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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

DOI Heft:
Heft 3 (März 1935)
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Kunze, Paul: Die Wasserkante als Heimat
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0066

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dcr Smuttje oder dcr Stcuermann odcr auch nur dcr
Schiffsjunge von jemand crwartct wird.

Und so meine ich, ist es für uns einc ebcnso heimat-
bctontc Arbeit, wcnn wir uns das Modcll cincs Fisch-
dampfers baucn, als wcnn man in Hannovcr niedcr-
sächsischcs Baucrnhaus bastclt.

was wußten wir Bremerhavcncr Iungen schließlich
von Marsch und Gecst, als wir ;ur Schulc gingcn; was
hatten wir wirklich erlebt und geschcn aus dieser weltr
Unsere Heimat war der weserdeich, warcn die Docks
und Slips und die Häfen. wir sahen in Zeiten der wirt-
schaftlichen Bltite täglich dic großen pötte rein- und
rausgchen, liefen auf- der Straßc den chinesischcn Heizer-
kulis nach vnd zupften sie an ihrem schönen langen, seidig
glänzenden Zopf. -Und nun kommt man nach Oahren als
Zeichenlehrer zurilck in die Heimat. Vorhcr hatte man
irgendwo in Thiiringen oder Sachsen alte Fachwerkhäu-
ser, Dirchen, Rathäuser zu Gegcnständen des Runstunter-
richts gcmachtl Mk sah man fich leicht bedauert: „Ia,
so schöne Motive tvie bisher werden Sie nun nicht mehr
^finden."

>fl>enn ma« vom Volksschullehrer verlangt, daß er auf
deüisclben Loden gewachsen sein soll, auf dem er seine
Lrhrtätigkeit äusllbt, so gilt es für den Runsterzieher

SL



bcstimmt in ähnlicher weise. Als ich, Sohn der Hafenstadt.
hicr meinc Stelle antrat, fühlte ich sehr deutlich, daß ich
jetzt auf dcn Rulturüberschuß der Großstadt verzichten
könntc, und daß ich nirgends so gern arbeiten möchte, als
gcrade hier in der kulturlosen Hafenstadt mit dem Schlick-
und Fischgestank.

Es ging mir in diesem Aufsatz um anderes als kunster-
zichcrische Methodik. Deshalb habe ich über die einge-
rcichten Schülerarbeiten kaum noch etwas ;u sagen. Sic
cntstehcn mituntcr vor der Platur, weil ich der Meinung
bin, daß der Schüler in dem Alter, wo er vor der Vkatur
arbeitcn darf, längst begriffen hat, daß er nicht abzeichnen
soll. Die Arbeitcn der Unterstufe entstehen oft so, daß
wir gcmeinsam hinausgehen, den im Dock liegenden
Dampfer umschreiten und hinterher aus unserm inneren
Bildgut Raum in der Fläche zu gestalten versuchEWtt
graphischen Arbeiten, z. B. Linolradierungen wiWvipM
auf dcr platte entworfen und zwar in einer TMntk,Zbif
der späteren Ausführung entspricht. So wird bei Ralt-
nadelarbeiten entweder gleich mit der Nadel odMWA
spiyem Blei auf die platte gezeichnet. Dei Linolschnittrn
wird die platte leicht mit Rrkide ringeriebech dMttM
wasserfarbc annimmt und dann mit dem pinsel «
Scribtol die Vorzeichnung hergestellt. — >
 
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