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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 7 (Juli 1935)
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Bernack, F.: Der Bedeutungsgehalt der Farben
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Zur Phänomenologie der Wahrnehmung
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0165

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brauch yekommen. Als yeistliches Gcwand trägt es ben
Ernst dcs Seelsorgeramtes an stch; bei Feierlichkeiten
und Festen gibt e» eine gewisse Distanz und R e.
serviertheit. Es ist die Farbe der unheimlichen
Nacht, der grundlosen Tiefe, des Grabeö; es deckt
unerforschliche Geheimniffe und ist erfüllt von ban.
gcr Rätselhaftigkcit. Schwar; liegt die Zukunft
vor uns, der Tod. Es versinnbildlicht dcn Ernst des
Lebens. 2>m Dunkel gestaltet sich das Vorspiel zum
Leben, in der Finsternis waltcn unfaßbare Rräfte. 2>st
Schwarz auch die Farbe des Todes, so ist es doch selbst
nicht tot. Es bindet nur in sich die Gewalten, die jenseits
der Grcnzc des menschlichen Lcbens und seiner Fassungs.
kraft am werke sind, die wir nie ergründen können und
denen wir machtlos gegenüberstehen.

Im theosophischen Sinne ist Schwarz dieFarbe der
B o s h e i t.

Schwar; ist die Farbe des Unerforsch.
lichen, des tückisch lauernden Schicksals,
der Unabwendbarkeit.

weiß ist die Farbe des Lichtes, der Rlarheit,
der Reinheit, der Unschuld. Merkwürdigerweise gel.
ten in England weiße Tiere füc unheilbringend. Eine ,
wciße Maus gilt als sichcrer Vorbote des Todes. Als
wciße Maus verläßt die Seele zeitweilig den Rörper des
Schlafenden; ein weißer Rabe oder ein weißer Sperling
gelten als Absurditäten; weiße Elefanten tragen den Bal>
dachin der indischen Fürsten; der Apis der alten Ägypter
war makellos weiß; gegen Schlucken hilft, an einen Schim.
mel ;u denken. weiß ist das Brautkleid, weiß sind der
Schleier und die blühende Myrte, mit weißen Rleidern
schmücken sich die jungen Mädchen;u Festen und im Som-
mer; gewiffe Sports werden nur in weißem Sportdreß
betriebcn. An weißc Gewänder waren die priesterin-
nen der Alten gehüllt; in gleiche Gewänder kleidete
das Lhristentum die Engel. Das Götterroß wotans war
ein Schimmel; das Gpferlamm, das Symbol des unschuldig
erlittenen Todes, ist weiß; die Unschuldslilie trägt die
überirdische Gestalt des Engels als Stab. weiße Rosen
flicht man in Totenkränze. Die weiße Fahne des parla-
mentärs ist ein Zeichen friedvoller Gesinnung; die
weiße Täube ist das Zeichen des Fricdens und das Sym-
bol des heiligen Geistes. Lei den Roreanern ist weiß die
Farbe der Trauer. wejß ist die Farbe des ehrfurcht.
heischenden Alters; weiß ist das Schneelaken, das

Strrbekleid. Friedlos ist der wanderer mit dem wei-

ßen Stocke; weiß waren die Schilde der angehenden Ritter.
weiß erscheint meist als Farbe der Verklä.

rung, der Reinheit, der Unschuld, der

I u g e n d.

s * -r-

Guellenverzeichnis.

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ri.Ziehen. Leitfaden der physiologischen psychologie;
10. Aufl., 1914. Fischer, Iena.


Zur phänomenologie .

der wahrnehmung:

wilhelm Schapp giht folgendes Beispiel:

Er steht auf einem Hofe ein viereckiges leichtgewölbtes
bräunliches Diyg mit scharfen Ranten liegen.

Lr hält es sttr die Scherbe eincs glasierten Blumrn«
topfes. ^-7 . .7.'-.^- --7 .

r. ^ Speckschwarte ist, -verwan-

Ergänzungsfarben auf einfache weise sichtbar ;u machen:

Modehändler gaben Fabrikanten einfarbige Stoffe, rot,
violett, blau, um schwarze Zeichnungen drauf zu machen,
und nun klagten sie, daß man ihnen rote Stoffe mit grü-
nen, violette Stoffe mit grünlichgelben, blaue mit örange-
farbenen Zeichnungen liefere.

Um sie zu überzeugen, daß kein Grund zur Rlage vor-
handen war, genügte es folgende probm anzustcllen:
s) den Grund völlig abzudecken mit wcißem Papier;
dann erschicnen die Zeichnungcn schwarz,

.e... ^ d) völlig schwarze StoffMcke auf einfarbige Stoffe ;u

jur m Ferrg anz, dre legen, wobei die Stücke wie die gedruckten Zeich.

festen Tonmaffe nungen dre Ergänzungsfarben annahmen, während

hwarte sie auf weißem Grund von schönstem Schwar;

blieben. - mKA

Auch ist drr ganzr Versuch mit Papicren möglich. -

Nach Lhevreul,

W.47.
 
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