespräch mit den Mönchen vor seinem Abend-
mahl darstellt. Auch die Thetis von Hans Happ und
die Fisch- und Gemüsestilleben von Walther Scha-
chinger sind aus überlieferten Bildideen erneuert. Die
freundlichen Tierbilder von Julius Junghanns, Karl
Weisgerber oder Franz Xaver Stahl und die Ernte -
gruppen von Elisabeth Voigt, Budolf Otto, Lothar
Vesper oder Budolf Scheller leiten hinüber zur be-
friedeten Landschaft, wie sie besonders Hermann
Gradl in den Bildern vom Chiemsee, vom Main und
aus dem Mittelgebirge mit schönem Ausblick über
Felder, Hügel, Wälder, Burgen, Wasser und Him-
mel zu schildern vermag, indem er die Natur durch
Zusammenfassung und Ordnung zum vollen Bilde
formt.

Dieser geruhsame Ton der Landschaft mit dem Her-
ausarbeiten der stilhaften und stimmungsmäßigen
Elemente der Naturwiedergabe wird von vielen Bil-
dern aufgenommen und darin scheint die diesjährige
Ausstellung richtunggebend, daß diese Auffassung
von der geschlossenen Landschaftskomposition ein-
heitlicher als früher zum Ausdruck gelangt. Was man
heute an diesen Landschaften romantisch nennt, ist
meist die Erneuerung älterer Bildbegriffe aus der
altholländischen oder der deutschromantischen Land-
schaftskunst, die in die heutige Technik übersetzt
sind. In München ist dieses Bemühen um eine er-
höhte und übertragene Naturdarstellung von Malern
wie Steppes, Urban, Müller-Wischin oder Oskar Graf
von jeher lebendig gewesen. Die Bilder Bergwelt,
Wildbach, Herbstklänge, Stille Bucht, Spätsommer,
Gewitterstimmung, Bomantische Landschaft deuten
schon durch die Titel auf eine stimmungsmäßige
Steigerung des Bildgehaltes hin, wie sie auch bei der
Bildhaiierei beobachtet wurde und wie sie einem Ver-
langen der Zeit entgegenkommt. Im Wechsel mit
bunten Blumensträußen hängen in den meisten Sei-
tensälen zeichnerisch tonige Landschaften von roman-
tisierender Struktur, die meist im Fernblick Motive
von Bergen und Hügeln, Flußtälern und Burgen,
von der Ebene und von der Meeresküste abwandeln.
Künstler wie Bichard Holst, Walter Strich-Chapell,
Hans Adolf Bühler, Willy ter Hell, Hans Albert
Simon-Schäfer, Maximilian Leo, Karl Alexander Flü-
gel, Gustav Behre, Max Fuhrmann, Harald Tilberg
haben an der Ausbildung dieser Bichtung besondern
Anteil. Willy Kriegel malt eigenartig wirklichkeits-
getreu Bilder von einem Verschneiten Bach oder
einem Sonnigen Stein und vermag dabei Ausschnitte
aus der Natur wie in mikroskopischer Durchleuch-

276
 
Annotationen