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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 5 (Mai 1935)
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Umschau / Buch und Bild
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0124

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Komm.-Nat Senator Zr. <>ng. e. h. Krih Veinüorff

tzcniorchcf dcr Lirma Günthcr wagncr (pclikan>wcrke)

zum 75. Gcburlstag

Der Inhaber der Firma Günthcr wagner, ^err Aom-
mcrzicnrat Bcindorff, darf an scinem 75. Geburtstag auch
des Glückwunsches unscrer Lescr sichcr scin. Ist doch dcr
Name Günthcr wagner von dcn crsten Lagcn des Bc.
stchcns von „Runst und Tüigcnd" auss engstc mit uns vcr-
knüpft. Dic grofien schöpfcrischen 7>deen Leindorffs, sein
Gualitätsgrundsatz, das Bcstrebcn nur gutc ware hcr-
zustellen, hat nicht nur dcr Firma Günthcr wagner ;u
höchstcm Aufsticg verholfen, sondern durch die vorzüg-
lichen und hochwcrtigen Erzcugnisse dcr pclikan-werkc
wurdc der Bcwcis deutscher Gründlichkcit und deutschcn
Erfindungsgeistes in allc wclt hinausgctragcn.

Günthcr wagncr hat zu dicsem Fcste einc Fcstschrift
herausgebracht, dic origincll und in altgewohnt trcfflicher
Ausführung vorliegt. ^ils


Heinrich Lützeler

1. Vom Vcrfaffcr lag 19:4 cin wcrk vor, das uns viel
anging: „Formen der Ru n s t e r k e n n t n i s". Es
wurde darin das Verhältnis des „natürlichen" Mcnschen
(des Laien und auch des Dindcs) zur Runst gegenüber-
gestellt dem dcs bcwußten, geschichtlich-philologisch Gebil-
detem (einschl. der Sachforschcr und Runsttheoretiker).
s' Lützeler war es darum ;u tun, dic Vorteile und Nach-
teile jeder Art systematischer Erfaffung der Runst abzu-
wägen, alsö auch auf die gewiffe Verarmung an gefühls-
mäßiger Bindung mahncnd hinzuwcisen, die das Studium

herbeiführen kann.

An den Schluß setztc cr deshalb als wünschcnswerte»

Zustand den des rccht gebildetcn Betrachters, der das
werkerlebnis ungcmindert erfährt, weil ihm das Mustsche,

"ehr: däs Mythische, welt- und GottwescNtlichr der
"'ung nicht ^erloren ging Uber dem wiffen, daS Und für stch'auD

reichc Zitate von quellenmäßigem wert, die brzeugrn, wie
man ;u verschiedenen Zeiten Runstwerke angesprochen hat.

r. 7>m vorigcn Jahr erschien von LUtzeler das werk:
„Grundstile der Runst", angezeigt in „Runst und
Iugend" in ,-?cft ir/is;4-

was brachtc LUtzclcr darin» Die Fcststellung, daß in
allcn RUnstcn und werken jeweils ein tektonischer, ein
plastischcr, cin malerischer Stil als vorherrschcnd ;u fin-
dcn wärc und dcn großangelegten Versuch einer wescns-
bcschrcibung dieser Grundstilc.

Dics wcrk übcrraschte cinigermaßen. wic konntc ein
Mann, der ;chn Aahre zuvor dafür eintrat, daß Runst-
wcrkc nur durch wurzelhaft schöpferischc Erlebnisfähigkeit
als Ganzheit gedeutct wcrden könntcn, so weit ;ur Systc-
matlk überlaufenr

Nun, Lützclcr hat es gctan, um mit den waffen eben
der Systematiker der Vielhcit dcr Deutungssysteme zuleibc
;u gchcn, um inncrhalb der philologischen Betrachtungs-
artcn aufzuräumen zugunstcn cincs einfachcn Grundplanes,
dcr sinnhaft faßbarer wäre.

Das ist cs, was die Lektüre des Buches nicht leicht
mächt: in dic Darlegung dcr Züge dcr Grundstilc schiebcn
stch dic Auscinandcrsetzungcn mit allen Stilkundlern; me-
thodisch bcispiclhaft gcführt, indcs nicht im Ergebnis be-
friedigend. Das macht: Lützelcr ist in dieser Schrift nicht
frci gckommen von dem RUstzeug der Runstphilologie, cr
tritt nicht frci genug aus diesem Zirkel heraus. Scincn
Grundstilen, so wahr sie im Rcrn blciben, fehlt es an sinn-
haftcr Beweiskraft aus dcm Schoß der Bildgeburt. Be-
zeichnend bleivt, daß dem Band keine Bildcr beigegeben
stnd, bezeichncnd, daß an Stellen, an dencn Britsch den
Rnotcn der Stildialcktik längst kühn durchhauen hattc,
dic Folgcrungen nicht genutzt werden.

was mit manchen schwer lesbarcn Längen versöhnt, ist
das Bemühen am Schluß, die Urteilsmaßstäbe der drei
Grnndstile sprachlich hcrauszuheben und gegenüberzustel-
len. Drci Grundstile, das stnd zugleich drei Maßstäbe (in-
ncrhalb des großcn Maßes, daß es sich überhaupt um For-
mung handle). was dcm einen ein wert ist, wrrd beim
andern zum Unwert.

Alle Lunstbeschreibung arbeitet bewußt oder unbewußt
dauernd mit solchen An- und Abglcichungen. Das ist grad
hcutc außerordentlich fühlbar. wie lange hat es ;. B. gc-
dauert, bis die tektonische Grundstruktur dcr Rinderzeich
nung und der Volkskunst posttiv gewertet wurdc, d. h.
befreit von allen Un's und Nicht's, die vom Vergleich mit
plastischcn oder malerischen Gtilwerten gefällt wurdcn. Und
wieweit liegt bereits die eigenartige übertreibung in and-
rer ^insicht vor, indem der koloristischen Malerei des
vorigen Iahrhunderts ein Un- und Nichtwert beigelegt
wird, weil ste mit einem tektonischen Maß bedacht wird,
das ihr nicht zukommen kann.

^ier liegt ein bedeutsames Vermögen ernes Runstfor-
schers vom Schlage LUtzelers: namlich auf dem Gebiet des
Ansprechens. Der sogenannte vlur-praktiker merkt ja meist
nicht, in wie hohem Grade er alte wortkleider «ufträgt,
obwohl er stch längst anders därin bewegt- ^ier liegen ja
Mißverständniffe ständig bereit, weil der eine mit ältesten
worten neue Meinungen verbindet und der andre in neurn
worten altes dcnkt (wobei neu und alt mehr den Strl-
maßstab als die Ralenderzeit treffen sollen!). —

Uluß der widerspruch im Benennen immer so groß
bleiben; , / ° ----- - '

wer darüber in einer besinnlichen Form, die allerdings
nicht volkstUmlich ist, sondern doppeltes Nachdenken ver-
langt, Aufschluß rrfahren will, mag sich getrost van-Lützei,


der einseitigen ?
hüchcr behaftet smd,
psychologismus, den :
fangenen Fsrm-""'-
'chwärmerej in

über die Schwächen
 
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