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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 2 (Februar 1935)
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Kornmann, Egon: Vom Wesen der Volkskunst
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Parnitzke, Erich: Masken zum Aufsetzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0043

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lichcs Laicnschaffen, dem dic Scitc der Volksverbunden.
bcit und dcs all§emeinen Intercsses sichcr nicht fehlte. Nur
trug es schr zu Unrecht dcn Namcn Liebhabcr-Rünstc.
Dcnn cs war geradc nicht Laienkunst wie dcr aite baucr-
lichc Hausflciß, sondern Dilettantismus im ncgativen
Sinn. Denn hier warcn dic bildncrischcn Rräftc in dic
Irrc ncganclcn. Dic bildnerischc phantasie hat sich
nicht in wahrcn und cchtcn SinN'Gebilden entfaltet, son-
dcrn ist abgeirrt in Un-Sinn; sic folyte nicht mehr ihrcm
ciimcborcncn Gcsey dcs bildnerisch empfindcndcn und schaf-
fendcn Augcs, sondcrn sie verkaufte sich an dic LcitunA
dcs Intcllcktcs. wie im Hausflciß, so war cs auch in
Handwcrk und Architcktur. Allcr bcgcistcrten und chrlichcn
Arbeit zum Trotz — dic wir §cwiß vielen Meistcrn jencr
"cit zubillicscn müffcn — konnten ihrc wcrke nicht dcn
wahren Form-Wcrt cchtcr Gestaltung gewinnen und damit
nicht ;u Hcimatkunst, ;u lcbcndigcm Besitz unsercr Rultur
werden. wenn wir dic wcrtfrage scharf uns ;u schcn bc-
mühcn, so müffcn wir sagcn, daß manche primitivc Schnitzc-
rci cincs Baucrn an Gchscnjoch oder Rumpf objektiv
künstlcrisch wertvollcr ist als viele Bauten aka-
dcmischcr Mcisterarchitcktcn dcs Iahrhundcrts. wcnn
ctwas dic Bczcichnung „gesunkencs Rulturgut" vcrdicnt,
dann ist cs dicse Architektur, der das mcistc „verbauertc"
Darock künstlerisch weit übcrlegcn ist. Darum fährt man
diesc Bauten heutc aus den Schutt, ohne auch nur eincn
Stcin odcr cincn Deschlag davon dahin ;u rctten, wo dic
unstcrblrchen musischcn werte die Zciten überdauern sol-
lcn und wo uns dic Schnitzerci des Bauern als kostbarer
Besitz heute wicdcr bcglückt.

So stehcn wir vor dcr Frage: Rönnen wir diesen Arre-
gang im Bildnerischen, mit deffen Erbschaft wir ja alle
noch mehr oder minder belastet sind, wiedcr in sinnvolles
Bildcn wandein? wir wiffen ja und sind uns dankbar bc-
wußt, daß seit cinem Mcnschenalter ein starker Strom
der Erneuerung alles Bildnerischen in Fluß gekommen ist.
Aber wir sehen die wahrhcit in diescr Erneucrung auch
inimcr wicder bedrosit, wir sehen, wie leicht vcrgängliche
Manicren und Asmen daraus werden. Darum müsscn wir
suchcn, ;u jenem „innersten Rexp" vorzudringen, ;u den
Guellen, aus denen von jeher dic Lberzeitlich wahren
Sinn-Gcbildc der Form hervorgegangen sind.

wir haben heute diese Guellen wiedergefunden in den
bildnerischen Rrästen, dic noch nicht auf-die Irrwege des
Intcllektucllcn abgcbogen sind. in der bildncrischen Phan-
tasie der Rinder. Darum bildet-dje pflege ünd Entfaltung
dcs kindlichen und jügcNdlicheN Formschaffens, die sich ein
Zweig dcr heutigen Runstcrziehung angelegen sem läßt,
jenen i n n erstrn Rern dcr Volkskunst, den früher
der gan; bodenständige, originale bauerliche Hausfleiß
bildete. . ' v > : - "

Im kindlichen Schaffen haben wir beides: eine Ällge-
meingültigkeit und Volksvcrbundenheit, die nicht nur den
einen Stand des Bauern, sondcrn die das ganze Volk,

das in der Grundschule steht, umfaßt. Und wir haben das
Zwcitc: daß das Formgepräge, das aus einer echten und
vcrständnisvollcn pflcgc dcr kindlichen Formkräfte her-
vorgeht, kcimhaft den Ewigkeitszug wahrer Gestaltung,
daß cs cchten Stil zeigt. Es bestätigt uns, daß es ein
wirklich künstlerisch gcrichtetcs Laienschaffen geben kqnn,
das nicht Dilcttantismus ist, sondcrn produktive künstle-
rischc Allgcmcinbildung.

