DOI Heft:
Heft 5 (Mai 1935)
DOI Artikel:Sörensen, Iver: "Die schwarze Galeere": Gemeinschaftsarbeit von Jungen des 9. Schuljahrs der Akademieschule Kiel-Gaarden (Herbst 1933)
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0111
„Äle schmrM Galeere"
Äemelnschastsarbelt von Aungen -eo y. Hchuljahrs üer Akaüemleschule ^lel-
Gaarüen (^erbst lyss)
, . Veckfarbenarbett auf schwarzem rarton — «w«
-^^MÜr dicsc Arbcit ist zunächst bcr Stoff bczcichncnd.
Aus bcm unmittclbarcn Erlebcn dcr wundervol-
H M lcn Novcllc Raabcs crwächst dcr wunsch, an
cincm großcn Bildc sich Rlarhcit übcr dic hcl-
dischc Leistung dcr schwarzcn Galecrc ;u vcrschaffcn. Es
war für die Schülcr nicht gan; einfach, aus dcm Tcxt
heraus sich den plan ;u crobcrn, ging cs doch darum,
möglichst allc Forts und Schanzen mitzuzeichnen und rich-
tig einzuordnen. Sic wählten den Augcnblick, wo dic
schwarze Galcerc im ^afcn von Antwcrpcn dcn Rampf
beginnt, während dic übrigcn Schisfe dcr Gcusenflottc
noch die Schclde hinauffahren. Draußcn, in einem Seitcn-
arm dcs großcn Fluffes kreuzcn ;wei spanischc Schiffe auf
dcr Suche nach dcm gcfürchteten Feind.
Zunächst Lberrascht dcr einheitlichc Stil der Gcsamt-
arbeit. Bctrachtct man aber das Blatt nähcr, so zeigen sich
sehr starke Unterschiedc in dcn Gestaltungen der Einzcl-
heiten. Dic Maucr von Antwcrpen in ihrem feinen
Schwung, und ein crhcblichcr Teil dcr ^äuscr der großen
Stadt stammcn von demselbcn Iungen, dcr dic spanischen
Schiffc in so kühncr Drehung hingcsetzt hat. Es war bci
wcitcm der reifste untcr den klcinen Zeichnern und wurdc
auch ohnc wcitercs von seinen Rameraden anerkannt. Das
hinderte abcr dic übrigcn durchaus nicht daran, ihrem Rön-
ncn gcmäß ;u arbciten.
Das sei an cincr Gegcnüberstellung aufgezeigt, die zu-
gleich charaktcristisch ist für die echtc Eroberung räum-
licher problcme durch 14—icjährigc Iungcn. Vergleicht
man den Dom von Antwerpcn mit den zerstreut liegenden
Häusern, dic dem Fort Fcrdinand vorgelagert sind, so
zcigt sich ein beträchtlicher Unterschied in der Gestaltungs-
kraft. Der Dom, der in ctwa zwanzigstündiger Arbeit
gan; klar mit allen überschneidungen herausgearbeitet
wurdc, zeigt in der Vollendung die Lösung einer Auf-
gabe, dic in den ^äusern beim Fort mit viel einfacheren
Mitteln versucht wurde. überall dort, wo bri den Sieiten-
flügeln eines -»Kauses zwei Dächer zusammenstoßcn mußtcn,
ist dcr Zeichner dcr cigcntlichcn Lösung ausgewichen. Es
bckam der einc ^ausslügcl cinfach cin flaches Dach. Ähn-
lich licgt es bci dcr klcincn Rirchc an dcr Stcllc, wo Turm
und Dach dcs Schiffcs zusammcnstoßcn mußtcn.
