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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 10 (Oktober 1935)
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Beeck: Zinnsoldatengießen und Gipsschnitte dazu
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0244

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Ltud.-Asl. Beeck-Kiel

Zinnsoldaten-Gießen und
Gipsschnitte dazu

ch machtc dic Erfahrung, daß dic Schüler bcim
/ II Modcllicren, bcsondcrs beim Rclicf ihrc Vorstcl-
M lungen viel licbcr durch Ritzcn und Hincinbculen
ausdrücken, als etwa „von inncn" eine Form
wölbcn oder mit dcm weAnehmcn dcs Nichtgcmeinten
anzufangen. Dies führte mich dazu, fozusagcn umgekchrt
vorzugehen, d. h. Negativc, Hohl-, Gußformen herstcllcn
;u lassen, die währcnd der Entstehung durch Rnetgummi-
abdrücke zugleich positiv bcurteilt werden konnten.

Das Arbeiten am Rclicf zwingt den Schüler, fparsam,
mit gcringen Abweichungen von der Flächc, Formen ;um
Sprechen ;u bringen, wclchc dic gan;e Eigentümlichkcit
dcr plastik ;eigen — eine Beule in glatter wand ist eben-
so „Urplastik", wic einc Rugcl — und irgcndwie der
Zeichnung nahe bleiben — besondcrs, wenn diese auch
Rörper rund crscheinen machen will.

An der Zeichnung wäre das problem etwa: Arm von
der Seite, der dem Rumpf aufliegt, oder — sehr vicl
kompli;ierter: verschränkte Arme von vorn auf der Brust.
Es muß dem Schülcr klar sein, daß er es mit wcnigstens
;wei „Höhcnschichten" ;u tun hat, sonst bringt er das
nicht ;um Hcrvortreten, was wirklich vorn liegt.

Das gilt genau so beim Relief mit allen Graden einer
erst kuliffenmäßigen Lcwältigung der „pläne" biö ;u
fließenden — grcn;enlosen — Übergängen da;wischen. '
Mit einer Obcrtcrtia machtc ich;unächst Medaillen.
Die Iungcn bauten aus weißer Hol;pappe ofsne Gchach-
tcln, so daß ein Boden von 11 X 11 em blieb und Vie
Scitenwände z cin hoch kamen, wobei je zwei iiberlappten.
Ein Blumendraht herum -und der Gips konnte hmein,
r cm hoch. Ehe er fest wurde, wurde noch eine Papp-

Statt dcffcn crwies stch als smnvollcr, daß die Soldaten mit
dem Stift entworfcn, auf cinc rohc Umrißform gebracht,
so in Pappc geschnittcn und gleich unsrer Medail-
lcngrundscheibe aus Pappc im Gips abgeformt wurden.
llnd ;war: sofort halb in dcr einen: k i, halb in der an-
dcrn platte. Außcrdcm war ein Sockel ;u bedenken, der
dcn Figurcn sesten Stand ;u geben hatte; daher Füßc
etwa em von der wand weg: V r! vlach Herstellung
dcr crsten platte mit der h a l b eingetieften Pappfiguc
kommcn noch paßkerben oder -kuhlen: Sz hinein, alles
wird mit Schellacklösung eingcpinselt und der ;weite Guß
kommt drüber bis ;um Rastenrand.

scheibe von 4—10 em Durchmcffer aufgclegt (ohtie
blasen darunteri). Alle Pappen vorher mit Schelläck.
lösung einpinseln, damit der Gips nicht haftet! — ^ach
dem Erhärten Blumendraht ab, Seitenwände herunter-
klappen, Pappscheibe herauslösen; so hatten wir die plat.
ten mit der eingetieften Grundscheibe der Medaille,in die
nun weiter das Bild geschnitten werden sollte. Der Auf«
trag war — im Zusammenhang mit andern soldatischen
Themcn — Rrieger im Stahlhelm, d. h. BeschräNkung
auf den Ropf, da;u den Rand auszugestalten. Mso auf.
;eichnen und dann ausschaben, wo;u sich als geeignet der
gebogene Rllcken von Schneidefedern (für Papierschnitte)
erwies, jedenfalls um die größeren „Beulen": Helm, Bak-
ken, Rinnbacken, Hinterkopf her;urichten.

