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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Schur, Ernst: Die dekorative Ausgestaltung unserer Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0298

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Die dekorative Ausgestaltung unserer Museen.

49? u. 498. Broschen von Karl Rothmüller, München.

Gold, 4 Saphire, Perlen, Rosetten. Gold, blaugrüne Turmaline, Perlen.

Muster geschützt.

und Dichtung. Ich betone ausdrück-
lich, daß ich immer, wenn ich hier
von Umgebung rede, ich nicht irgend
einen bestimmten Stil meine, so daß
es nur auf eine Stilfeyerei herauskäme.

Ich will nur die Art des Ineinander-
greifens betonen. Und im letzten Gruitde
kommt es mir nur auf die Betätigung
der im Lauf der Zeit so verkümmerten
Organe an, die sich wieder regen sollen,
die lernen sollen das Leben lieben in
jeder, auch der kleinsten Form fauch
dies naturwissenschaftlich begründet).

Diese Organe sollen wieder aufleben,
blühen, sich an die Daseinswelt klam-
mern mit tausend Polypenarmen und
ich erwarte davon die Wirkung auch
innerlichen Lebens und Freude an
äußerem Wirken und Sein. Kraftfülle —• darauf
kommt es mir an. Ls gilt, diese Triebe, die
schlummern, zur Gesundung des Organismus an-
zuregen. Und die Parallele mit dem leiblichen
Organismus zeigt, daß man da beim Kleinsten
anfangen muß, wenn die Säfte stocken. Ls gilt,
zu lockern, den Blutkreislauf zu erneuern, den Blick
von eingebildeten Leiden abzulenken und dann still
abzuwarten, wohin die Triebe wirken. Nicht Vor-
bilder zeigen, nicht Schäden und Schranken zurück-
drängen, äußerlich beseitigen, sondern innerlich, beinr
kleinsten Anfang beginnen und dann — sehen. Ich
weiß nicht, ob ich klar ausdrücke, wie ich es meine.
Das Bestreben, in Worten jemand fangen und wie
in Fußangeln den Geist festlegen zu wollen, ist zu
verbreitet. Vielleicht verleitet ein sonst in dein und
dem Sinne wie init einen? Stempel versehenes, ge-
brauchtes Wort dazu, ganz über den eigentlichen
Sinn meiner Absicht zu täuschen.

499 u. Zoo. Broschen
von A. Rothmüller,
München. Must, gesch.

499. Gold, Barokperle,
oben Rubine, unten

Turmaline.

500. Gold, rosaroter
Turmalin, Perlen.

Dies gehört auch dazu, den Geist von dieser
Fessel zu befreien. Darum spricht in diesem Falle
ein Mißverständnis nicht gegen mich. Ich strebe
nach Freiheit und müßte mir mit Willen Ketten um-
hängen, um diesen langsamen Gang noch nach-
ahmen zu können — und gehört zu werden. Doch
ich glaube, auch so noch verständlich zu sein für einige
und gehört zu werden und das Lcho mag die
Stimmen weitertragen — bis zu denen, die die
Ketten tragen. Ls gibt genug Vermittler. Mögen
sie endlich ihre Aufgabe — auch diese — in hohem
Sinne auffassen, Allgemeinverständlichkeit nicht mit
Plattheit, Publikum, Vielheit nicht mit blöder Masse
verwechseln, so daß unser Gemeinleben immer in
Distanzen verharrt. Das Gute und Hohe soll hinab-
dringen, nicht das Platte — ein Höherstreben gezeigt
werden. Gerade die Großen streben immer. Das
Belehrenwollen dient nur dein Nutzen der Vermittler.
Diese sind dumm und platt, nicht das Volk. Nicht
dort oben gilt das Lchte, und hier unten — aus
Trägheit — das Talmi, das Surrogat. Dies werde
gezeigt. Ls werde Achtung erzwungen. Unser öffent-
liches Leben zeige — wenigstens was Kunst anlangt
— Offenheit, Wahrheit. Abstufungen mag es geben.
Aber keinen Zweifel, daß es Werte und Rang gibt.
Das Gute trete vor und bekenne endlich, daß es
strebt, zu siegen. Auch hier will ich nicht das Lnd-
ziel. Das gibt es nicht. Ich will Triebe, Instinkte
wecken. Ich will erhöhten Kampf der Guten unter-
einander. Wettstreit. Kraftfülle. Doch ist dies
Hinabtragen nicht das Amt der Suchenden. Man
kann sich nicht zu gleicher Zeit als Pfadsucher im
Urwald befinden, fern von allen — und doch ihnen
immer im Geiste nah — und zu gleicher Zeit im
Städtegewimmel den Volksmassen Tagesnahrung ver-

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