Ich habc dicscs bcwußtc Auswcichcn immcr wiedcr er-
lebt, wo cin Aungc anfängt, sich ernsthaft mit dcm Raum
auscinandcrzusctzcn, und cr tut rccht daran. Es ist ein
wcsentlichcs Erlcbnis für ihn, daß hier etwas angeschnit-
tcn wird, was komplizicrtcrc Formzusammcnhängc ver-
langt, als cr sic gcbcn kann. Durch dic Ehrlichkeit des
Vcrzichts bleibt auch fcinc Lcistung klar, so primitiv sic
auch scin mag. Äußcrc tcchnischc <-ilfc würde ;um äußc-
ren Nachahmcn führcn und den ZVcg ;ur möglichcn cigencn
Erkcnntnis vcrbaucn.
Es taucht dic Fragc auf, ob cs nicht beffcr fei, von
vornhcrcin Darstcllungcn räumlichcr problcme aus dem
wege ;u gehen. Sichcrlich, dic Gualität der Leistung
ließc sich so crhcblich stcigcrn, aber wcsentlicher ist uns
das Ringcn um ncuc Erkcnntniffc. Das problem dcr
räumlichcn Darstcllung, das immcr in dcr Form der pro-
spektive angeschnittcn wird, — beschäftigt mit Recht den
Aungcn dcr Mittel- und Gberstufe. Er muß sich damit
auseinandersetzen, selbst dann, wenn auch bei dcn besten
Leistungen eine gewiffc konstruktivc Rühle sich einstellt.
Es geht nicht um den ästhctischen Rciz, dcn das fertige
werk hat, es geht um das ehrliche Ringen um neue
kenntniffc. Es geht darum, daß ehrlich die Grenzen bkr
eigenen Rraft erkannt wcrdcn, daß man stch n ^
billige technische Runstkniffe loskaufen kann.
hier sind Dom und Rathaus nicht Ziel, da» Uttl
Ümständen errricht werden muß. Zlrl biribt lrbii,
wahrhaftigkeit, mit bcr jede 2u»rinanderletzMtz-Z
wird. Sichcriich ist auf «nserem Vlatt
Füllsel. Abce auch hier ist «iksentlich, baß b«r) ,
dic sehr schcmatischen Grasflächen gesteichelt hat,
nem Nachbarn rrlebt, wle schön so rtwa» werden
wcnn cs mit drr Spannung grsagt wird, wie ste^
... ......
Äemelnschastsarbelt von Aungen -eo y. Hchuljahrs üer Akaüemleschule ^lel-
Gaarüen (^erbst lyss)
, . Veckfarbenarbett auf schwarzem rarton — «w«
-^^MÜr dicsc Arbcit ist zunächst bcr Stoff bczcichncnd.
Aus bcm unmittclbarcn Erlebcn dcr wundervol-
H M lcn Novcllc Raabcs crwächst dcr wunsch, an
cincm großcn Bildc sich Rlarhcit übcr dic hcl-
dischc Leistung dcr schwarzcn Galecrc ;u vcrschaffcn. Es
war für die Schülcr nicht gan; einfach, aus dcm Tcxt
heraus sich den plan ;u crobcrn, ging cs doch darum,
möglichst allc Forts und Schanzen mitzuzeichnen und rich-
tig einzuordnen. Sic wählten den Augcnblick, wo dic
schwarze Galcerc im ^afcn von Antwcrpcn dcn Rampf
beginnt, während dic übrigcn Schisfe dcr Gcusenflottc
noch die Schclde hinauffahren. Draußcn, in einem Seitcn-
arm dcs großcn Fluffes kreuzcn ;wei spanischc Schiffe auf
dcr Suche nach dcm gcfürchteten Feind.
Zunächst Lberrascht dcr einheitlichc Stil der Gcsamt-
arbeit. Bctrachtct man aber das Blatt nähcr, so zeigen sich
sehr starke Unterschiedc in dcn Gestaltungen der Einzcl-
heiten. Dic Maucr von Antwcrpen in ihrem feinen
Schwung, und ein crhcblichcr Teil dcr ^äuscr der großen
Stadt stammcn von demselbcn Iungen, dcr dic spanischen
Schiffc in so kühncr Drehung hingcsetzt hat. Es war bci
wcitcm der reifste untcr den klcinen Zeichnern und wurdc
auch ohnc wcitercs von seinen Rameraden anerkannt. Das
hinderte abcr dic übrigcn durchaus nicht daran, ihrem Rön-
ncn gcmäß ;u arbciten.
