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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

DOI Heft:
Heft 5 (Mai 1935)
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Nicklass, Elsa: Atmen tut not!
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0117

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<rija Alcklaß

Atmen tvt notl


§

' m Anfang war das wort" — so schließt ein Auf.
say über Sprechcr;iehun§, den ich eben lasi wie
wichtig Sprechcrziehung, Lhorsprechen, Laien-
spiel an dcr Schule gcnommen wrrden müssen,
wie schr dicse Dinge an dcr Gcsamterziehung der deut.
schen Madchen, deutschen Iungen beteiligt sein können, das
habc ich in mchr als jahrzehntlanger praxis imMer —
und in dcn letzten 2>ahren tiefer und tiefer empfunden.

Im Ansang war das wort — jawohl — aber vsr dem
Anfang war noch ein Anfang, und dicser Anfang war der
lebendige Ddem. Da das wort nichts anderes als eine
gehemmtc Ausatmung ist, so muß vor dem worte noch
etwas gcwescn sein: das Einatmcn. Gutes Sprechen setzt
gutes Atmen voraus. Danach ist es einlcuchtend, daß den
sehr wichtigen Sprechübungen, die noch viel wichtigeren
Atemübungen vorauszugehen haben. ' '^7,

Bci solchen Übungen abcr sei folgendes ;u beachten:

Je geregelter die Ausatmung, desto tiefer die danach
erfolgende Einatmung. Tritt nun noch eine, nach ge-
regeltcr Ausatmung eingelegte kurze Ruhepause hin-
;u, so wird der Sauerstoffhunger im Blute noch ver.
mehrt, die Einatmung wird unwillkürlich tiefer — und
wir haben nun einen dreiteiligen Rhythmus in uns er-
;ielt: werden (Einatmung), Sein (Ausatmung) und Ver>
gehen (pause).

Der Rhythmus — hierauf kommt es an. Der drei.
teilige Lebens-Rhythmus! Aber wer hat ihn noch in der
Hetze-unserer Zeit; Er ging den meisten unter uns ver-
loren — auch den meisten unter den Schulkindern.

Und doch hängt von der wiedererlangung eines leben-
'digen Rhythmus alles ab: die wirkliche Rörperschulung,
die wahrhafte Geistesschulung — die Schulung dcr
Stimme — körperliche und seelische Gesundung.

Wir haben rinen stehenden Sprechchor an der
Schule, der, gleichbrrechtigt neben dem Gesangchor, in
regelmäßiger wpchMirbeit scine übungsstunden erhält.
Ev besteht aus einemLhor der Rleinen, Sexta bis.Guarta,
undretnem Lhor der Großen,Untertertia bis Untersektznda.
Die Lhöxr treten ch?i allen Schulfeiern in Lrscheinwtg.

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ein;cln odcr ;usammcngcfaßt, und bildcn glcich;eitig die
stchcndc Spielgruppe dcr Anstalt.

Die Arbcit am Sprcchchor bcgann mit Atcmschulung.
Langsam wurdcn dic Rindcr ;u einer ruhigen, sicheren
Bcobachtung der cigcncn 2ltmungsvorgänge gcführt. wc>
nigcr durch thcorctische 2lbhandlungen, als durch prak-
tischc übungcn. Zunächst wurden sogcnanntc „Rlingcr"
gesummt: m, n, l, w, ng. Rasch erkanntcn dic Rinder,
daß das Summen cincs m eine gchemmtc Ausatmung bc-
dcute. Schwercr kamcn sic da;u, die pause nach der Aus-
atmung bewußt;u halten. Aber freudig und klar erfuhren
sic die beglückcndc Empfindung des Einströmens der Luft
— dic ungewollt und selbstverständlich den Rörper nach
Ausatmung und pause wohltuend erfüllt. wir verlänger-
ten unserc Summtöne, verlängertcn dic pause und kamen
;u immer stärkercn Einatmungsimpulsen.

Erst nachdem dic Linder ihre Lrfahrungen tn l^zug
auf die Atmung am eigenen Lörper gcmacht hatten, sprach
ich mit ihnen vom Zwerchfell al» wichtigstem Atmung».
muskel. Das Letzte und Schwerste ist e», ste zu etner wirk-
lichen Diefenatmung zu bringen. Vlun mußten ste flch grge«.
seitig beobachten, ob etwa welchr untrr thnen n»ch het ber
Einatmung bir Schultrrn emporzogen ober hörbar sch-auf«
trn. Sir mußten fich setbst dtr Hände vorn i« d«r ZwerchstM»
grgend auslegrn, um dir Zwerchsellbrwegungen M ersMech.1

Den Summ. und Sprechübungen folgte« »SrWMch»»
gen, dir vom dreiteiligen Rhythmu» grtragen wurdr».Hse
dientrn dazu den ganzen LSrper »unächst «inmist ch ÜW
und ihm danach wirder gu neurn Spannungrn HU
fen. Die übungen bestanden vorzug«w«isr au»
und „Rreisen". pendrl. und Lreisdewrgungen stnd ch
Geschloffenheit besonder» dazu angrtatt, dcn Rhychmu» M
vermitteln. Anfangs übernahm jch da» Schwingcn l^r
Rinder selbst: die Schlllerin stellt sich, soweit al» mäglsch
entspannt, vor mir auf, «tmet au»,indem ste drrimal kurz
hintereinander ein deutlich HSrbare»
danach eine pause ab und läßt stch dannn, mit dem
per die Senkcechte beibchaltend, mtt der Ltnatmung rstch.
wärts gegen meine dicht hinter ihr in Bereitschaft ge»
haltencn Handflächen fallen, von wo aus str mit d«r Au»«



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