Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

DOI Heft:
Heft 5 (Mai 1935)
DOI Artikel:
Sörensen, Iver: "Die schwarze Galeere": Gemeinschaftsarbeit von Jungen des 9. Schuljahrs der Akademieschule Kiel-Gaarden (Herbst 1933)
DOI Artikel:
Goethe zeichnet Zelter ein Familienwappen: ein kurzweiliger Auszug aus Briefen und Gesprächen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0112

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
)ras des Zeltlagers ;eigt. wcsentlich ist ferner, daß hirr
»n einer Gruppe von 7 Jungen ein ehrliches werk ge-
haffen wurde, das der Rlaffengemeinschaft dient. Ieyt
» es lebendiger wandschmuck des Rlassenraums, und die
ysvelle wurde beim zweiten Lesen mit doppelter Bc-
eistcrung ausgenommen von allen SchUlern. Erstaunlich
dic Ener§ie, mit der eine solche Aufyabc angepackt
,jrd. Es stecken übcr 100 Arbeitsstunden in dem werk,
je zum weitaus größten Teil an sreien Nachmittagen
eleistet wurden. Daß vierzehnjährige Iungen sich so ein-
eyen fiir eine Sache ist uns Beweis für die Echtheit des
Vcrkerlebniffes. Daß vom Lehrer bei einer derartigen
lrbcitseinstellung ein erhebliches Opfer an Zeit und Rraft
efordert wird, versteht sich von selbst.

Noch einige Bemerkungen zur Frage der Techniken.
Zs geht nicht darum, eine möglichst große Anzahl von
'echniken an die SchUler heranzubringen, denn äußerliche
qeschicklichkeitsubungen sind keine echtc Bereicherung.
Vohl aber ist die sehr sorgfältige Überlegung angebracht,
oelche Technik, welches Material, dem Gestaltungsver-
nögen entgegenkommt. was das heißt, sei an diesem
Seispiel aufgezcigt.

Gcrade beim Aquarellicren liegen Gefahren, wenn es
>on dcr technischen Seite aus angefaßt wird. An sich zeich-
,et das Rind erst und malt dann an, so daß ds sehr früh
chon lernt, sauber mit den Farben umzugehen. Große
Zungen greifen nicht selten zum harten spitzen Bleistift
,nd erobern sich so den besonderen Reiz graphischer Ge-

staltung. Demperafarben, die deckend auf schwarzen Grund
aufgetragen werden, kommen in sehr glUckltcher weise dem
Bedurfnis nach genauer Ausformung entgegen. Eine bk'
sondcre Bedeutung gewinnen diese Überlegungen fUr dic
Mittel- und Vberstufe. Hier taucht ja das Bestreben auf,
es in allcm dem Erwachsenen gleich zu tun, und das führt
auch zum unverstandenen Abmalen gemäldehafter Dinge,
die meist gar keinen eindeutigen Gestaltwert aufweisen.
wenn wir mit der pflcge volkstümlicher Gestaltung Ernst
machen wollcn, müffen wir die Gugend in dem bestärken,
was sie als echte Leistung ;u vollbringen imstande ist.

vkirgends tritt uns die ungebrochene Rraft der deut-
schen Raffe so unmittelbar entgegen wie beim deutschen
Rind. wollen wir den Volksinstinkt kräftigen in unserer
Iugend, dann liegt hier der weg. Sich begnügen mit dem
äußeren Anlernen biologischer Tatsachen, heißt den ver>
geblichen Versuch machen, sich mit rationalistischen Mitteln
eincr romantischen Bewegung ;u nähern. Das deutsche
Rind, das im eigcncn Tun erlebt, wie in seiner Iugend-
kunst der gleiche „gebändigte Formwille" sich ausspricht
wie in der deutschen Volkskunst, ist hineingewachsen in
den geistigen Raum deutschen wesens. Und so erleben
wir heute das Ringen um wahrhaftigkeit, wie es in unse-
rer Runsterziehungsbewegung lebendig ist, als einen
Teil dcs gewaltigen Geschehens um uns. Nie war päda-
gogik vom Rinde aus berechtigter und notwendiger als
heute. wir Erzieher müffen, wenn wir zur deutschen
Volkheit führen wollen, beim Erleben des deutschen Rin-
dcs beginnen.