Das sei an cincr Gegcnüberstellung aufgezeigt, die zu-
gleich charaktcristisch ist für die echtc Eroberung räum-
licher problcme durch 14—icjährigc Iungcn. Vergleicht
man den Dom von Antwerpcn mit den zerstreut liegenden
Häusern, dic dem Fort Fcrdinand vorgelagert sind, so
zcigt sich ein beträchtlicher Unterschied in der Gestaltungs-
kraft. Der Dom, der in ctwa zwanzigstündiger Arbeit
gan; klar mit allen überschneidungen herausgearbeitet
wurdc, zeigt in der Vollendung die Lösung einer Auf-
gabe, dic in den ^äusern beim Fort mit viel einfacheren
Mitteln versucht wurde. überall dort, wo bri den Sieiten-
flügeln eines -»Kauses zwei Dächer zusammenstoßcn mußtcn,
ist dcr Zeichner dcr cigcntlichcn Lösung ausgewichen. Es
bckam der einc ^ausslügcl cinfach cin flaches Dach. Ähn-
lich licgt es bci dcr klcincn Rirchc an dcr Stcllc, wo Turm
und Dach dcs Schiffcs zusammcnstoßcn mußtcn.
Ich habc dicscs bcwußtc Auswcichcn immcr wiedcr er-
lebt, wo cin Aungc anfängt, sich ernsthaft mit dcm Raum
auscinandcrzusctzcn, und cr tut rccht daran. Es ist ein
wcsentlichcs Erlcbnis für ihn, daß hier etwas angeschnit-
tcn wird, was komplizicrtcrc Formzusammcnhängc ver-
langt, als cr sic gcbcn kann. Durch dic Ehrlichkeit des
Vcrzichts bleibt auch fcinc Lcistung klar, so primitiv sic
auch scin mag. Äußcrc tcchnischc <-ilfc würde ;um äußc-
ren Nachahmcn führcn und den ZVcg ;ur möglichcn cigencn
Erkcnntnis vcrbaucn.
Es taucht dic Fragc auf, ob cs nicht beffcr fei, von
vornhcrcin Darstcllungcn räumlichcr problcme aus dem
wege ;u gehen. Sichcrlich, dic Gualität der Leistung
ließc sich so crhcblich stcigcrn, aber wcsentlicher ist uns
das Ringcn um ncuc Erkcnntniffc. Das problem dcr
räumlichcn Darstcllung, das immcr in dcr Form der pro-
spektive angeschnittcn wird, — beschäftigt mit Recht den
Aungcn dcr Mittel- und Gberstufe. Er muß sich damit
auseinandersetzen, selbst dann, wenn auch bei dcn besten
Leistungen eine gewiffc konstruktivc Rühle sich einstellt.
Es geht nicht um den ästhctischen Rciz, dcn das fertige
werk hat, es geht um das ehrliche Ringen um neue
kenntniffc. Es geht darum, daß ehrlich die Grenzen bkr
eigenen Rraft erkannt wcrdcn, daß man stch n ^
billige technische Runstkniffe loskaufen kann.
hier sind Dom und Rathaus nicht Ziel, da» Uttl
Ümständen errricht werden muß. Zlrl biribt lrbii,
wahrhaftigkeit, mit bcr jede 2u»rinanderletzMtz-Z
wird. Sichcriich ist auf «nserem Vlatt
Füllsel. Abce auch hier ist «iksentlich, baß b«r) ,
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nem Nachbarn rrlebt, wle schön so rtwa» werden
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