G Äer Wllöentie Rorper
Eine <L)tllkritik der Sorsage
Mit frcundlichcr Erlaul'nis des ^erausgcbers cnt-
nomincn aus 2-Iatt 17/lb is;4 dcr „Runst der Nation".
Dic vcrrilcichcndc Gcxicnübcrstcllung von RostÜm und
2)auwcrk 'bci wicfincrs „stilbildendcm Rorper" ist ein
Mittcl, das östcr angcwandt werdcn solltei ;ur Zu>
sanimcnschau, cin Mittcl, das vicl ;u wcnig odcr gar
nicht in „2lunstgcschichtcn" gcnutzt wird, dic meist
ängstlich bic Rapitclgrcnzcn ;wischen Bau, Plastik,
Lild, allcnfalls Lunsthandwcrk wahren und das Rostüm
nur absichtslos sprcchcn laffcn, wo es in plastik und
Bild vorkommt.
Indcs licgt dic Zustimniung mehr bcim Grundsätz-
lichcn, als bcim Einzclncn. Gch habe Frl. Roelitz auf
dcn Ivicfincr'schcn Bcitrag hingewiesen; die positivc
Antwort licgt sa in ihrcr cigcnen llntersuchung vor,
von wo aus unschwcr ;u sagen ist: was wießncr
bringt, ist Icbhaftc Aufrüttclung, indes im Ein;elnen
öftcr anfcchtbar. llnd ;>var vom crstcn bis ;um ietztcn
Und gcradc dcr primitivc willc, dcn natürlichcn rigcncn
Rörpcr dcm Schönhcitswillcn unter;uordncn, ist cs, dcr
samstcn Schlüffc übcr dic gcistigc ^altung des cin;clnen
Mcnschcn und dcr Ulcnschhcit cincr Epoche odcr rincs
Volkcs;uläfit.
Scin Schönhcitswillc ist 2lnrcgcr und Gestalter dcr Rul-
in scincr viclscitigcn Stcigcrungsfähigkeit die bedcut-
turen dco Menschcn. Rcin Ticr strcbt aus seiner Natur
hcraus, nur dcr Mcnsch. Diescs Strcben aber hat seit
Oahrtausendcn noch kcinc cinhcitlichc Richtung genommcn,
ist immcr variabcl gcblicbcn. Sclbst das, was wir „Gric-
chenland" ncnncn, ist cin Bcgriff, den das ausgehendc
18. Gahrhundcrt nach scincr Schönhcitssehnsucht gebildct
hat, keinc historische Ronstantc.
Män mag uns hundcrtmal dic Vcnus von Milo als
„dic" schönc Frau vor 2lugcn stcllcn, wir wiffcn, daß auch
.'. ./ -r.'.' ... -
Erfurl, Dom. Grabmal bcs Grafcn von Gleilh^
(ncft. 1204, damals schon altcrtümclnde Tracht^
Bcispicl. So ist — um nur das letzte zu
gotiscbc Gcivand garnicht „;citgcmäfi":chö
abfallcndc Schultcrn (bcutc ausgestopst,
cs Iiat scbr faltigc, also brcitc ^üften >
schmal), rs licbt dcn vorgcstrcckten Bai
müglich), cs bicgt dic Taillc ein undf
(heutc habcn w i r Strcckschnürung,
eben nichtl). So cinigc sachlichc Eh
„Gast"-Bcitrag vcrtragcn ivird.
I.
as ist vicllcicht dcr ticfe
pkatur und Mcnsch:
Allc Natur ist in sich ;ufr
tNenschen trcibt dic Sehnsucht nach Ve:
De-D.sich dcr polarität dcs Lcbcns bcwu
s'KÜMUsricdcn sind wir mit allem, sclbst r
trn Ich. Dic Fcdcr, dic sich dcr primiti
Rieidung ins ^aar stcckt, ;cugt cbenso
W.des Ichs wic dic kunstvolle ^
Hder die farbenprächtige Rleid^
Me Rörpcr jst nächstliegendes'
: dic Gricchin nicht tagtäglich in cdlcr IlZacktheit eiNherging,
wir wiffcn, dafi dcr Faltcnwurs ihrcs Rleides^Dald in
strengcr Vcrtikalc aufsticg, bald im rieselnden Licht-
und Schattcnspicl ;ur ^ori;ontalc herabfiel; wir
' - wiffen, dass ilir Gürtcl bald dic Lüstc hob, bald. ties ;ur
^ Hüftc, ja ;u dcn Schcnkcln hcrabsank.
