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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Heilbut, Emil: Constantin Somoff
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0076

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CONSTANX1N

SOMOFF, KÜHE IM WALDE

erstens richtet sich die Komposition nach der Fagde
des genau dem Beschauer gegenüber emdifctta

Landlauses, und ^Gf^^f^S
und wagrechten Linien werden nur Dis
gewissen Grade ^erwunden k weU

Zweitens ist dies Bild ein yvu . d

in ihm so viel vorgeht wie auf einem Hogartho
auf der dreiteiligen Mysterienbuhne und a
alles in sanften Harmonien -ammeng^1«» *
In diesem Bilde ereignet sich so v elerki
in Zolas pariser Etagenhaus Allen JJ« g
sehr wohl zu Mute. Sowohl dem^^
der wie emaillierten Weide grast und «f^*™?
glänze badet, der auf den weissen Fellen lustig

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blaue Markierungen macht —
wie den Personen. Diese zer-
fallen in Generationen. Wir
sehen eine alte Dienstmagd in
Gelbrot, die, sich von dem
sanften grauen Ton der Holz-
wand absetzend, auf der frei-
gelegenen Treppe zum alten
Herrn, der im ersten Stock in
einem Grossvaterstuhl sitzt, den
Thee hinaufträgt (und bei ihm
sieht man im Hintergrunde das
bewusste Porträt der Dame aus
dem achtzehnten Jahrhundert).
Dann sieht man unten imVorder-
grund zwei wunderhübsche, ro-
mantisch wirkende junge Damen
Thee aus leuchtend blauem
Porzellan trinken, während sie
nach etwas hinzuhorchen schei-
nen. Auch ein allerliebster klei-
ner Knabe, der sehr verzogen
neben ihnen sitzt und, wie es
scheint, Himbeersaft schlürfen
kann, scheint auf das un-
bekannte Geräusch zu horchen
und macht grosse Augen. Auf
der linken Seite aber, einige
Stufen hinauf, presst sich ein
Liebespaar, ins Freie hinaus-
sehend, an das grüngestrichene,
Treppengeländer, von Atmo-
sphäre umspielt. Das Ganze ist
ein echtes Genrebild; voller
Feinheit; nicht ohne ironische
Betrachtung der Welt; nicht
ohne Hogarthismus; und doch
voller Respekt vor der Einfachheit der Lebens-
erscheinungen, voll malerischer Delikatesse und
voll Ruhe.

Im Porträtfach ist Somoff ebenfalls ein Genre-
maler, in dem Sinne, dass er seinen Dargestellten
eine gewisse Bewegung, Geste und ein Milieu zu
geben sucht, auch darin, dass er mit kindlicher Freude
Details an ihnen wie Schmuck und dergleichen mit
Nachdruck ausführt. Es liegt im Grunde von Somoff
viel von den Leidenschaften derllluminatorenthätig-
keit: er liebt nicht allein das Detail, auch den
Schmelz. Den Beweis giebt beispielsweise ein Aqua-
rell Somoffs, das er „le tapis vert" nennt, ein Blatt,
das mit sehr leuchtenden lebhaften Farben den Laub-
 
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