Soethe zeichnet Zelter em Familienwappen

Lin kurzweiliger Auszug aus Briefen und Gesprächen
zelter an Goethe, r). r. isrg:

Dann habe wicder eine Bitte: sollte wohl unser alte
Uchtige Meyer mir einen Gedanken geben ;u einem Fa-
niliensicgelr Meine Rinder dringen schon lange darauf,
-a ich einen einzigen Enkel meines Namens und keinen
Zohn mehr habe. Die Hauptperson im Felde könnte ein
Zferd sein oder ein Teil davon, und da Mcyer weiß,
vas sonst an mir ist, so findet er was dazu. Hier will kei-
rer dergleichen können, und ich kann's auch nicht. Meil
Datte einmal den Auftrag, ein Siegel für einen reichen
üuden zu zeichnen, der Meier hieß. Da zeichnete er einen
Saufen Eier und ein M daruber und erhielt sö Fried-
richsdor. Soviel kann ich freilich nicht daran wenden, aüch
ünd seit der Zeit die Eier wohlfeiler und die reichen 2u«
?en seltener worden.

Doethe an Zelter, 4. z. i§rs:

wegen des wappens rvill ich mit Meycrn sprcchen, so-
öald ich ihn sehe; er ist nicht wohl, und wir kamcn lange
nicht zusammen. Verlangst Du abcr ein Roß, ss Muß es
wenigstens Flügel habcn und aus einem Fclde ins anderc
ipringen, weichcs noch weiter zu Lberlegen sein wird.

Zelter an Goethe, 9. r. isrs:

Dein Gedankc zu einem Siegel ist mir vollkommen ge-
fällicj, fa schmcichelnd. Rönntest Du mir einen Entwurf
dazu schaffen, so bin ich «bcrmal in Deiner Schuld. Es
gibt hier rccht gute Arbeiter, wettn man ihnen den Ge-
danken und die Stcllung der Sachen vorarbeitet.

nicht machen können. Aufrichtig gesagt: mit Meyern, das
war nur ein wink mit dem rechten Fuße, um Dich nicht
selber ;u inkommodieren, und daß es Facius schneidet, ist
mir vollkommen recht; Du bist wohl so gut, mir nachher
ein anständiges Honorar fur ihn vorzuschlagen.

Goethe unterhält sich mit Eckermann, 0. 4. iSry:

Das Gespräch wendete -sich auf Zelter. „Sie wissen",
sagte. Goethe, „daß Zelter den preußischen Orden bekom-
men. Nun hatte er aber noch kein wappen; aber eine
große Nachkommenschaft ist da, und somit die Hoffnung
auf eine weit hinaus dauernde Familie. Er mußte also
ein wappen haben, damit eine ehrenvolle Grundlage sei,
und ich habe den lustitzen Einfall gehabt, ihm eins zu
machen. Äch schrieb an ih», und cr war es zufrieden;
aber cin pferd rvollte er haden. Gutr sagte ich,. ein pferd
söllst Du haben, aber eins mit Flügeln. — Gehen Gic
sich cinmal um, hinter Ghnen liegt ein Pasiier, ich habe
darauf mit einer Bleifeder den Entwurf gemacht." -
Jch nahm das Blatt und betrachtete die Zeichnung.
Das wappcn sah schr stattlich aus und die Ersindung
mußte ich lobcn. Das untere Feld zeigte die Turmzinne
einer Stadtmauer, um anzudeuten, daß Zelter in früherer
Zeit ein tiichtitzer Nlaurer gewesen. Ein geflügeltes pferd
hebt srch dahinter hervor, nach höheren Regionen strc-
bcnd, wodurch sern Genius und Aufschwung zum Höheren
ausgesprochcn war. Dem wappenschilde oben fügte sich
eine Lyra auf, über wclcher ejn Stern leuchtete, als ein
Srmbol der Runst, wodurck der trcffliche Freund, uxrter
Soethe an Zelter, -S. z. )Sra: dem Einfluß und Schutz günstiger Gestirne, sich Ruhm

Nleinen Entwurf ;u Deinem wappen habc an Facius crworbcn. Unten dem wappcn an, hing der Orden, wo-
iiberliefert; ich will cs gleich steckcn laffen, denn wäs ,ern Romg ,hn begluckt und geehrt, als qcrchcn ge-
hilft da vicl Fraqen und Zaudernz-ist der Stempel da, so Eer Anerkennung großer Verdrenste
s.enelt man da.n.r und aewöknt sick dran. Moae D.e das . -'ck^.-.be es von yae.us siecken laffen" ,agte Gocthe.
Gebi.dete gefallen u.rd ick es oft auf Deinen Be.efe-, zu und -.e ,ollen e.nen Abdeuck jci.en. Ist es abee n.ckt

iMMWWWWI« !W

Linem Siegel für mich.

EVS

ch«nd


- ...

r.Deinen .Lntwürf. .M^.:WächtwnaFvorurr^»xn. z« laffM.. Vrtz';......

u mir Entnommcn aus „Lcbcnsblätter .-Stuttgart.
 
Annotationen