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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 6 (Juni 1935)
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Pluquet, H.: Wir bauen ein Marionettentheater
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Harth, Philipp: Auftragserteilung und künstlerische Freiheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0143

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gelang vollkommener. Der Schnitt der Rleider wurde ele-
tzanter. Die Arbeit hatte uns gefaßt und riß uns mit
fort. Die Rlaffe arbeitete fast selbständig, zeitweise in
drei wcit auscinandcrliegenden Räumen. Die Arbeitsein-
teilung ergab sich von selbst. war eine Figur als Gerüst
fertig, wurde sie eingeklcidet, und zwar so, daß der ganze
Anzug und dic Ausstattung einer Figur von einer SchUle-
rin übernommen wurde. Anzwischen begann das Malen
der Ruliffen und der Bau des Dhcaters. Dle Angabe eini-
ger Maße mag über die Größc dcs Theaters Aufschluß
geben. Dic plattsorm für die FLHrcr dcr Figuren liegt
r,;o Mcter über dem Bodcn. Es können bis ;u )o er>
wachsenc personen dort stchen. Die Bühnenöfsnung ist
zirka 4,00 X 1,70 Mcter, die Figur zirka 1 Meter groß.
Das Dheater kann in etwa Stunden auf- oder ab-
gcbaut werden.

worin besteht der wert dieser großen Arbeit, die uns
bcinahe eincinhalb Iahre beschäftigt hatte? Viele Gc-
biete aus dem Zcichen- und Runstunterricht konnten hier
theoretisch und/ was noch wertvoller ist, praktisch im
Rahmen eincs großen Ganzen vereinigt werden. Zcich-

nen, Malen, Modcllieren in kleinem und großem Maßstab,
'Kolzarbeit, Schneiderei kamen;u ihrem Recht. Sogar die
Elcktrotechnik stellte stch uns in den Dienst. Eine Licht-
anlage, die einer polizeilichen Untersuchung (bei öffent-
licher 2lufführung) standhält, muß vorhanden sein. Mit
dieser großen praktischen Arbeit gingen zusammen die
literarischen Vorbereitungen und die proben zur Auffüh-
rung. Da wurden wieder gan; andcre Rräfte mobil ge-
macht. Eine Marionette wird von zwei Menschen, dem
Führer und dem Sprecher, lebendig gemacht. Diese Ar-
beitstcilung verlangt genaueste Zusammenarbeit und größte
Einfühlung. Dann erst können die letzten Möglichkeiten
des Marionettenspiels herausgeholt werden. ^ier wurde,
alles in allem gesehen, ein werk nicht nur mit der Hand,
sondern auch mit dem Geist gcstaltet. Deshalb wirkte es,
trotz der vielcn Mechanismen, so lebendrg auf alle, die
cs fertig sahen. Unsere Arbcit fand ihren Abschluß und
ihre Belohnung in mehreren, ;. T. öffentlichen und sehr
gelungenen Aufführungen.

(Verfasser ist bereit, auf Anfrage jederzeit Auskunft
;u geben über Anfcrtigung von Puppen.)


Aus:Wllpp kjarth

(Die Runstkammer, 1, 35) ,

Einen Dom fur die wilhelminische Zeit zu bauen, ein Frescogemälde für spießig gesinnte Stadt- .
verordnete oder ein Denkmal für irgend einen Vereinsmeier panoptikumsartig nach der Rleider-
ordnung ;u schaffen, danach drängt sich ein Verdiener, aber kein wahrhafter Rünstler. -
Älle großen Rünstler sind Idealisten. Für einen Rünstler bedeutet es dic idealste Existenz, einer
großen Änschauung zu dienen. Seine Leistungen können sich dadurch leichter ins überpersönliche
steigern. Äüch heute herrscht die stch so katastrophal auswirkende Gefinnung des ly.Iahrhunderts
leider noch bei der größten Zahl der Äuftraggeber, welche in der Regel anonym ihre gutgemeinte,
doch unverstandene Betriebsamkeit allenthalben entfalten.

Tonangebend stndHn der Regel persönlichkeiten, welche in ihrem Fach besondere Fähigkeiten zejgen
und ihre gewohnke Mtorität auch bei dieser Gelegenheit durchzuseyen verstehen. ^ans Dhoma
schrieb einmal: „Die Schlimmsten fur die künstlerische Entwicklung find die, die nicht verstehen
können, daß ste nichts verstehen".

Nicht nur zum Rünstler, soüdern auch zum Äuftraggeber ist eine Berufung erforderlich. ^ohes
künstlerisches Verständnis ist ein Ergebnis mühevollen Ringens. So nebenbei auch den Auftraggeber
^ . '- 1, ist etn 'anmaßender Dilettantismus sondergleichen. Diefem Gehaben ver-

..... . ^^^dE^E'DtzeßM^MAHMtche^MDM.

die Ällgemeinheit ihre werke


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