STEPHAN LOCHNER, MADONNA IN DEK. ROSENLAUBE
architektonischen oder Verzierungskünsten ist kaum
wahrzunehmen. Keine Malerei hat aber jemals und
zwar ganz ihre eigenen Pfade verfolgend dem Aus-
druck des Innerlichen zielbewusster nachgestrebt
und dabei gerade doch durch die ängstlichste Anleh-
nung an den äusserlichen Charakter der Dinge das
Hässliche mit in den Kauf genommen. Denn die
peinliche Pietät im Ausgraben des äusserlichen
Wesens bedeutete für sie nur das Hindurchdringen
zu der dahinter gelegenen Mysterie. Die Natur war
ihnen vielleicht gleichgültig, aber beim natürlichen
Ausschmücken ihrer Traumbilder haben die alten
Kölner sich mit einer Innigkeit in diese hinein-
versenkt, die alle Kunst beschämt.
Stephan Lochner, der grösste unter ihnen, war
der nach Köln gekommene Süddeutsche, der dort
die Tradition des lieblichen Meister Wilhelms fand
und dabei, obgleich erst in reiferem Alter, unter
den hauptsächlich technischen Einfluss der ver-
wandten vlämischen Künstler kam. Aber bei seinen
harmlosen Visionen, in welchen die Heiligen in der
Schärfe der Wirklichkeit erscheinen, denkt man
an die Kunst der Ausführung nicht, sondern allein
an Gnade.
Die Kunst konnte nach ihm reicher und ästhe-
tischer werden, von männlicherem Gefühl und ge-
stählteren Mitteln, aber an Tiefe der Empfindung
kann Deutschland nach Stephan nicht weiter gehen.
Der grosse Forscher, der mit seiner prächtigen Treu-
herzigkeit dem Suchen nach vollkommeneren
16
architektonischen oder Verzierungskünsten ist kaum
wahrzunehmen. Keine Malerei hat aber jemals und
zwar ganz ihre eigenen Pfade verfolgend dem Aus-
druck des Innerlichen zielbewusster nachgestrebt
und dabei gerade doch durch die ängstlichste Anleh-
nung an den äusserlichen Charakter der Dinge das
Hässliche mit in den Kauf genommen. Denn die
peinliche Pietät im Ausgraben des äusserlichen
Wesens bedeutete für sie nur das Hindurchdringen
zu der dahinter gelegenen Mysterie. Die Natur war
ihnen vielleicht gleichgültig, aber beim natürlichen
Ausschmücken ihrer Traumbilder haben die alten
Kölner sich mit einer Innigkeit in diese hinein-
versenkt, die alle Kunst beschämt.
Stephan Lochner, der grösste unter ihnen, war
der nach Köln gekommene Süddeutsche, der dort
die Tradition des lieblichen Meister Wilhelms fand
und dabei, obgleich erst in reiferem Alter, unter
den hauptsächlich technischen Einfluss der ver-
wandten vlämischen Künstler kam. Aber bei seinen
harmlosen Visionen, in welchen die Heiligen in der
Schärfe der Wirklichkeit erscheinen, denkt man
an die Kunst der Ausführung nicht, sondern allein
an Gnade.
Die Kunst konnte nach ihm reicher und ästhe-
tischer werden, von männlicherem Gefühl und ge-
stählteren Mitteln, aber an Tiefe der Empfindung
kann Deutschland nach Stephan nicht weiter gehen.
Der grosse Forscher, der mit seiner prächtigen Treu-
herzigkeit dem Suchen nach vollkommeneren
16