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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 6.1908

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Heft 8
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4705#0362

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OTTO SCHOLDERER, DAMENBILDNIS

AUSGEST. IM FRANKFURTER KUNSTVEREIN

KUNSTAUSSTELLUNGEN

I) eil in. — Zum neunzigsten Geburtstag Karl Sreffecks,
auf den Liebermann in diesen Blättern geistreich
hingewiesen hat, war im Salon Ed. Schulte eine ganze
Kollektion von Werken dieses Kriigerschülers vereinigt.
Nicht so viele Bilder waren vielleicht eindrucksvoller
gewesen, da die tüchtige aber nicht eben interessante
Metierkonvention Steffecks eine gewisse Langeweile
erzeugt, wogegen die lauterste Hochachtung auf die
Dauer nicht aufkommen kann. Am besten sind immer
Steffecks Pferdebilder, weil sie mit Passion gemalt sind;
aber selbst die besten von ihnen sind kaum hier und da
ein wenig berührt vom Geiste Leibls oder Menzels.
Es fehlt meistens sogar die moderne Note Krügers.
Wie es scheint hat Steffeck in Paris nichts von Gericault
gesehen; und wenn er dessen Rennbilder gekannt hat,
dürfte er sie nicht eben hoch geschätzt haben. Lieber-
mann hat Recht: auch als Maler ein „famoser Kerl". Zu
„entdecken" aber gibt es bei ihm nichts mehr.

Ebenfalls bei Schulte war eine umfangreiche Zügel-
ausstellung zu sehen. Auch Zügels Tierbilder liebt
man mehr, wenn man ihnen zu zweien oder dreien be-
gegnet, als wenn man ihrer ein halbes Hundert bei-
sammen sieht. Unter dem Mittelmässigen leuchten sie
stets wohltätig hervor, in ihrer ehrlichen, gesunden
Kraft. Sie zwingen auch in dieser Kollektivausstellung
nun zur Hochachtung; denn sie alle sind männlich gewollt
und tüchtig gekonnt. Nur ist immer ein wenig etwas
Anderes gewollt als gekonnt wird und es wird etwas
Anderes gekonnt als Zügel eigentlich will. Auf dem
Weg vom Auge zur Hand verwandelt sich die leben-
dige Impression. Der Maler hat sehr starkes Natur-
empfinden; was aber auf die Leinwand kommt ist
in der Regel ein atelierhaft gewordener Reflex davon.
Es ist alles da: die Sonne, die Atmosphäre, die Raum-
wirkung, die Monumentalität und die Bewegung; es
fehlt nichts als jenes undefinierbare Etwas, das wir nicht

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