CHRONIK
Karikaturen sind gut für den flüchtigen Blick, im Vor-
beigehen oder beim schnellen Umblättern. Man
kann nur wenig zur Zeit davon vertragen. Darum ist
eine Ausstellung von Karikaturen von vornherein be-
denklich. Erträglich wird sie nur, wenn der Umfang
aufs Äusserste beschränkt und nichts als das Beste ge-
zeigt wird. Beides war in der Ausstellung moderner
Karikaturisten, die in diesen Wochen im Sezessionshaus
von den „Lustigen Blättern" veranstaltet wurde, ver-
säumt worden. Eine durchaus nutzlose Ausstellung.
Zwei Drittel der Werke waren von massigen Franzosen,
ein Sechstel von Engländern und im letzten Sechstel be-
gegnete man endlich ein paar deutschen Namen zweiten
und dritten Ranges. Es fehlten Heine, Wilke, Bruno
Paul, — alle die Simplizissimusleute; es fehlten ent-
scheidende Werke von Busch und Oberländer, Neu-
mann und Kirchner, Gulbransson und Engstroem, Laut-
rec, Steinlen und Beardsley. Potenzen wie Forain,
Leandre und Willette können dafür nicht Ersatz bie-
ten; und noch weniger die unmotiviert grotesken
Gewaltsamkeiten der Berufskarikaturisten. Seelenlose
Karikaturen sind mehr zum Weinen als zum Lachen.
Oder zum Brechen. Alles in allem: es war mehr un-
appetitlich als unterhaltend. —
Die BerlinerKritik, als Beraterin des allzeit modernen
Publikumsgeschmacks, schwärmt neuerdings für Lilje-
fors. Und es wirkt: alle Bilder fast, die in der Aus-
stellung im Künstlerhaus hingen, sind verkauft worden.
Beklagenswerte Käufer! Liljefors ist schon längst kein
hervorragender Maler mehr, war es im höheren Sinne
nie. Das Tierstück wäre ein interessantes Thema, ein-
mal ausfürlich darüber zu reden. Die Tierstücke von
Liljefors sind dadurch bemerkenswert, dass sie kaum
welche sind. Es sind weder Tiere mit Landschaft, noch
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Karikaturen sind gut für den flüchtigen Blick, im Vor-
beigehen oder beim schnellen Umblättern. Man
kann nur wenig zur Zeit davon vertragen. Darum ist
eine Ausstellung von Karikaturen von vornherein be-
denklich. Erträglich wird sie nur, wenn der Umfang
aufs Äusserste beschränkt und nichts als das Beste ge-
zeigt wird. Beides war in der Ausstellung moderner
Karikaturisten, die in diesen Wochen im Sezessionshaus
von den „Lustigen Blättern" veranstaltet wurde, ver-
säumt worden. Eine durchaus nutzlose Ausstellung.
Zwei Drittel der Werke waren von massigen Franzosen,
ein Sechstel von Engländern und im letzten Sechstel be-
gegnete man endlich ein paar deutschen Namen zweiten
und dritten Ranges. Es fehlten Heine, Wilke, Bruno
Paul, — alle die Simplizissimusleute; es fehlten ent-
scheidende Werke von Busch und Oberländer, Neu-
mann und Kirchner, Gulbransson und Engstroem, Laut-
rec, Steinlen und Beardsley. Potenzen wie Forain,
Leandre und Willette können dafür nicht Ersatz bie-
ten; und noch weniger die unmotiviert grotesken
Gewaltsamkeiten der Berufskarikaturisten. Seelenlose
Karikaturen sind mehr zum Weinen als zum Lachen.
Oder zum Brechen. Alles in allem: es war mehr un-
appetitlich als unterhaltend. —
Die BerlinerKritik, als Beraterin des allzeit modernen
Publikumsgeschmacks, schwärmt neuerdings für Lilje-
fors. Und es wirkt: alle Bilder fast, die in der Aus-
stellung im Künstlerhaus hingen, sind verkauft worden.
Beklagenswerte Käufer! Liljefors ist schon längst kein
hervorragender Maler mehr, war es im höheren Sinne
nie. Das Tierstück wäre ein interessantes Thema, ein-
mal ausfürlich darüber zu reden. Die Tierstücke von
Liljefors sind dadurch bemerkenswert, dass sie kaum
welche sind. Es sind weder Tiere mit Landschaft, noch
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