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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Der Kunstsalon Heinemann in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0158

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Der Aunstsalon Ejeittemattn in München.

275. Aus der Gemäldegalerie von D. kjeinemann; Architektur von Emanuel Seidl, München.

Richtige' anzuschließen braucht. Nehmen wir nur die
eigenen Traditionen am rechten ^leck wieder auf,
iticht als Nachahmer freilich, danit wird es auch an
der richtigen Weiterbildung nicht fehlen.

Die Schaffung der neueit Ausstellungslokale der
Kunsthandlung peinemann ist nicht für München
allein ein Werk 'von Bedeutung, obfchon sie gerade
hier iit durchaus klarer, unzweideutiger Weife den
Weg zeigt, der zu beschreiten ist, deutliche Fingerzeige
gibt, was zu tun, was vor allem auch 511 lassen ist.
Nicht pompöse Vestibüleanlagen, die bei jedem Am-
bau riesige Summen verschlingen, nicht Prachträume
mit viel vergoldetem Gipsplattenwerk und ver-
schossenen Renaissance - Stuhlbezügen können fortan
als wesentlichste Programmnummern der Münchener
Kunstausstellungen angesehen werden, nein, die zweck-
entsprechende, einfach würdige Unterbringung künst-
lerischer Arbeit in zweckentsprechend belichteten
Räumen, deren dekorative Behandlung sich nicht
vordrängt und doch nobel wirkt, das dürfte des
Pudels Kern fein, vorausgesetzt natürlich, der Wille
sei da, die jetzigen Zu- und Umstände zeitgemäß zu
verbessern und nicht aus die Dauer jüngeren Kunst-

zentren, wie z. B. Dresden, gegenüber im Hinter-
treffen zu bleiben.

Was beim peinemannschen Kunstsalon in erster
Linie angenehm berührt, ist, daß der Zweck des
Ganzen und dessen innere Gliederung und Perrich-
tung nicht im entferntesten gelitten haben unter dem
Zwange, der für die äußere Erscheinung des pauses
maßgebend war. Ein modernen Belichtungsbedin-
gungen entsprechendes Gebäude in die Zwangsjacke
historischer Stilerscheinung zu pressen, coüte-qui-coüte,
ist eine wenig beneidenswerte Ausgabe. Wenn das
geniale Werk Messels in der Leipziger Straße zu
Berlin, der Bazar Wertheimer unter ähnlichen Be-
dingungen hätte entstehen müssen! Würde Lichtwark
da wohl auch noch gesagt haben: „Seit dieser Bau
dasteht, hat auch der Laie für die Betrachtung der
modernen deutschen Architektur einen neuen Stand-
-punkt gewonnen." Schwerlich! Wie gesagt, dem
Architekten waren beim Äußern des Gebäudes die
pände gebunden. Er hat sie um so freier zun:
Schaffen benutzt bei den Innenräumen, die, Gott sei
Dank, nichts mit Barockarchitektur zu schaffen haben.
Die Zweckerfüllung gab hier den künstlerischen Aus-
 
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