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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Aus der Correspondenz Vincent van Goghs, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0418

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aber ich kenne das ewige Gesetz der Veränderung.
Denke zehn Jahre zurück, da waren die Dinge
anders; die Zustände, die Stimmung der Menschen,
kurzum alles, und zehn Jahre später ist auch wohl
so manches wieder anders. Aber etwas geschaffen
zu haben, das bleibt; und man empfindet auch nicht
sobald Reue darüber, dass man etwas geschaffen hat.
Je thätiger je besser, und mir ist ein Missglücken
lieber als ein Stillsitzen.

Es wird gar nicht mehr so arg lange dauern,
bis das, was wir hervorbringen werden, ganz be-
deutend sein wird. Du siehst es ja wohl selbst, —
und es ist eine Erscheinung, die mir unendlich viel
Freude macht, — dass man anfängt mehr und mehr
Ausstellungen von einer einzigen Person, oder eini-

gen wenigen zu machen, die zu einander gehören.
Das ist eine Erscheinung im Kunsthandel, die meiner
Meinung nach eine grössere Zukunft haben wird
als andere Unternehmungen. Wie gut, dass man
anfängt zu verstehen, dass ein Bouguereau neben
einem Jacques, eine Figur von Beyle oder Lher-
mitte neben einem Schelfhout oder Koekkoek
nicht wirken kann.

Wenn ich meine Arbeit bei mir behielte, glaube
ich, würde ich so manches daran vermalen. Dadurch,
dass ich sie, sobald sie aus der Hütte kommt, Dir
oder Portier schicke, wird wohl manches darunter
sein, das nichts taugt, — aber es werden dadurch
auch Sachen erhalten bleiben, die durch häufiges
Uebermalen nicht besser würden.

VINCENT VAN GOGH, ZEICHNUNG
 
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