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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 7 (Juli 1935)
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Greve, Rudolf: Rund um die Sonnenblume
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0154

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^„,»°°°°'»,»°°,°° Run6 um öle Zonnenölume

Rint'cr und L-lumcn sind gutc Frcundc dcs Man-
„cs, dcn cin gtiticscs Gcschick berief, Lchrer und
Erziehcr ;u scin.

wcil bcide, einfach schon durch ihr Da-Scin,
bc§lücken, und das Begleiten ihres wachsens und
wcrdens tiefste Frcude bedeutct.

Geh eines Frühsommcrmorgens durch dcincn
tauerfüllten Garten, tritt mit frohcm Hcrzen vor
deine Rlaffe und schauc in jungc Augen! Du wirst
mich verstehen.

Philipp Vtto Rungc, du wußtest um dicsc Dingc!

n der Eckc meincs Häuschens stchen jahraus,
jahrcin Sonnenblumcn mit ihren großcn Icuch-
tendcn Schciben.

Öfters stehcn mit mir mcinc Gungcn davor.
wir freuen uns. Zunächst darübcr, daß wir diesen schöncn
Morgen nicht drinnen zu sein brauchen, sondern dicse
Stunde in der herrlichen Sommcrluft sein dürfcn. Abcr
wir freuen uns auch dcs großen gclbcn Blumenbüschcls
und ein frohes Geplaudcr hebt an, daß zu Hause im eigc-
nen Garten auch so großc, vicllcicht noch größere zu fin-
dcn sind.

Allerlei Bcobachtungcn werdcn ausgetauscht: Sieh mal,
da sitzt eine Biene obendrauf. Ia, die ist gcstern abcnd
müde und vom pollenstaub beschwert einfach dageblieben.
Nun kommt ein Hummel angcbrummt, die hintcr
jhrem ersten Frühstück hcr ist und ihren Dickschädcl
hineinwühlt, mitten zwischen die kleinen Saftperlen, dic
die Spiyen der inneren Blüten zieren. Mensch, wie dick
Lst so ein Blütenboden, wie so eine flache Schüssel, deren
Ränder gekerbt sind. Und da seht ihr an der seitwärts ge-
drehten Blüte dcn mächtig verdickten Stiel, der dic
schwere Blume tragen muß. Aber den Ropf neigt sie doch;
der Volksmund will wiffcn, sie drehe immer das Gesicht
der Sonne ;u. Dabei sehcn wir auch, daß auf -er Rückseitc
der Schcibe vicle grüne spitze Relchblätter, in Reihen gc.
ordnet, stehcn. Davon legt stch die innerste dicht um.

schlicßend an den Stengcl. Aungc, wa» ein St«ng«,
so dick wie mein Arm. Und wohl zwci Meter lang. — Se>
bcstaunen und bcwundcrn wir einmal auv nächftkk MMt
dicsc großcn Blumen, dir wir doch selbst im Frithlm- -l»
cin Samenkorn in dic Erdc legten, das nicht so groß war
wic ein Fingcrnagel!

Ulach solchcn Bcsprcchungcn gcht es immer ss, daß zvir
nur ungern wicdcr in das Rlaffcnzimmer zurückkehren,
wcil cinc so schönc Stundc bis zulctzt ausgekoftet sein tvjft
und so kommt es gan; von selbst, daß wir erft «if Uyst
wegcn heimkehrcn, vorbci an andcrn Gärten und «cheW
Blumen, bis wir rcich bepackt mit einer Fülle von De-
obachtungen crst wicder eintreffen, wcnn die Schulglockk
schon das pausenzeichen gibt.

Eine woche ist vcrgangen odcr zwei.-:

Im Zcichcnsaal prangt von nun an immer ein grdKkk
Strauß Sonnenblumen, dcn die Schüler mitbrachten imd
ständig ergänzten. Er erfreut allc, Groß und2WW?
Stcht erhöht auf eincm Schrank, allen stchtbar, UNd in«
nerhalb der Stunden geht manche wanderung zu ihm,
um über dies und jenes sich noch einmal zu informchWW
In meinem Schrank liegt eine Mappe, darauf W^t
feierlich: Rund um die Sonnenblume. Sie enßhalt
Zcichnungen der verschiedcncn Altcrsstufen übcr dies foin«
mcrlichc Thema. Ihr sind dic abgebildeten Arbeiten kNl>
nommcn. AZÄW?

wollen wir uns nun streiten, ob das „Gestaltung" oder
„Darstellung ', ob die „Führung" richtig oder ob das „Jw
ncngcschaute" nun auch in die richtige Form gebracht' sei»
Rann man nicht seine uneingeschränktc Freude an diesen
Arbcitcn habcn, dic doch eindeutig dartun, daß die Schüler
die Sonnenblume crlebten in all ihrer Schönhcit, 1n ihrem
straffen wachstum, als ein Geschöpf aus der reichen
Schöpferhand, das mit uns und in uns lebt und uns er«
freut! Und klingt nicht auch ein wenig von der Freude
des Schülers an seincr Arbeit herausr l A

Die beiden Beispiele gehören zur Rlaffenleistung einer UlU

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