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HEUTIGE ANSICHT VON SANSSOUCI, NACH EINER PHOTOGRAPHIE
SANSSOUCI
4 VON
FRITZ RUMPF
ETRACHTET man einmal von
der Hüne des Marieenber-
ges die Dächer und Türme
und Kuppeln Potsdams
zur Linken, die schimmern-
den Havelseen zur Rechten
und die zierlich geschwun-
genen Bergrücken, welche
alles umrahmen, so wird
man diesen Anblick so leicht
nicht vergessen. Von kei-
nem anderenPlatzeaus offen-
bart sich die Kulturarbeit
der preussischen Könige so übersichtlich und ein-
drucksvoll.
Vor einem Vierteljahrhundert hatte dort oben
der englische Botschafter seinen Sommersitz. Kaiser
Wilhelm soll einmal, als er bei dem Botschafter zu
Gast war, geäussert haben: „Eine solche Aussicht
habe ich von keinem meiner Schlösser." Der hohe
Herr liebte es, seinen Wirten ähnliche Liebens-
würdigkeiten zu sagen, und so mag die Bemerkung
wohl in dieser Form gefallen sein, obgleich die
Fernsichten vom Babelsberge, von der Orangerie,
vom Ruinenberge und vom Pfingstberge weit um-
fangreicher sind, als der Blick vom Marieenberge
und, jede in ihrer Art, auch reizvoll genug. Es ist
aber auch möglich, dass die kaiserlichen Worte
etwas anders gelautet haben, dass sie an eine be-
stimmte Erinnerung anknüpften, die nur dem Kaiser
selbst, aber keinem einzigen aus seiner Umgebung
gegenwärtig war. In seiner Jugend stand Kaiser
Wilhelm I. sicher oftmals auf der Terrasse von
Sanssouci und erfreute sich dort fast an demselben
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