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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Unsere Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0130

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Unsere Bilder.

21(9. Modellskizze zum Essener Brunnen von Gg. Grasegger, Köln. (V75 der wirk!. Gr.)

ein Dreieck, dessen eine Spitze — am Zusammenstoß
zweier Straßenzüge — abgeschrägt ist während eine
Leite eine gebrochene Linie bildet, hinter der sich der
nichts weniger als schöne und höchst unregelmäßige
Bau des katholischen Gesellenhauses erhebt. (Obgleich
nun schon am 3. August (902 der Grundstein zu dem
Brunnen feierlich gelegt worden war (bei a), stellte
das Preisausschreiben in lobenswerter Weise es doch
vollständig dein Ermessen der Aünstler anheim, für
den Brunnen auch eine andere Stelle des Platzes
auszuwählen; als weiterer Vorzug des Ausschreibens
darf die Wahl des Naßstabes — ( : (0 ■— bezeich-
net werden. Für viele Bildhauer mag indessen die
Bestimmung erschwerend gewesen sein, daß durch
Beilage einer Kostenberechnung und von Angeboten
leistungsfähiger Firmen die Ausführbarkeit des Brun-
nens um den Preis von 25 000 M. nachgewiesen
werden mußte.

Der Wettbewerb, der für deutsche Aünstler er-
öffnet war, fand eine überaus rege Beteiligung;
nicht weniger als (0( Entwürfe waren rechtzeitig
eingetroffen. Dem siebenköpfigen Preisgericht ge-
hörten als künstlerische Fachleute an: Pros. Theodor
Fischer - Stuttgart, Pros. Perm. pahn-München,
Prof. Di\ Aonrad Länge-Tübingen sowie die Stadt-
bauräte Wiebe und Guckuck-Essen. Das Ergeb-
nis der Beurteilung war, daß nach mehrmaliger
Ausscheidung der ininder wertvollen Arbeiten (5 Ent
würfe in die engste Wahl kamen und schließlich die
Modelle von Georg Grasegger - Aöln, Alfert
Zanfsen und Paul Thiersch - München sowie

F. Grauer-Aöln zusammen mit Wilhelm Nida-
Rüm e lin-München mit Preisen ausgezeichnet wurden.
Die Preiszuerkennung erfolgte einstimmig; außerdein
empfahl das Preisgericht zum Ankauf noch die Ent-
würfe von peinr. Jobst-München, Theod. v. Gosen-
München und Architekt Wilh. Opfermann-Aöln.p

Der Gewinner des (. Preises — Georg Gras-
egger — ist unseren Lesern kein Neuling mehr; sie
wissen, daß er in Partenkirchen geboren ist, daß er
seine künstlerische Ausbildung anfangs dort, größten-
teils aber in München genossen hat und daß er seit
zwei Jahren an der Aölner Aunstgewerbeschule tätig
ist. Der preisgekrönte •— in Abb. 2(7 dargestellte —
Brunnen ist für die Stelle (a) gedacht, wo der Grund-
stein ruht. Den Aünstler leitete dabei der Gedanke:
„der Brunnen soll dem Platze, aus dem er steht, ein
heimisches, sozusagen poetisches Gepräge geben; er
erinnert durch feine Form an die früheren Brunnen-
häuser — überdachte Ziehbrunnen, bei denen die
Frauen aus dem Orte Zusammenkommen zum Wasser-
holen und — Plauschen. Es führt ein solcher Bau
uns wieder Bilder aus verklungenen Tagen vor das
geistige Auge: ein Märchenkapitel vollends dann,
wenn von den Steinbänken zu beiden Seiten Gebrauch
gemacht wird. — Direkt über dein Wasserspiegel be-
hauptet ein kräftiger Adler mit gespreizten Fängen
seinen Platz, aufmerksam wachend, Umschau haltend,

>) Man beachte, daß von den sechs einer Auszeichnung
wert erachteten Modellen und Entwürfen (aus einer Gesamt-
zahl von ;o;) nur ein Entwurf ist, an dem kein Münchener
Künstler beteiligt ist.
 
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