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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Rumpf, Fritz: Sanssouci
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0230

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Bilde, das sich ihm in den Tagen des Greisenalters
vom Marieenberge aus darbot. Noch etwas lustiger
zeigte sich vielleicht Potsdam von dem Lieblings-
platz des grossen Königs aus, denn die glitzernden
Havelflächen um den Tornow und bei Templin
kamen dort mehr zur Geltung. Eine Abbildung
aus dem Jahre 1822 zeigt die „Aussicht aus den
Fenstern Friedrichs II in Sanssouci" noch sehr reich-
haltig und ausgedehnt, und doch war damals schon
Lenne, der wütige Umstürzler, Mitglied der Garten-
intendantur und hatte begonnen, seine „den ästhe-
tischen Forder-
ungen der Neu-
zeitgenügenden"
Anlagen, zwi-
schen das Schloss
und die Ferne zu
schieben. Aber
diese Anlagen
warennoch klein
und harmlos und
noch lange nicht
herangewachsen
zu den unglück-
seligen Laub-
massen,diespäter
der Höhe die
Fernsicht und der
Tiefe den Auf-
blick zur Höhe
raubten.

Wie unheilvoll Friedrich Wilhelms IL Ver-
wüstungen zu Gunsten des „guten und verbesserten
Geschmacks", Lenne's virtuosenhafte „harmonische
Umwandlungen" und Friedrich Wilhelms IV.
„künstlerische" Bereicherungen und Veredlungen
für Sanssouci waren, das alles hat Georg Sello schon
1878 in seiner Denkschrift für den Kronprinzen
Friedrich Wilhelm und dann nochmals 1888 in
seinem Werke: „Potsdam und Sanssouci" meister-
haft nachgewiesen. Die Ehrfurcht vor dem Geiste

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ylussicht aus den Fenstern* Friedrichs des JT. Königs /von- I^eussen.
NACH EINEM BERLINER KALENDER V. l822.

Vermögen der Durchschnittsmenschen. Treibt ein
bedeutender Künstler wissenschaftliche Studien, so
wird man seine Leistungen auf diesem Gebiete auf-
merksamer und eindringlicher verfolgen, als gleich-
wertige oder selbst bessere Arbeiten eines Fach-
manns, der schlecht und recht den üblichen Weg
geht. Man rechnet darauf, dass auch auf die
Nebenwege Strahlen des Glanzes fallen, mit dem
der Grosse seine eigentliche Siegesbahn erhellt.
Warum soll da nicht ein grosser Fürst und Feldherr
und Denker, auch der Kunst einen eigenartigen

ungewohnten
Reiz verleihen,
wenn er ihr die
Sonne seiner
Gunst zuwendet?
Zumal wenn er
es so eifrig und
anhaltend thut,
wie Friedrich der
Grosse. Die An-
lagen, die der

schöpferische
König verstehen
waren sicher
nicht alle ein-
wandsfrei. Von
den zahlreichen
Gruppen und
Standbildern aus
vergoldetem Blei
sagen selbst Friedrichs Bewunderer, sie seien plump
und geschmacklos gewesen. Und auch sonst war
nicht alles Gold, was glänzte. Unter den Marmor-
arbeiten, die einst entfernt wurden und jetzt wieder
aufgestellt sind, finden sich, neben Meisterwerken
ersten Ranges, eine Menge roher, handwerks-
mässiger Leistungen, weit unter der Marke der
Mittelmässigkeit. Und doch war Friedrichs Werk
sicher wert, erhalten zu bleiben, wie es war.
Schon der Umstand, dass dem König bei der

des grossen Königs trieb Sello dazu, eine Beseitigung Anlage von Sanssouci die Erfahrungen zu Gebote

aller späteren Zuthaten aus Sanssouci und eine
Wiederherstellung der ganzen Anlage im Sinne
Friedrichs II. anzuregen.

Es ist eine schöne Sache um die Ehrfurcht vor
grossen Männern. Unwillkürlich nimmt man an,
dass ein Geist, der in einer bestimmten Richtung

standen, die er in Rheinsberg gemacht hatte, dass
er schaffen konnte nach einem Modell, das schon
völlig durchgeführt und erprobt war, sicherte dem
Parke von Sanssouci von vornherein eine gewisse
Ueberlegenheit und Zuversichtlichkeit.

Das alte Sanssouci ist dahin, unwiederbringlich

Weltbewegendes, alles Ueberragendes geleistet hat, dahin. Es ist unmöglich, es genau so wieder her-
auch nach anderen Richtungen hin weitblickender zustellen, wie es war. Was von Plänen, Ab-
und fruchtbarer sein muss, als die Einsicht und das bildungen und Beschreibungen der ursprünglichen

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