Ansprüche stellt. So gemahnt uns ein Gipswerk noch
viel lebendiger als andere Plastik an den schaffenden
Künstler und wir empfangen daraus am nächsten
den Eindruck des Werdens gegenüber dem des un-
abänderlichen Seins. In der zauberhaften Beleuch-
tung dieses Saales nun, die alles in bläulichem Fluss
überflutet, jede Härte mildert, ja selbst die Konturen
der Gipse verwischt, wird dieser Eindruck noch
erhöht, so dass man wirklich sagen kann, hier ist
das scheinbar Unmögliche erreicht.
Ein entsprechender Saal am anderenEnde ist ganz
Robert Diez gewidmet und birgt neben manchen
bekannten Arbeiten auch neuere, polychrome u. s. w.
— Von Plastiken — wenn auch nicht grade hier
aufgestellt — möchte ich noch eine Mädchenbüste
Pöppelmanns namentlich hervorheben.
Auch jetzt bin ich noch nicht einmal mit
der Aufzählung der verschiedenen Schaustücke der
Ausstellung fertig. W. Kreis schuf einen modernen
Kaffeegarten, in den leider viel zu viel Architektur
eingepfercht ist. Das Gegenstück dazu auf der
linken Seite, einen sogenannten „Biedermeier"-
Garten, muss ich der Vollständigkeit wegen er-
wähnen. Im übrigen hätte man nur allen Grund,
ihn totzuschweigen. Der Ausstellvingspark endlich
birgt noch einen Pavillon, in dem die heutige
Liebhaberphotographie zu Wort kommt.
Noch vor wenigen Jahren veranstaltete man
in Deutschland Ausstellungen wie etwa die alljähr-
lichen „Academies" in London oder die „Salons"
zu Paris heute noch sind. Innerhalb des gleichen
Rahmens gab es neue Bilder. Die Besucher kamen
der Bilder wegen und kümmerten sich überhaupt
nicht um den Rahmen.
Heute gehen die Sorgen des Veranstalters nach
anderen Richtungen hin. War der Rahmen der
vorjährigen Ausstellung noch so vortrefflich, er
darf ihn nicht wiederholen, er muss auf einen
neuen verfallen.
Es mag dahingestellt bleiben, ob in dem that-
sächlich vorgeführten Ausstellungsmaterial, ich
meine den Gemälden der lebenden Künstler, unsere
früheren Ausstellungen in Dresden, 1807, 1899,
1901 nicht vielleicht doch hie und da Frischeres,
Packenderes boten. Jedenfalls aber, was die Ent-
faltung eines glänzendenApparats und einer überaus
geschmackvollen Dekoration anbelangt, ferner was
sie an ungeheurem Reichtum der Abwechslung
bietet, übertrifft die diesmalige Ausstellung alle ihre
Vorgängerinnen um ein Beträchtliches.
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viel lebendiger als andere Plastik an den schaffenden
Künstler und wir empfangen daraus am nächsten
den Eindruck des Werdens gegenüber dem des un-
abänderlichen Seins. In der zauberhaften Beleuch-
tung dieses Saales nun, die alles in bläulichem Fluss
überflutet, jede Härte mildert, ja selbst die Konturen
der Gipse verwischt, wird dieser Eindruck noch
erhöht, so dass man wirklich sagen kann, hier ist
das scheinbar Unmögliche erreicht.
Ein entsprechender Saal am anderenEnde ist ganz
Robert Diez gewidmet und birgt neben manchen
bekannten Arbeiten auch neuere, polychrome u. s. w.
— Von Plastiken — wenn auch nicht grade hier
aufgestellt — möchte ich noch eine Mädchenbüste
Pöppelmanns namentlich hervorheben.
Auch jetzt bin ich noch nicht einmal mit
der Aufzählung der verschiedenen Schaustücke der
Ausstellung fertig. W. Kreis schuf einen modernen
Kaffeegarten, in den leider viel zu viel Architektur
eingepfercht ist. Das Gegenstück dazu auf der
linken Seite, einen sogenannten „Biedermeier"-
Garten, muss ich der Vollständigkeit wegen er-
wähnen. Im übrigen hätte man nur allen Grund,
ihn totzuschweigen. Der Ausstellvingspark endlich
birgt noch einen Pavillon, in dem die heutige
Liebhaberphotographie zu Wort kommt.
Noch vor wenigen Jahren veranstaltete man
in Deutschland Ausstellungen wie etwa die alljähr-
lichen „Academies" in London oder die „Salons"
zu Paris heute noch sind. Innerhalb des gleichen
Rahmens gab es neue Bilder. Die Besucher kamen
der Bilder wegen und kümmerten sich überhaupt
nicht um den Rahmen.
Heute gehen die Sorgen des Veranstalters nach
anderen Richtungen hin. War der Rahmen der
vorjährigen Ausstellung noch so vortrefflich, er
darf ihn nicht wiederholen, er muss auf einen
neuen verfallen.
Es mag dahingestellt bleiben, ob in dem that-
sächlich vorgeführten Ausstellungsmaterial, ich
meine den Gemälden der lebenden Künstler, unsere
früheren Ausstellungen in Dresden, 1807, 1899,
1901 nicht vielleicht doch hie und da Frischeres,
Packenderes boten. Jedenfalls aber, was die Ent-
faltung eines glänzendenApparats und einer überaus
geschmackvollen Dekoration anbelangt, ferner was
sie an ungeheurem Reichtum der Abwechslung
bietet, übertrifft die diesmalige Ausstellung alle ihre
Vorgängerinnen um ein Beträchtliches.
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