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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Sarre, Friedrich: Persisch-islamische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0174

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SYRISCHE EMAILLIERTE GLÄSER DES 13.—14. JAHRH.,. PERSISCHE LÜSTERGEFÄSSE DES l6.— 17.JAHRH.

Bestand an Kunstschätzen dieses Gebietes im pariser
Privatbesitz und bei einigen dortigen Händlern vor-
handen ist. Das Ausland war nur durch ein her-
vorragendes Stück aus dem Besitz des Herzogs von
Arenberg in Brüssel und durch mehrere Gegen-
stände aus der Sammlung des Verfassers vertreten.

Der Besuch der Ausstellung war kein allzu
reger; aber hoffentlich hat dieses mit Sachkenntnis,
Geschmack und Mühe von Kunstkennern wie
G. Migeon, L. Metman und R. Koechlin veranstal-
tete Unternehmen dazu beigetragen, das Interesse
und Verständnis für dieses verhältnismässig wenig
bekannte Kunstgebiet auch in weiteren Kreisen zu
wecken und zu vermehren. Der Forscher auf dem
Gebiete der orientalischen Kunst darf mit den wissen-
schaftlichen Ergebnissen in hohem Masse zufrieden
sein und weiss vor allem auch den Sprachforschern
Dank, die durch Entzifferung der Inschriften feste
Anhaltspunkte für die Datierung und Klassifizierung
gegeben haben.

Es ist zu verwundern, wie wenig im allgemeinen
die Kunst des muhammedanischen Orients bekannt
ist, und dass das Verständnis für ihre Eigenart nicht
der wachsenden Kenntnis des Landes selbst Schritt
gehalten hat. Eine Erklärung hierfür mag darin
zu suchen sein, dass die Forscher, die archäologische
oder geographische Interessen auch in den weiteren
Orient geführt haben, den Denkmälern der muham-

medanischen Zeit meist gar kein oder nur geringes'
Interesse entgegengebracht und sie auf Kosten früh-
erer Kulturperioden vernachlässigt haben. Hierzu
kommt, dass die grossen Bazare in den Fremden-
städten des Orients durchschnittlich billige, für das
Ausland gefertigte, moderne, aber oft als alt aus-
gegebene Waren enthalten, nach deren Kunstwert
man die frühere einheimische Kunstindustrie nicht
bemessen darf. Dieses Bric-ä-brac ist teilweise
auch schuld daran, vielen die Freude an der orien-
talischen Kunst überhaupt verdorben und sie auch
bei verständigen Leuten in Misskredit gebracht zu
haben. Man denkt nicht mehr daran, dass aus
dem muhammedanischen Orient das mittelalterliche
Europa Luxusgegenstände und Kostbarkeiten be-
zog, dass das Morgenland lange Zeit als die Hei-
mat jedes feineren Lebensgenusses und höherer
wissenschaftlicher und künstlerischer Thätigkeit
galt, dass die aus dem Orient stammenden Seiden-
stoffe und Teppiche die dekorative Formenwelt des
Abendlandes teilweise bestimmt, und auf die kolo-
ristische Entwickelung der italienischen Malerei
zur Renaissancezeit von bedeutendem Einfluss ge-
wesen sind.

Die mittelalterlichen persischen Lüster-Fayencen
und silbertauschierten Bronzen, die emaillierten
syrischen Glasgefässe, die persischen Miniaturen
und Teppiche des 16. und 17. Jahrhunderts, alles

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