Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

DOI Heft:
Heft 2 (Februar 1935)
DOI Artikel:
Koelitz, Hanna: "Zur Entwicklung der Landschaftsmalerei": vom Goldgrundbild zur Freilichtmalerei
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0030

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ltlidienassessorjli Hanna Soelih

„Zur Eukroickluug öer Louöschustsmulml"

Äoin (löoldgrundlnld Zur Areilillltlnalerej« X (2lus einem unvcröffentlichten Manuskript.)

j cr Goldgrund ist ein wcsentlichcr Bestandtcil
der ganzen mittclalterlichen Malerei. Dieser
Goldgrund ist etwas von Grund auf an-
dercs als das gan; neutrale und „nicht vor-
handene" Schwar; odcr wciß odcr die Terrakottafarbc
dcr gricchischcn Dasen. Das mctallische Gold hat eine
große Lichtcmpfindlichkcit: Es ändert die Farbc vom tie-
fen Dunkcl-BraungrUn bis zum hellcn Gelb und bis ;um
blitzendcn Glanz. So bringt es in das Bild eine große Un-
ruhe, die der antiken Ruhc entgegengesetzt ist — und damit
zugleich eine magische Unwirklichkeit, die geheimnisvoll
und vicldeutig ist, gegenüber der Rlarheit und Aationali-
tät der Antike. Dieser mystische Goldgrund, der einen ;uk-
kendcn Glan; enthält und den Menschen, um den er herum-
gemalt ist, fast schattenhaft wirken läßt, der beunruhigt
und narrt, blcibt, wic gesagt, bis ins hohe Mittelalter
dcr Grund für das Bild: So ist ein starres Metall, das
im Rcrzenlicht hier und dort unruhig auffunkelt, an ,
Stclle von Lrdc und Himmel gesetzt, und damit die Land
schaftsdarstcllung unmöglich gemacht. ^

Im Lauf des 14. Iahrhunderts verdrängt die Da-
lung dcr Erdc allmählich dcn Goldgrund. Die Entwicklung
geht von eincm schmalen Streifen braunee — also in der
Farbe dem Gold verwandter — Erde aus, auf dem die
Figuren stehen. Diese Erde schiebt sich von unten her
immer weiter in das Bild vor, bis schließlich «m oberen
Rand des Bildes ein schmaler Goldstreifen übrig bleW, 5
den ohne allzuviel Gewaltsamkeit der blaue Himmel WM
setzen kann. Darauf beginnt die entgegengesetzte Entwick-
lung: Dieses Stückchen Himmel, wiederum, drängt Fall.-
mählich die Erde nach unten zurück, bis schlicßlich rm
Barock die Figuren vor einem riesengroßen Himmel äuf
einem schmalen Stückchen Erde stehen. Erst in diesem
Augenblick handelt es sich wirklich um Landschaftsdarstel-
lung: Denn erst da wird das wesentliche der Landschaft
dargestellt: die weiträumigkeit und damit zugleich die
verschwimmende Fernc (bci der pompejanischen Land-
schaft waren die fcrnen Dinge ebenso klar abgegrenzt,
nur kleiner als der Vordergrund) — und der auf-
fällige Hintergrund, der den Blick in die Tiefe lockt.
Dei der pompejanischen wandmalerei jst der großc
vordergrund, Her bezichungslos vor dem kleinen Hinter-
Akund stcht, aüfdringlich und wichtig — das große über-
tönt stets das gleichartige kleine — und der Hintergrund
nur ein Echo des Vordertzrunds). -

Bcispiele für die Enrwicklung:

1. Der Goldgrund taucht'auf:

lNumicnporträt aus El Fajum:

K I JüNgliW Mt goldrurm Rranz. wachs auf Holz.

Lerlin, Raiser Fricdrich Museum.

"L-Der ^osaiks:

Der Goldgrund dcr romanischen Miniatur:

;. Der Goldgrund umgibt die ganze Figur:

widmungsblatt Gerokodex.

Darmstadt, 950.

4. Die Figuren stchen auf dem Rand auf:

Aussendung der Apostel, Abdinghovener Evangeliar.

Rölncr Schulc, 11. Iahrhundert.

Berlin, Rupfcrstichkabinett.

Der gotische Goldgrund: -

.-- '

5. Aus dem Strich, auf dem die Figuren ftehen, wird ein

brciter Vordergrundstrcifen: '-ö-sEÄ

Meister Bertram: Rrönung Mariae.

Hamburg, Runsthalle.

d. Der Vordergrund drangt den G





WWWG

HkAps.smosaikc


.... .... . ....

MrcheleFn Affricisco, Aavenna.
usch, Iahrhundert.

Friedrich Museum.

^ Es handelt sich i
ten mit einer M

S. Aus dem Garten wrrd eine Landschaft: D»r
im Bild dargcstellt:

Jan van Eyck: Gentcr Altar: Ri

/ ' Einsiedler, pilger.

' '

Damit ist dic erste Art der Landschaftsdars
rcicht. Sie unterscheidet sich von der antiken il
durch dcn Raumzusammenhang: Hier stehen nicht
einzelnc Strcisen unvermittelt nebeneinander, dv^*»
schenräumc getreunt, die nichts zu bedevte» "
wichtigkeit der Zwischenräume, die schon bei den j
Gruppe detont wurde, führt ber der Landschaft Z
sorgfältigen Bcachtung der Zwischcnschichten z

und hinten. Dadurch ist ein Raumzusämmenh_

licht: eine lückenlose Folge von Gegenständen von vorn
nach hinten. Damit im Zusammeuhang steht ern allmäh-
liches, „perspektivisches" Rleinerwerden der Gegenstände
von vorn nach hinten (bei der Antike gab es, streng ge«
nommen, pur groß und klein) «Nd eine Wsammenhän-
gende Bodenformatisn: Man kann Flüsse und wege fast
wie auf einer Landkarte von vorn nach hinten verfolgen.

Diese erste Raumbeziehung hat bald eine zweite fast noch
' wichtigere zur Folge: An die Stelle der gleichmäßig
grünen Färbung dßps, Landschaft tritt cine ganz auffäAige
Teilung in drei verschiedene Schichten: brauner Vorder-
grund, grüner Mittelgrund, blaüer Hintergrund. So wird
die Ferne zum ersten Mal durch die Farbe betont. Le-

trachtet man in der wirklichkeit die Landschaft, die un-

.. "... ^

.
 
Annotationen