Es braucht kaum angemerkt ;u werden, daß hierbei
eine Fülle von Schwierigkeiten auftaucht, die überwunden
werdcn wollen, aber auch eine Fülle von Rei; und Freude
beim Verfolg der Arbeit, die immer wieder am Rnet-
gummiabdruck positiv gelesen und weitergetrieben werden
kann und schließlich als fertige Negativform ;um Abguß
(im gleichen Pappkästchen) reif ist.

Zwei Merkzeige: der Rand der Grundscheibe darf nicht
senkrecht eingebMt bleiben, sondern muß eine leichte
Außenschrägung bekommen, damit der positivguß frei
kommt. Leim Ausschaben muß die Gipsplatte stets fest
auflicgen mit der gan;en Fläche, weil sie sonst leicht brichr.

.Die übung an eincr Medaille schien mir unerläßlich,
blevdr ös än Äe mit erklärlicherweise besonderer Freude
begrüßten Zinnsoldaten ging: also an rine doppelseitige
Medaille, die ;wei VLcgativschnitte brauchte, welche zu-
i genau äufelnandergepäßt sein mußten. '
)riesmal länglichk pappkästen, L — mit höheren Sei-
äwändm — q biö ^ om. Man hätte nün därin einsach
gleiche Llöcke gießen, und die Vor;eichnung vom
, auf den andern spiegelverkrhrt übertragen können.


. .

vrimmt man die beiden Formhälften
hat man genau den platz füe die Figur
könnte ste auch „platt" girße«) die
Leben entfalten soll im Doppelrel
men muß bei Armen und Betnen
was «in Soldät ntcht venvechsi
nötig ,u sagen, welche eigentl
seyung hierq '
macht beides: ern
s-lberl ^ wir

beiden Formhälften geschnitten,
loch: L 5 gemacht und noch einen oder den
Ranal: S4, aus dem die Luft entweichen k
Dann beide HLlften mit Draht zusammi
der „Standflächr" fest auf Blech gestellt v,
dem Gicßlöffel zum aufregensten Beschluß:
aussehen wirdri Und was noch alles nach;
bevor die Serienherstellung beginnrn kann. . -

Anmerkung: Ich habe Stud.-Aff. Beeck
grade das Zinnsoldatengießen bekanntzumachen, weil M
eine wirklich ausführbare Möglichkeit des Mttallguffe»
ist und mit dem Ergebnis sinnvoller kleincr Bildwrrke,
wie wir sic nur wünschen könncn.

Ich möchte nur ergänzen: Zum Gipsschaben und.schnri- K
den eignen sich älteste, abgebrochene Taschcnmeffer, die
man am Schleifstein zurechtformt (der in jeden Zeichen-
saal gehört). Das Metall ;um Gießen kann notfalls aus
verbrauchten Tuben aller Art angesammelt werden.

Ein alter Löffel oder cine Blechbüchse genügen zum
Einschmelzen über cinem Brenner, der ohnehin— zum
Leim- und Rleistermachen — da sein sollte und sonst. aus
der physiksammlung besorgt werden muß.

Selbstverständlich können und sollen dic Zinnsoldaten
bemalt werden. wer sich hieran erwärmt,wird notwendig
den weg gehen ;u dem reichen und schönen Gebitt der
volkstümlichen Relief- und Rleinplastik vom Ruchttimodel
bis zum wachsguß und eben dem Zinnsoldaten, dtt älkr.
dings auf dem Markt unter naturalistischer Industrie «r»
stickt wurde, die nur das „wiedererkrnnen" meint, nicht
aber Sinn und p)ert der guten Form völl wuck^ ünd
Stil. . - - E.A.L

LSS
 
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