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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 2.1904

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Gronau, Georg: Siena und seine Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.3550#0471

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liegt die in grandiosen Verhältnissen gebaute Loggia,
mit der alten Holzdecke gedeckt: Her an den
Schmalseiten und der Hauptwand steht in der
originalen Hufeisenform, was Jahrhunderte wäh-
rende Zerstörung von Quercias Hauptwerk übrig-
gelassen hat. Nichts ist hinzugethan, ein jedes kleinste
Bruchstück an richtiger Stelle wieder angebracht.
Der grosse Genius, der selbst einem Michelangelo
Anregung geben konnte, spricht da wieder zu uns,
erhaben in seinen Gestalten, selbst wo er derGothik
noch den Tribut zollt, weit voraus weisend in den
naturalistischen Reliefs der Schöpfung und Aus-
treibung: hier sind Kräfte wirksam, die aufeinander
stossen und in stärkster physischer Bethätigung sind
Menschen vor uns hingestellt.

Man mag daran Anstoss nehmen, dass man einen
Brunnen in eine Loggia gestellt hat, auch daran, dass
an der Hauptwand Thüren das Werk unterbrechen.

Wer aber bedenkt, dass diese Schöpfung doch für
den Platz draussert verloren sein muss, der wird sich
der herrlichen Umgebung freuen, in der fortan die
ehrwürdigen Reste erhalten bleiben. Denn das ist das
höchst erfreuliche Resultat der Ausstellung*, dass
Quercias Bildwerke nicht wieder zerstreut werden.
Die Vielen, welche die sieneser Ausstellung
nicht gesehen haben, erwartet in der Zukunft in
Siena ein grosser Eindruck mehr; die Loggia mit
Quercias Brunnenreliefs — und wenn man sich an
ihnen satt gesehen hat, so umfasst der Blick voll
Entzücken ein unvergleichliches Stadtbild: ein paar
Adern, die ins Land hinausgreifen, und zwischen
ihnen die fruchtbare Campagna, ins Unendliche
sich verlierend bis zu den bedeutenden Formen des
Monte Amiata in weiter Ferne.

* Es mag von Interesse sein zu erfahren, dass die Ausstellung
bis zum 10. Oktober geöffnet bleibt.

JOHANNES DER TÄUFER (UNBEKANNTER MEISTER)
 
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