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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 9 (September 1935)
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Aus der "Schul- und Lehrordnung für die Deutschen Aufbauschulen in Bayern" vom 30.4.1935
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0217

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Aus der „Schul- und Lehrordnung für die

Zeichnen und Kunst-

I. Zetche»-U., Kunsterztehung und Werl-U. habe» daS Schöpferttchc
und Godensltindtge tm volls- und wtrkltchkettsverdundenen Deulfchtum
zu pftegen. Durch Zetchnen, Malen, Formen und Kunflbetrachtung sind
dte Schau- und Eeftaltunaskräste des Juaendltchen rein zu erhalten
und zn entwickeln. Das Gefübl sür etnhettltche Form- und Farbgebung
tfl zu wecken, etn persönltches Verhältnts zu Natur, Hetmat und deulschcr
Kunst anzufireben, der Stnn sür echt deutsched Kulturempstnden an
den Überreste» alter wtrkltcher VolkLkunst ebenso zu pfleaen wte bcwutztes,
zerlegendks Sehen. Der Wchrspvrt und der Augenschulungsgedanke per-
langen stchcres Ersassen und rasche Darftellung de§ Wesentltchen.

2. DaS Linear-Z. hat dtc Erkenntnt« der körperltchen und räumltchen
Zusammenhänge tm Bauen, Handwcrk und der Dechntk zu vcrmttteln,
tndem es dtese darstellt und tn matzstädltchen Werkzetchnungen abbtldet.
Aus saubere und genaue Arbett tst dabet besonders« lLewicht zu legen. An
den Mädchenanslalten entfällt da« Ltnear-Z zugunsten de« schmückenden
Eestaltens. Diese« ntmmt Beziehung zum HandarbettSunterrtcht.

Sestaltcu (freie« erzählende« Zeichnen). Erlebntsmäßtgs Darstellungen
aus der Gcdankenwelt de« Schüler« ohne Vorbtlb, Typu« und Schema,
erft vorstellungsgemätz, dann tmmer mehr mtt WtrklichkettSgehalt crfüllt.

Zunehmende Ktärung und Beretcherung der Formerlebntsse durch Natur-
beirachtung, zunächst nur auf kör-perltchen Tatbeftand, ntcht auf defsen
Erscheinung gertchtet. Kein Abzeichnen besttmmter Stellungen und „An-
stchlen". Bewegungsunterschiede: Gehen, Laufen, Ziehen, Tragen. Form-
unlerschtede: schlank, brett, stehend, lagernd usw.

Übung von Auge und Hand. Vtel und rasch zetchnen neben sorgfälttg
und gewtssenhaft-langsam. Kein Messen oder Visieren.

ö. Stoffver-

1. Klaffe — 13—14 Iahre — (v III)

Schmitckendc« Zeichne». Schmuckgestaltungen^anüGegenstandZtn Ber-
btndung n«it Werkarbeit, Hefmmschläge, Stundenplane, Vortragssolgen
für Schulfetern, Tagcbuchtitel, Stammbaume, Werbeanschläge, Modellbau
lHeimatkunde, Baugeschichte), Anschauunasmtttel.

Dazu Schrtft-Übungen: Rethnngen (Fuß und Kopsletsten), Umrah-
mnngen, Flächenfüllungen mit Feder und Ptnsel. Ltnol- und Papterschntlt.
Schnurschrtftzüge Antiqua.

2. Klasse — 14—15 Iahre — (0 I!I)

«estaltem! Btldtnhalte der Gegenwart, insbesondere volkhaftes Er-
leben (Tag der Arbeit, Totengedenken, Notgemetnschaft usw.) Helden-
gestalten aus Sage und Geschtchte, z. B. der sttegendc Holländer, Siegfrteds
Drachenkampf, Wteland der Schmtcd. Zusammenhang mit dem groben
Raum, etwa etner Bühne alS Anfängc etner Raumgestaltung bewußter Art.

