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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 1 (Januar 1935)
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Euringer, Richard: Jugend kennt nur die Idee!
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0005

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Lriesischer Lauer" von prof. Icssen

Rlcharö Eurlnger

ugend hat ein Vorrecht vor allen: sie gewinnt ihre
Theorie nicht aus der praxis, sondern sic richtet ihre
Tat nach dem Inbild/dem sie nachlebt. Die prak-
/ U tiker sind nur ;u leicht geneigt, aus gemachten Er-
fahrungen p!utzanwendungen abzuleiten, die dann
„aus der Prapis stammen" und für praktiker bestimmt sind.
Die Iugend dagegen, „uncrfahren", wie sie denn ist und
wie sic sein soll, kehrt sich gar nicht an die praxis. Sie will
ihr Inbild wahr werden laffen. Sie will ihren Traum,
den schöpferischen, der die neue welt hervorbringt. Sie
verteidigt ihren Traum gegen alle Nutzanwendung.
Sie verteidigt ihn im Angriff. Sie fällt die Nuyan-
wender an, die Experten und Schriftgelehrten mit ihrec
Renntnis der Dricks und Txacks, diese ewig Nüchternen,
die jeden paragraphen rviffen und die Folge jeder Ursach,
die jeden Aktendeckel finden und jeden Buchstaben sechsmal
umdrehen, eh sie ihn — halbwegs — gelten lassen. Iugend
kennt nur die 2dre. Wie ste stch realisieren läßt, das macht
Dihr zunächst nicht tzraue Haare. Sie will von all dcm wis-
sen nichts wiffen. F a u s t, in der Stunde, da er alles wis-
sen hinwirft, einmal nock erfüllt zu sein von der Inbrunst
dieses Lebens, wo es quillt und überquillt, wird wieder
jung. Die Last der 2>ahrr mit all dem wust gemachter
Erfahrung gleitet ab vpn seinem wesen, und wieder tritt
. es jung hervor, strählend jung und unbeschwert, törig lie-
bcnd und erfüllt, und vcrschwendend überschwänglich.

Gewiß, wir wiffcn, wir haben erfahren, daß praxis
nottut, daß ein Genie selbst sich vcrplempert, wenn es nicht
die ZSlütenträume seiner Iungheit Tag für Dag opfert
nnx die Lrucht des Tages. Reiner hat so klar wie wir sich
"- - ------ «bgefordert, da der Liebe Leistung abtrotzt.

üe in "

wicdcr Mut, dem tiefstcn Draum seine praxis anzupaffen.
Die Adee, das liebste Anbild, hält die ,Kand zur Handlung
an. Und der Geist baut sich den Rörper.

Der Feuergeist dcs vlichtexperten schmilzt die ganze
praxis um. Die Erfahrung, die ein Volk tausend Iahre an
sich machte, zählt nicht vor der Geistestat eines unbeschwer-
ten Schöpfers, der da als natucgewaltig aus dem Schoß
des Volkes aufbrach und nun die Rultur durchmächtigt.

wir schätzen die Schätze von Rulturen, die der Ahn
uns übermacht hat. Aber in uns bricht Natur aüf, alles
Rünstliche zu brechen, das der Wachstumwücht im wcg
steht. wir wissen, Männer sind am werk, die bewahren,
was von wert 'ist. wir aber lieben in die Zukünft, denn
wir leiden um den Reim noch, der das Rommende veekündigt.

Alter läßt sich nicht am „Alter", sondern mur an
Iugend messen. Iung ;u sein, ist Recht der Rnaben. Aber
wie wir Rnaben sahen, die als Rnaben ihren Mann stehen,
so mag jugendlich ein Geist sein, desscn Rörper schon zer-
bröckelt oder gar aus Gräbern aufruft. Deutschland.hat
nach dem Ralendcr sein Aahrhundert abgelebt, aber seine
jüngsten werke strahlen wie am ersten Dag.

In die Spannung eingcspannt zwischen dem, was war
und west, und dem andcrn, das da wird, kämpft ein Volk
um seine Formung. Daß die Iugcnd ausersehen tst, ihren
Traum hindurchzutrotzen durch dic Nüchtcrnheit des Werk-
tags, wiffcn djc am tröstlichsten, die nicht üür-ein Wnver-
mächtnis, sondern vollends einen Traum für Iahrhundertc
bewahrten. weil der Führer um den Schatz weiß, den
uns die Geschichtc schenkte, deshalb will er seinc pugend
schöpfcrisch, ihn auszuschöpfen aus dem Blüte, das noch

-- — "" ' juns ist. Vkicht histoxisch oricntiert, sondern 'schöpferisch

Aber deshalb hassen wir wic nie zuvsr ein Geschlecht, älles gerichtet auf Geschichte, die gcschche, sei und blribe diese

Tun, das ohne Traum ist. wenn dies Dolk, das deutsche Augend!

Volk, sich Ln Adolf Hitlers Namen plötzlich stür- S» 'sind,wix'H^.»»i^rsegut..Ss,iststr yns' anv«Srch»L.:
misch ncu verjüngt. so vergißt. cs nicht etwa, daß Erfäh- Iugendlicher als dex Füh.xrr ist kein Nnabe seinex
rung wichlig ist. daß Erpcrken nötig stnd. daß aus Träu- rilannsGast. Dic um Langemarck gcfallen. b I c i b e n sech-

men kcinc Welt wird ohnc daß dic Hand dic Tat tur, zedn Aahrc alt Gcist vom Gcist, dcn wir vcrkiindcn, und

aber rs bcsann snü wiedcr, daß idccnloscs wcrkcln allcr dcr strablt aus curcn Rorpcrn. Dic Gcsctilccbtcr smken hin:
 
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