Und wir habcn noch ein Drittcs: daß dieses Formge-
prägc nicht ;u cntarten, nicht ;u „zerfallen" braucht, wenn
cs in scinem wcsen erkannt und warmgehalten wird. Denn
es verjüngtsich sclbst immer wieder aus den Gucl-
len, dic jcden Tag neu gcboren wcrden. Wir sehen allent-
halbcn in Deutschland schon schönc Blüten eines solchen
echtcn Äugcndschaffens, das dic Reimzelle ist einer wahren
Volkskunst unsererZeit.

iAun ;um Schluß dic Frage: wie kann dieser neugc-
wonncnc Rern sich weitcrbilden in die Rultur der Er-
wachscnen hincinr Sichcr nicht so, daß kindlichc odcr bäuer-
lich primitivc Formcn unempfunden nachgcmacht werdcn,
dcnn das muß ;ur Manier führen. Sondern nur so, daß
aus dcm cchten Bildcn -es Rindes cin kleiner Zweig sich
weiterentfaltct und so ;u cincm echten Laienschaffen dcs
Erwachsenen wird.

Dcr Anfang dieses weges ist ja schon beschritten. wenn
aus drn Licbhabcrkünstcn, die Abcndlandschaften in Brand-
malerei machen wollten, heute etwa Handweberei und aller-
lci gute Vtadelarbeit geworden ist, wenn statt der gepfusch-
ten Landschaft cin schlichter, aber guter Streifen, ein
Zicrstich odcr dergl. sclbständig geschaffen werden kann,
dann ist das cin Dcispiel der Umstellung auf ein echtes
Formgebilde. Da;u gehört vor allem, daß Augenmaß
gewonnen werdc für das, was wirklich gekonnt und mit
cigcnem Formcmpfinden erfüllt werden kann, — so wie das
Rind sein Formen voll erfüllt und beherrscht. Ae mehr das
Arbciten des Erwachsencn sich einstellt auf ehrliche und
cmpfindungsvollc Verwirklichung deffen, was in vielen
Menschen an ursprünglichen, besonders bei Frauen, noch
unverbildeten bildnerischen Rräften schlummert, um so
mchr wird sich ;eigen, daß ein sinnvolles Bilden auf seiner
Stufe nicht nur dem Rind, sondern auch dcm Erwachsenen
möglich ist. Daß ,da;u nicht nur bcftimmte „Dechniken"
des Deptilen usw. gehörech sondern alles, was Form-
Bildung hcißt, bis hinein in die Ordnung und Fügung
der Dinge des täglichcn Lebens wie der Feste, das wird
ja in diesen Heften immer wieder gezeigt. - ^

Sölches Laienschaffen wird nicht ein künstliches wieder-
erwecken Vergangener bäucrlicher Äebensweisen und -for-
mcn scin können, sondcrn rs muß will es wahrhaft
völksverbundcn bleiben — .sich wandeln mit der sozialen
Struktur seiner Träger. Aber es Muß auch — soll es
werte wahrer Runst gewinnen — immcr der Ründec
Lleibrn eines Sinnes und wcrtcs der Form, der
sich nicht wandcln kann, wcil er vön Ewigkcit ist. ,

Erich Uarnitzke

ZUM

n der Faschingszeit wird häufig die Bildaufgabc
gcstellt: lustige, vermummte Gestaltcn zu ;eich-
nen und ;u malcn.


und Formung, aus dcnen sich selten Lcistungen heraüs-
heben, die man als solche später nöchmal betrachtcn kann.b

»..v. Häufig bleibt's eine von sogenannten freien Aufgaben,

, Die Bildbcrichtc spiegeln dann wieder, was sich die für dic unteren Rlaffen besonders geeignet scheinen,
Schuler, Und Schülerinncn vorsicllen untcr Maskerade und weil sie lustige Buntheit erlauben und für die oberen,

das ist häufig genutz der Allerweltsinhalt wön Schaufen- weil sie ;ur Rarikatur ermuntern. Nichts gtgen Lustigkeit

n oder was zuliause aufgenommeii wird, wenn dic Eltern und Spaß'.

: „Rostumfest" rüstcn (ich spreche hier von Grtcn, wo Aber dic Frage drängt sich auf, ob die Schule bei der

WfeMMM
^Hanschü
^WkMVkon

Ergebniffc

cntfe^WM'

. Gelegenheit des Faschings nicht, qnstatt hje Keflepr eii

. , „ .odcr Hanrpel-, meist sehr bedeutungsleeren, in bürgetliMMWMH

es Ubergeüug bie "„wrtzrg"' ausmündenden Rostümrerung hmzuitebmen, sclber fur l
MfmachungeN, 'drr mi Stoff -,Lrcht emer ,ugcndgemaßen und ;ur GestaH MPflichtrnhqn ,
Md. Ferer sorgen konnre und müßtc. 'WÄ

ü auck Vlicderschlägr m^hr «mU M Pbgefthrh von deü echten Moglichkciten, pto es Flte"'
iefühls ohne tiefcre -BedeutuNg -/Ärauche gu erhaiten usid ;u gestälten gilt/Lei denen^bie -
 
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