Stärkere Beachtung dcr aesetzmätzigen Körperltchkeit Ler Naturdtnge.
Naturzetchnen zunächst ohne Raumttese und Raumerschetnung, aber stetige
Htnwetse auf dte Verschiedenheit der Erschetnungen (Betrachtung obne
unmtttelbare Wtedergabe).übungen zur Wetterentwtcklung der räum'ichsn
Anschauung für schwächere Schüler durch Ausaaben sachltch-techntscher Art
(Geräte, Werkzeuge, phystkaltsche Apparate, Motorentetle), für begabtere
Schüler-Ervrterung etnzelner Begrtste wte Augenhöhe, Draufstcht, Unter-
stcht usw. -^

Schnrückendes Zeichuen «nd Werkarbeit: Stostgsbiete wie in der

I. Klasse in angemessener Stcigerung.

3. Klasse — 15—16 Iahre — (v II)

«eftalten: Btldinhalte deS volkhaften Erlebeus, dazu Btlder aus dem
Miitslalter: mtttelalterltche Bauhütte, Innenräume, Vorzetgen fpätmtttel-
alterltcher Darftellungen von Jnnenräumen. Ton- und Farbwerte als
Mittel der Tiefenwtrkung.

Wiederholung frühsrer Jnhalte, besonders Tätigkeitsformsn des
Mentchen. -

Naturzetchnen in bswutzter Beachtung der körperhaften Gesetzlichkeit.
Wechsel des Slandpunktes bet gletchem Gegenstand. Sktzztcren, schlictzlich
auch Gesamträume: Straben, Plätzr, Jnnenräume (Anschauung, Belrach-
tung, Vorstellung). Für Schüler, dte nach verftandeSmätztgor Erkenntnt«
drängen, Htnweise auf Erscheinungsgesetze (Perspekttvc). (Es kann etne
melhodische Trennung tn rund- und ebenflächtg degrenzte Körpcr vor-
genommen werden.)

GemetnschaftSardetten: Darstellung von EinzelhauSeinrtchtungen, Dors-
anlage usw.

SchntSckendeS Zeichnen und Werknnterricht, LetstungSsteigerung
durch Bearbettung schwererer Sachgebtete, z. B. Modell deS hetmtschen
BauernhofeS, Bühnendekoratton für das Puppentheater tn verschtedenen
Tschniken (Schnitzen und Formen, Schneiden in Gips).

Schrtft, Karoltngischc, kurstve, gottsche und Frakturschrift. Stete An-
wendung.



». Klasse --16-17 Zahre — (01!)

Dte Trennung tn verschiedene Tarstellungs- und Gestaltungsgebiete soll auf dteser Stufc tmmer mehr zurücktreten. Jeder Schüler sucht Wege, dte
er etgengesetzlich gehen mub. Der verderbliche Etnstutz von Fremdwtrkung tsl sernzuhalten, so dte überbetonung des techntsch Manuellen, des Kitschtgen,
de« Lbersenttmentalcn, des weichlich schwächlichen, de« überspigt Theorettschen. Erörterung der Srundlagen der hetmatltchen Stedlungsform tn Stadt
und Land in einer dem westchtskrets angenommenen kultur- und kunstkundltchen Form. (Klasttk und ihre fernsten Nachwirkungen, Ehritchkett im Bauen
und tm Geräl, Landschast und Menschenwerk, Natur und Zivtlisation, Natur und Kultur).

Jn Verbindung mit oem Gestalten: Betrachlen von Werken der Kunst und des Handwerks, dte zctgen, wte Zetten mit gefesttgtem Sttlgefühl Wohn-
räume, HauLrat, Kletdung, Echrtft- und Druckwerke usw. gestaltet haben.

Werknnterricht: plafttsches Gestalten tn freter Betätigung. 7 ^

Naturzeichneu: Sachltche, gegenftändltche und auch erscheinungsgemätze
Rtchtigkett alS Ztel, VorzugSweise dte menschltche Gestalt als Beobachtungs-,
oder SedächrniSsklzze.

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s. Klasse — 17-18 "' E-ki'

-

Berttcfung und

ng und Begritndung der etgenen Arbett. Geschtchtltche und gegenwartsnahc Entwürse im freten Sestalten. Zur Klärung der Borftellung:
heldtsch-ideale Borbüder, Suchen nach Btldanlässen auS der etgenen inneren Rnschauung. Zu fördern tst sede Offcnbarung krafl ^ . .

bei aller «ändtguna fttzrntzschen Drüngen« t ' " ' ' -- " " " ' --- ' ' ""

Tisren. Seländezetchnsn tn Werbtndung mtr:

W-rknnterrtcht! B°rschted->.e Dtt.ck°erfahr°tz.




