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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 7 (Juli 1935)
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Bernack, F.: Der Bedeutungsgehalt der Farben
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0164

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Es ergibt sich:

Grün ist die Farbc ber ivcwegungs.
losigkeit, der Xuhc und Trägheit, dcs
Gicichgcwichts, damit abcr zuglcich
dic Farbe der Bcschaulichkcit und Bc-
gucmlichkeit, dcrSattheitund wohl-
gcnährtheit, dcr Glcichgültigkcit,dcr
Indifferen;,des phlegmas.

rci modcrnrr Malcr für dic Einsamkcit dcr Heidc und
das in violcttcn Dunst vcrsmkcndc Moor drängt dicsc
Malcr ;u dicscr Farbc.

In den s ch w c r m ti t i g c n Gcgcndcn üitaucns tragcn
dic Fraucn mit Vorlicbc violcttc 'Lopftüchcr und Schür-
;cn, dic dic crnstc Üandschastsstimmung vcrstärkcn hcl-
fcn. Sonst ist Violctt dic Farbc dcr unfruchtbarcn
Fraucn und dcr im ZöIibat lcbcndcn pricstcr.

<v r a n g c.

Von Orangc (Rreß), cincr Farbc, dic ;wischcn Xot
und Gelb weniger schwankt als Grün ;wischcn Gclb und
Blau, sagt Goethe: „Das Rotgclbc gibt dcm Augc das
Gcfühl von wärmeundwonnc, indcm es dic Farbc
dcr höhercn Glut, sowic den mildcn Abglan; dcr untcr-
gehenden Sonne rcpräscntiert. Dcswcgen ist sie auch bci
Umgebungcn angcnchm und als Rlcidung in mehr oder
mindcrem Grade erfreulich und hcrrlich. wenn Engländcr
und Deutschc sich noch an blaßgclbcn, hellen Lcdcrfarbcn
genügen lasscn, so liebt dcr Fran;ose das ins Rot gc-
stcigerte Gelb, wie ihn Ubcrhaupt an Farbcn alles freut,
was sich auf der aktiven Seite befindet."

Im herbstgrüncn parke lodert die orangcgoldene Ra-
stanie wie cinc Flammc von inbrünstigcr Rraft.
Gelbroter Lampcnschein aus dunklen ^äuscrn erwcckt das
Gefühl traulicher Lcbensverbundenheit,
des Familienglücks und dcr wärme. Leim Son-
nenuntergang bestaunen wir die heroischc Rraft dcs
Lichtcs im Ringen mit der Dämmerung.

In der Hcraldik, unter dcn Requisiten dcr Mystik, dcr
Zauberkunst, im Rult und öffentlichen Lebcn findct sich
seltener diese kraftvolle Farbe. Im Signalwescn hat sie
einen platz gefundcn bei dcn Vorstgnalcn auf den Bahn-
strecken. Ab und ;u findet man es auch unter den Ordens-
bandcrn ausländischcr potcntatcn. Für Lampcnschirme ist
es sehr beliebt.

Die T.heosophie erblickt in Grangc die Farbe

d ^ ' ' ' -

b

An der Magic ist dcr violcttc Amcthist als „scgcnspcn-
dcndcr Stcin" bckannt. „Er bringt Glück dcm L.icbendcn,
dcm Gcschäftsmann, dcm Eoldatcn, dcm Aägcr. Er bc-
seitigt 2lngst und hcilt viclc Rrankhcitcn; cr ist dcr mäch-
tigc Talisman gcgcn dic Trunkenhcit und ;uglcich dcr
Stcin dcr H c i I i g k c i t und dcs F r i c d c n s. Darum
fand cr hauptsächlich Vcrwcndung in Bischofsringcn und
Roscnkrän;en."

Dic thcosophischc Farbcntafcl ;eigt für hcllcs Violett
hohc Gcistigkcit und Licbc ;ur Ulcnschhcit
an, für dunklcs Violett mit Licbc verbundenc
F r ö m m i g k c i t.

Demnach crschcint Violett als T'iäger der
Sehnsucht nach Ruhc und Frieden, dcr
Nlüdigkcit, dcr Traucr, dcr Fcierlich-
kcit, dcr andächtigcn Vcrscnkung, der
Unfruchtbarkcit.

Schwar;, weiß, Grau, Braun.