Es gibt kcin „Gricchcnland". Es ist unser eigenes Schön-
./heitsgcfühl, das bald das cinc, bald das andere Runstwerk
dieses Volkcs, das — nnd das ist dcr entscheidende Untcr-
>ied ;u uns nördlichcn Mcnschen — immer körperlich ge.
war, ;um Vorbild unscrcs SchönhcitsrauNies (macht.
-M Verwirrt sich das allcs abcr wirklich in uM/Mrtrau-
trren Zciten ;um uncntwirrbaren wcchscl von Mode «nd
Ist Modc wirklich nur dic Launc einesMdiSidu,ell
nsiblen Mcnschcn, dcm die anderen blind nach^MMdck
uß die Scnsibilität dcs Modeschöpfers
ngckehrt den Schönhcitstraum eben diesrrH
i und ihm Formen gcbcn? Diese FraKc.W
li.chts andcrcs, als: ist dcr sich. ;eitg>
ch lediglich ein Luxusgeschöpf, oder H
r eben feiner Zeit, wie Rünstler unhs
,Kur;er Blick äuf die
igt uns, dafi der Schönheitssinn Vj>
Mcht
Eine <L)tllkritik der Sorsage
Mit frcundlichcr Erlaul'nis des ^erausgcbers cnt-
nomincn aus 2-Iatt 17/lb is;4 dcr „Runst der Nation".
Dic vcrrilcichcndc Gcxicnübcrstcllung von RostÜm und
2)auwcrk 'bci wicfincrs „stilbildendcm Rorper" ist ein
Mittcl, das östcr angcwandt werdcn solltei ;ur Zu>
sanimcnschau, cin Mittcl, das vicl ;u wcnig odcr gar
nicht in „2lunstgcschichtcn" gcnutzt wird, dic meist
ängstlich bic Rapitclgrcnzcn ;wischen Bau, Plastik,
Lild, allcnfalls Lunsthandwcrk wahren und das Rostüm
nur absichtslos sprcchcn laffcn, wo es in plastik und
Bild vorkommt.
Indcs licgt dic Zustimniung mehr bcim Grundsätz-
lichcn, als bcim Einzclncn. Gch habe Frl. Roelitz auf
dcn Ivicfincr'schcn Bcitrag hingewiesen; die positivc
Antwort licgt sa in ihrcr cigcnen llntersuchung vor,
von wo aus unschwcr ;u sagen ist: was wießncr
bringt, ist Icbhaftc Aufrüttclung, indes im Ein;elnen
öftcr anfcchtbar. llnd ;>var vom crstcn bis ;um ietztcn
Und gcradc dcr primitivc willc, dcn natürlichcn rigcncn
Rörpcr dcm Schönhcitswillcn unter;uordncn, ist cs, dcr
samstcn Schlüffc übcr dic gcistigc ^altung des cin;clnen
Mcnschcn und dcr Ulcnschhcit cincr Epoche odcr rincs
Volkcs;uläfit.
Scin Schönhcitswillc ist 2lnrcgcr und Gestalter dcr Rul-
in scincr viclscitigcn Stcigcrungsfähigkeit die bedcut-
turen dco Menschcn. Rcin Ticr strcbt aus seiner Natur
hcraus, nur dcr Mcnsch. Diescs Strcben aber hat seit
Oahrtausendcn noch kcinc cinhcitlichc Richtung genommcn,
ist immcr variabcl gcblicbcn. Sclbst das, was wir „Gric-
chenland" ncnncn, ist cin Bcgriff, den das ausgehendc
18. Gahrhundcrt nach scincr Schönhcitssehnsucht gebildct
hat, keinc historische Ronstantc.
Män mag uns hundcrtmal dic Vcnus von Milo als
„dic" schönc Frau vor 2lugcn stcllcn, wir wiffcn, daß auch
.'. ./ -r.'.' ... -
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(ncft. 1204, damals schon altcrtümclnde Tracht^
Bcispicl. So ist — um nur das letzte zu
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eben nichtl). So cinigc sachlichc Eh
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Allc Natur ist in sich ;ufr
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Hder die farbenprächtige Rleid^
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: dic Gricchin nicht tagtäglich in cdlcr IlZacktheit eiNherging,
wir wiffcn, dafi dcr Faltcnwurs ihrcs Rleides^Dald in
strengcr Vcrtikalc aufsticg, bald im rieselnden Licht-
und Schattcnspicl ;ur ^ori;ontalc herabfiel; wir
' - wiffen, dass ilir Gürtcl bald dic Lüstc hob, bald. ties ;ur
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Es gibt kcin „Gricchcnland". Es ist unser eigenes Schön-
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dieses Volkcs, das — nnd das ist dcr entscheidende Untcr-
>ied ;u uns nördlichcn Mcnschen — immer körperlich ge.
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Ist Modc wirklich nur dic Launc einesMdiSidu,ell
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