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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

DOI Heft:
Heft 5 (Mai 1935)
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Parnitzke, Erich: Pflanzenzeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0113

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Erlch Parnihke

PflMMZtlchNWen

^cr sich längcr mrt dem pflanzenzeichncn be>
faßt hat, wciß um manche Umstande, die
man nutzen, aber auch um solchc, dic man
vermeiden muß. Um mit diesen ;u bcginnen:
da schickt ein Lehrer dic Halbwüchsigen in den Gartcn
hinaus, schöne Blumcn zum Zeichnen und Malen ;u brin>
gen. Er überlegt sich nicht, daß er Anfänger vor sich hat
und muß kopfschüttelnd die Bemühungen betrachten, wie
;war schöne, aber viel ;u kompli;iertc, gefüllte oder sonst
krause Blumen totge;eichnet oder mit Farbe totgeschmiert
wcrden.

Große Rlette

Aus Fuchs: Rräuterbuch, Basel -545

nach ^^Narzell : Alte Heilkräuter, Diederichs-Iena i-rS

A-'A'i'^

Vft habe ich «S so angetroffen, daß „selbstvecständlich"
der Lehrer keineblei Vorbereitung für nötig befunden hat,
am wcnigsten viejenige, tags ;uvor selber au?;uwählen
und selber den Stift ;u führen, also ;u durchleben, wie
vas tut, einer pflan;r auf die Gestalt ;u kommen, so daß
rin ersprießlichrs Gebilde auch andcre an;usprechrn

.MMUW

Äun gehört rbr» allerlei Vorarbeit da;u, um an den
MerZtrrl1chen,-WM WanMwesr« und den über;üchte-

MMerrülltey/E-^^----'-^- —" ^

en Garttner;«ugniffen vorbri — und auf die.

.

--- ' ' . ' ' ' " .

jenigcn Gewächsc ;u sehcn, dic dcn Schülern ;unächst faß-
bar sind. Da wcrden dic schlichten, derbcn Fcldblumen und
die in jedcr Be;iehung volkstümlichen Blumen der noch
rechtcn Baucrngärtcn unbedingt voranstehcn.

Allerdings gibt's sofort noch die Übcrlegung: wie laffen
sie sich aufbauenr lTlicmand wird mehr die künstlichen Mo-
dcllhalter wünschcn, an dcnen so Stengel aufgespießt, mit
Rlammern gchaltcn oder angcscilt wurdcn. Ein ähnliches
Übcl sind aber oft die schnell ergriffencn Behälter, Vasen
und drgl., nicht nur für die Zcichnung, die so oft ver-
korkst wird damit, sondcrn für die Darbietung der eigent-
lich gcmcintcn pflan;e, die nur noch als „Brustbild" oder
„Rniestück" ;u sehcn ist. Da ist es schon wesentlich, pflan-
;en gan; auf dcn Tisch ;u bringcn, d. h. mit einem Erd>
klumpen, der feststcht und ;ugleich dem welken vorbeugt.
Das erfährt man am besten, wenn man selber sich ein
schlichtes pflan;enbildnis vornimmt ohnc Stückeleien.

Das kann man sich auch bestätigen lassen von pflan;en>
bildniffen, wie sie uns ;. B. Dürer hinterlassen hat in der
Akelei, dem kleinen und großen Rasenstück und dem
Schöllkraut (Albertina-Drucke). . - -

Da diese Dingc, auch in der farbigen Behandlung, srhr
hoch gegriffen sind, ist es gut, auch um einfachere Duellen
;u wiffen.

Da werden die volkstümlichrn Naturkundebüch« GUA
deutsam, die ;ugleich sauber bcschreiben unb S»tl
haben, d. h. Darstellung und Gestaitung organisch
bunden;eigen. Leider sind diesr Dücher nicht mrhr Über»
all greifbae. vlur wenige wer«n au» Familienbest- «
dem teilhaben, wa» noch pir Aeit unserer Ers-«ltern s«
guten anschaulichrn Gestaltrn wirksam wak, rugleich br-
lehrend und schön. wirksam s-it dcm Auftauch««
platurkunden in der „Vrcukti Zeit", alss «m Mt
geschloffenen Rräuterbüchrr senrr Arit sind sast lMHDb»
bar gewsrden, lnde» wrrden bstrr «lGüseilM WMch:
oft sehr schöne« ^slzschnitt«, (ee gjbt avch «ftchWY
geboten von , oder s RM. avfwärt».

Da tst e» bcgrüßenswcrt, da- rine bejspielhafte Au».
wahl solcher pflan;en;eichnungen in kletnen, abee klarm
Nachdrucken preiswert in zwei Vüchrrn des Dier-erjch»-
Veelages aus der Rrihe drr Deutschrn Volkheit ;u sindrn
ist: E» sind die», von ^einrich Marzell heravsM
geben; dic Büchlcin: „Die pflan;en im Deutsche«

V0lksleben" und „Alte Heilkräuter", da» einr
mit 17, das andere mit 50 Hol;schnittcn ausgestattet.

Die seit Jahren vorliegenden Düchlein werden jedem
Freude machen, der sich darin vertieft. Ls ist schon so, wie
Mar;ell sagt, daß uns sehr das Gefühl einer. wirvtchchH
Lebensgemeinschaft mit den pflan;en verloren gegangen
ist. d. h. mit denen im freien Feld und wald. Man MU-
hin;ufügen: es ist so, daß keiner von uns, der nicht
gerade Spe;ialist ist, befriedigt wird durch irgend Dota»
nikbücher, abcr sofort Fühlung gewinnen kann mit Dav»
bietungen wre den genannten, weil sie menschlich und
natürlich.wesenhaft warm und lebensvoll bleiben und dazu
— aber das gehört deswegen ;usammen! — eine Bilb»
freude sürs Auge sind. Man fragt sich, warum die ver-
mcintlich größere Richtigkeit heutiger Botanikbücher mit
solchem Verlust an faßlicher Bildhaftigkeit verbunden sein
muß, daß man gaknicht daran denkt, beim pflan;en;eich-
nen etwa dort nach;uschauen.

wer die beiden Abbildungsproben, je aus einem der
Büchlein, auf stch wirken läßt, sei gebeten, daneben ein
heutiges Botanikbuch auf;uschlagen.

Damit soll nicht gesagt sein, daß es nicht natür-
kundliche Bücher mit guten „Bildern" gibt. Raum sedoch
Schulbücher! Und — was uns bildpädagogisch besonder»
angeht — nicht in einer schlichten Bildsprache, die sie ver-
binden könntc mit dem pslan;en;eichnen unserer Schülee.

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