Schwar;, wciß, Grau und Braun werden
wcder von Gocthc noch von Randinsky bchandelt. Spcng-
lcr allein äußert sich über Braun, das thm als ,,pro»
testantische Farbe" erschrint, weil die welt dadurch
an Innerlichkeit gewonncn hätte, die der apollinische
Mensch abgewehrt habe. Braun sei die Farbr drr hist«.
r i sch gesti mmten Seel« «nd übrrtö««hj«
des Gewordenen
Die Tl

Orange die Farbe der wärme, Wonne,
E n e r g i e, R r a f t u n d G e s u n d h e i t.
Violett.

Das gan;e Gegenteil ist Violett (Veil).

Goethe empfindet Violett wie folgt: „Man wünscht
auch mit dieser Farbc immer fort;ugehen, nicht aber,
wie beim Rotgelben, immer tätig vorwärts ;u
schrciten, sondern cinen punkt ;u finden, wo man aus-
ruhen kann. verdünnt (Lila) hat sie etwas Lebhaf-
tes ohne Fröhlichkeit. Einc Tapete von einem
gan; reinen gesättigten Blaurot muß eine Art von uner-
träglichster Gegenwart sein. Ondem die hohe Geist-
lichkeit sich diese unruhige Farbe angeeignet hat, so
dürfte man wohl sagen, daß sie auf den unruhigen Staf-
feln einer vordringenden Steigcrung unaufhaltsam ;u dem
Rardinalspurpur hinaufstrebe."

„Violett ist", sagt Randinsky, ein abgekühltes
Rot im phyßschen und im psychischen Sinne. Es hat-des-
wegen etwäs Rrankhaftes, tssrlöschtes, hat
etwasT r a u ri'g e s in sich. Diese Farbe wicd nicht um-
sonst für Rlejder alter Frauen paffend gehalten. Die Lhi-
nesen brauchen ste direkt als Farbe der Traurrkleider. Es
ist dem Rlange ähnlich'des englischen ^orns, der
erTiefe den tiefen Lönen
i«.nte, B. Fagott." --
feierlichen Violett trägt An-
M seine Ronipositionxn vor; Böck-
f, Rlagende, Verlässene in
nütszustand drr personen ;u unter-
der prärafaSliten und Schwärme-

Schal-mei^und in d>

: JnMlWD
Mm t>. -Feue '
finhülltMü
diese Farbe,«,
streichen.Die,


,... ichkn .
rücksinken in den Schotz der «rde, au» drr . .

ist. Rötliches Braun gewinnt an innerlicher wär
Als Leder- oder Eichbraun nimmt es etwa» von
Zähigkeit und Festigkeit der Stoffe «n, da»
Braun der Bron;e hat einen metallischen Rlang.
Braun von gebranntcm Ton wirkt trocken und
mürbe, braune Glasuren sind behaglich und vo»
sreundlicher Tiefe, braune Gcwäffer von trüber
Sättigung.

Braun ist immer an das Stoffliche gebunden, das
Erdhafte dominiert, es ist förmlich überreif und
stimmt;uerusthafterBeschaulichkeit.

Lraun ist eine Farbe des Alters — nicht des grri.
senhaften — des vollreifen, geseyten, da»
seine Lebcnsaufgabe erfüllte.

Grau, von gravis — schwcr, zusammenhängrnd mit
Grauen, Grausen, Gruseln, grausam, greulich, — ist eine
kalte, sorgenvolle Farbe, die immer das Zeichen
der Mißstimmung und verdrossener Gleich.
gültigkeit an sich trägt. Dre Sorge ist grau, drr All-
tag fst grau, die Stimmung eines Regentages ist Grau
in Grau. Grau ist ein trüber Schleier über alle bunte
Freudigkeit, grau sind die Hövemberwolken, graü ist der
vlebel, der Staub der ermüdenden Landstraße, grau ist
wehmut, still weincnde Trauer, Rummer, Trübsinn und
Vliedergeschlagenhert, Entsagung, vecgebliche» Sehnen.
Grau macht Frösteln. Dein Theosophen ist Grau Vkie -
dergedrücktheit, Furcht, Verschlagenheit.

Grau istdie Farbe der Melancholi.e.

Schwarz gilt als Farbe der Trauer. Als Trauer-
gewandung ist es erst vor vier Iahrhunderten in Gc-
 
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