Allerlei Schnurarbeiten.
heute die Macrame-Arbeit
als winterliche Kunstübung
für den Verkauf an Bade-
orte ufw. geübt. Sie in
erster Linie uub auch knüpf-
lustige Dilettantinnen wären
zur Ausübung dieser Ar-
beiten berufen. Eine eigen-
händig geknüpfte Schirm-
schnur unter Benutzung des
Motivs von den: koreani-
schen Schlagbecken (Abb.
620 u. 62 s) würde z. B.
sicherlich Liebhaber finden.
Bei uns besorgt gegen-
wärtig zumeist der Posa-
mentier diese Arbeiten, der
(teils!) sehr zu Unrecht
bei den Theoretikern des
modernen Kunstgewerbes
in Mißkredit steht. All-
mählich konnnt man in-
dessen zu der Erkenntnis,
daß man intime Stim-
mungsreize nicht ohne den
Gegensatz von Ruhe und
Bewegung hervorzulocken
vermag, daß ein Wohn-
raum nicht nach den Ge-
setzen eines mechanischen Werkzeugs konstruiert wer-
den darf, daß eine Verschmelzung des textilen Ele-
ments mit den: tektonischen so unerläßlich für den
Ausdruck der Wohnlichkeit ist wie eine Frau zur
menschenwürdigen Ehe und ein bestimmter Ausdruck
des gesund weiblichen Prinzips in einer ästhetisch
normalen Wohnung.
Schon haben die Künstler der Moderne dem
Posamentier alle möglichen neuen Aufgaben gestellt.
Zumeist geht es dabei nicht ohne eine sehr reichliche
Zugabe von Drahtunterlagen und polzformen ab.
Der Neuzeitkünstler will nun einmal jede Linie
zwingen, genau da für alle Zeiten festzuliegen, wo-
hin er sie zu zeichnen geruht. Eben deshalb rebelliert
gerade die geistig gesundeste Gegenwartsfrau oft so
energisch gegen die künstlerischen Gewaltsamkeiten,
die n:an in ihre Behausung hineinträgt. Sie will
keine bloße Behausung, sondern ein Pein:, das durch
bewegliche Möbel an die Beweglichkeit und Verän-
derlichkeit alles Menschenlebens erinnert und sich ihm
nach Bedarf jeden Augenblick anzupassen vermag.
Diesen Reiz des Freibeweglichen, der ja nur als
Stimmungswert angedeutet zu sein braucht, spiegeln
unsere weiteren Abbildungen (bis 62ß) in verschiedener
Art wieder. Überall gewinnt man jene Erkenntnis,
die der Gegenwart in: Kunstgewerbs so nötig ist: daß
das Schöne in der angewandten Kunst, d. h. also
in: Kunstgewerbe, nicht etwas Unbedingtes, nur
der Willkür der gezeichneten Linie Unterworfenes
ist, daß vielinehr hier die Schönheit durch An-
passung an die Umgebung in Frage kommt, über
die der Bischof Augustin von Pippo-regius Ab-
handlungen schrieb, als er noch heidnischer privat-
<525. Koreanische Gunsten; krapprote Seide, die Rosetten und
die Köpfe der Gnastenbünde mit Goldfäden umsponnen.
(stz der wirk!. Gr.)
<524. Seidengeschniir und
-Guasten von einein korea-
nischen Hoheitszeichen;
Schnur und Rosette gelb
(letztere mit grün und rot),
Guaste hellgrün, die kleine-
ren Knöpfe rosa.
('/z der mirkl. Gr.)
229
heute die Macrame-Arbeit
als winterliche Kunstübung
für den Verkauf an Bade-
orte ufw. geübt. Sie in
erster Linie uub auch knüpf-
lustige Dilettantinnen wären
zur Ausübung dieser Ar-
beiten berufen. Eine eigen-
händig geknüpfte Schirm-
schnur unter Benutzung des
Motivs von den: koreani-
schen Schlagbecken (Abb.
620 u. 62 s) würde z. B.
sicherlich Liebhaber finden.
Bei uns besorgt gegen-
wärtig zumeist der Posa-
mentier diese Arbeiten, der
(teils!) sehr zu Unrecht
bei den Theoretikern des
modernen Kunstgewerbes
in Mißkredit steht. All-
mählich konnnt man in-
dessen zu der Erkenntnis,
daß man intime Stim-
mungsreize nicht ohne den
Gegensatz von Ruhe und
Bewegung hervorzulocken
vermag, daß ein Wohn-
raum nicht nach den Ge-
setzen eines mechanischen Werkzeugs konstruiert wer-
den darf, daß eine Verschmelzung des textilen Ele-
ments mit den: tektonischen so unerläßlich für den
Ausdruck der Wohnlichkeit ist wie eine Frau zur
menschenwürdigen Ehe und ein bestimmter Ausdruck
des gesund weiblichen Prinzips in einer ästhetisch
normalen Wohnung.
Schon haben die Künstler der Moderne dem
Posamentier alle möglichen neuen Aufgaben gestellt.
Zumeist geht es dabei nicht ohne eine sehr reichliche
Zugabe von Drahtunterlagen und polzformen ab.
Der Neuzeitkünstler will nun einmal jede Linie
zwingen, genau da für alle Zeiten festzuliegen, wo-
hin er sie zu zeichnen geruht. Eben deshalb rebelliert
gerade die geistig gesundeste Gegenwartsfrau oft so
energisch gegen die künstlerischen Gewaltsamkeiten,
die n:an in ihre Behausung hineinträgt. Sie will
keine bloße Behausung, sondern ein Pein:, das durch
bewegliche Möbel an die Beweglichkeit und Verän-
derlichkeit alles Menschenlebens erinnert und sich ihm
nach Bedarf jeden Augenblick anzupassen vermag.
Diesen Reiz des Freibeweglichen, der ja nur als
Stimmungswert angedeutet zu sein braucht, spiegeln
unsere weiteren Abbildungen (bis 62ß) in verschiedener
Art wieder. Überall gewinnt man jene Erkenntnis,
die der Gegenwart in: Kunstgewerbs so nötig ist: daß
das Schöne in der angewandten Kunst, d. h. also
in: Kunstgewerbe, nicht etwas Unbedingtes, nur
der Willkür der gezeichneten Linie Unterworfenes
ist, daß vielinehr hier die Schönheit durch An-
passung an die Umgebung in Frage kommt, über
die der Bischof Augustin von Pippo-regius Ab-
handlungen schrieb, als er noch heidnischer privat-
<525. Koreanische Gunsten; krapprote Seide, die Rosetten und
die Köpfe der Gnastenbünde mit Goldfäden umsponnen.
(stz der wirk!. Gr.)
<524. Seidengeschniir und
-Guasten von einein korea-
nischen Hoheitszeichen;
Schnur und Rosette gelb
(letztere mit grün und rot),
Guaste hellgrün, die kleine-
ren Knöpfe rosa.
('/z der mirkl. Gr.)
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