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Demschen Aufbauschulen inBayern"vom zo. 4-IPZ5

betrachtung Grurrdsätzliches

Kunstbetrachtuna: Übungen tm Betrachren von:
Ziel, Form und Znhalt al« Einhet« zu würdigen (f

Der Klasstzismus des 1S. Jahrhunderts. Dte Rol
Hmvressiontsmus; der tntsrnattouale Kuustmarkt i
Erschetnungen, Astattfche Etnflüsse. NeudeUtsche Bl
des Kunstgewerbes. Berfallskunfl.

FortdtldungSfchule in einsachen, aber kkunstbetrachtung: Gcrmanische Kunst. Tas deutsche Mi
ben'.

K'K-ÄMMK

Vinear-A., Leif




s. Dte Kunstschätzc tm hetmatltchen Lebenrraum und die bedeutsaMften
Kunstwerke der verschtedenen Zetten, tnsbesondere dte großen deutschen
Künstter solle» den Schülcrn tebendtg gcmachr und dte Wurzeln deUtsche»
Enlpstndens und Kunstschastens klargelegt werde». Jn Berbtndung mtt
der Kunstbetrachtung wtrd der Berglrtch guter und schlechter Btlder nach
absolulem btldnertschem Formwert und der dartn cnthaltcncn getsttgen,
seeltschen Beztehung das geetgnetste Mittel setn, den Stnn sür Quaiität
zu wecken und zu kräftigen und damtt tm Dchüler etne natürltche Abkehr
pon Schund und Kttfch zu erreichen, — Jn ber Kunstpflege stnd Anttqua
und deutsche Schrist zu üben.

teilung

3 Wochenstunden —

Linear-Z.: Werkzeuggerechte Hondhabung der Geräte tm Eegensatz,zur
mathemattschen Konstrutkton, Rettzbrettarbett als handwerkliche üverliese-
rung und lechntsche Notwendsgkett. Augenmatz und Schätzung, Wsntg Ztrkel,
vtel Matzstabgedrauch, Etnsache Matzaufnahmen: Gttker. Türschtld, Ber-
glasung, Gartentür, Dachetndeckung, Bergrötzerungen, Berktetnernngen.

3 Wochenstunden

Ltnear-Z.r Rtßbeziehungen werden an Betsptelen körperhafter Art er-
fahren, tn Verbtndung damtt Schrägdarstellungcn, Erst praktische hand-
werkltch-techntfche Beispiele, später ekemenlare Grundformen, stereometrtsche
Schnttte, Schrägrtsse.

2 Wochenstunden

Linear-A.: Grundsormen.bautünstlerischer Raumgsstaltung (gyltnder,
Gewölbeformen, Kreuzgewölbe, Kuppel, Dachformen und Dachperschnet-
dungen), Techntsche Bauelemente: Sletntchnttr, Hvlzverbtndungen, Fenster
und Türe, Treppe, Dachbebeckung, (Mustcrbetspietc tn ansgezetchneter Prä-
gung: „Der Baufachberater" Som LandeSveretn sür Heimatschutz.)

2 Wochenstunden --

und Werkzeug vertraul nnd betonl das künstlertsch
^n ntcht tn lktnen Aufgabenb^ ^"""--Eiche Wertletstnn-

«unstbetrachtnua tn Verbindung mtt dem Ses

nachsle Umgebung: Wohnung, Hau«, Stratze. «rste
tung tn der porgeschtchtltchen Zeit. Ägypttsch« nnd
Itches Altertum, Bilder d?r gennanffchen Aüh
romantschen Stiles, Byzanttntsche und islamtsche

kkunstbetrachtong: da« dentsche Mtttelaller tn der
künstlerttchen Letstung. Grotze und kleine Nachempftnder »
Geftaltungen (Romanttk). Renatffance, Barock und Rokoko
Betonung der deutschen Sttlarten und Künstler (Dürer
Museumsbesuch,
 
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