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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 6 (Juni 1935)
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Mundt, Erich: Heraldische Formenkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0133

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L

Ljere: wohl am häufigsten komnren Löwe, Lespard
und Adler vor.

Ein „schreitender" Löwc mit nach vorn gewandtem Lopf
und eigenartikser Rachenform (III d, i) erpibt den heral-
dischen Leopard. Hat der Leopard rin nach vorn pekehrtes
Gesicht in „stcigender" Haltuny (wie der Löwe), so nennt
man ihn einen „gelöwten Leopard", dagegen den schrei>
tendcn Löwcn mit scitwärts gerichtetem Gestcht einen
„leopardicrtcn Löwen".

Dcr Adler wird mit gespreizten Flügeln und Fängen,
bcidcrseits regclinäßig ausgebreitet, mit symmetrisch ge-
ordncten Fcdcrn in bcschränkter Anzahl abgebildet. Die auf
dcm Lcib erscheinenden Federn liegen dachziegelartig Uber-
einandcr. Es sind spitzc Schuppen mit einer Rippc. In
ältercr Zeit stchen am Halse eine oder mehrere Federn,
auch Fädcn genannt, beiderseits ab. Die Flügelknochen
odcr „Sachsen" werdcn, vor allem in der deutschen
wappenkunst, knotig dargestellt. Der Ropf ist seitwärts
gcwcndct, in älteren Bildern aufwärts schend, den Schna-
bel stark abwärts gekrUmmt, meist offen, mit „ausschla-
gendcr" Zunge.

Schr belicbte Ticrfiguren sind außerdem Hirsch, Hund
oder Bracke, pfcrd, Ebcr, Bär, Steinbock, Gemse, Fuchs,
wols, Liber, Stier und Gchs, Elefant, unter den Vögeln:
Hahn, Pfau, Rranich, Storch und Reiher, unter den
Fischen: Barben (mit Fäden ani Maul), Forelle, Delphin
mit kammartigen Rückenfloffen).

Schlangen, meist in blau, grün oder Silber, im Angriff,
sich windend oder spiralförmig aufgerollt (Tafel Illb, 5),
kommen seltener vor.

Auch Rrebsc und Rrebsscheren, allerlei Jnsekten und
Muscheln treten in Erscheinung.

e) pflanzen: Das pflanzenreich hat der wappen-
kunst eine große Anzahl vsn Formen geliefert. Die ältesten
sind wohl die Lilie und die Rose. Sie sind ftreng symbol-
haft geformt.

Die Lilie (Dafel I, 5) stammt aus dem Morgenlande
und ist unter dem ilZamen Francica oder Franciska aus
Frankrcich ;u uns gekommen. Sie besteht aus drei Blät-
tern, deren mittleres oben und untcn scharf zugespitzt ist.
Die Seitenblättcr sind oben und unten umgebogen und
hängen herab. Alle drei ftnd durch ein Band zusammen-
gehalten. Fehlt der untere Teil, sind also nur die drei
oberen Blätter und das Band, so heißt das Gebilde Gleve.
Häufig sindcn sich auch „Lilienstäbe", eine Art Zepter,
meist paarweise gekreuzt. Eine „wachsende" Lilie mit
Stengel und Blättern wird als „Gartenlilie" angesprochen.
Die „Florentinör Lilie", wie sie auf den florentinischen
Goldgulden porkoinmt, zeigt zwischen den oberen Dlättcrn
noch zwei Staubfäden.

Die heraldische Rose hat sich aus der fünfblättrigen
Heckenrose entwickelt. Sie ist meist ungefüllt und hat
selten mehrcre Llattlagen. Die Farbe ist gewöhnlich rot
(nicht rosa) oder Silber, bei der Samenkapsel in der
Mitte golden. Zwischen den herzförmigen Blütenblättern
crscheinen grüne, spitze Relchblätter.

Das Rleeblatt ist gewöhnlich in der Form eines „Drei-
paffes" aus drei LreisfegMenten grbildet, seltener wie das
wiesenkleeblatt, als „nätürlichcs Rleeblatt" gezeichnet.

Die Bäume werden mit geradem dünnem Stamm, auch
auf einem „Berg", „Dreiberg" (Tafel VIII, r) oder Schild-
fuß herauswachsend,und mit wenigen symmetrisch verteilten
Ästen, Blättern und Früchten gebildet, die oft abweichend
von der Farbc des Stammes gemalt werden. (Tafcl lll d S).

ä) Himmelskörper: Sonne, Mond und Sterne

. ...SWKMÄNr..-: ,..V ...VÄNWWM-K« . ,.

Dcr Löwe ist gewöhnlich aufrecht, steigend. Er steht waren als gemeine Figuren von jeher sehr beliebt.

auf einem Hinterbein, während die anderen Beine zum Die S 0 nne (III d ö) erscheint als goldener, runder, mit
Angriff erhoben sind. Llauen u«ch Zehen sind gut sichtbar. menschlichem Gesicht versehene Scheibr, die von )S ge-

Der Schwan; erhebt sich von der wur;el an 8-förmfg raden oder geflammten Strahlen, oft von beiden im

über den Rücken, ist ani Ende eingerollt und oft mehrfach )^Vechsrl,,-«mgeben .

gespalten. 26te Heraldikec gebravchen für diese Stellung Drr M s n d (Dafel I 4), als silb«me Sichel, manchmal
«Uch den Au»dr«<k/Mimm«nd".^W!tr^»ökper -istFchlank, - tzgebildet", d. h. mit menschlichem profil an der Annen-

am Bauch stack eingezogen, schwvngreich, so daß dtr ganzr dte, ist entweder nach rdchts (zunrWW)^uach ljnks (äb-

Figur «ine Schlangenlinie bildet. 2n Llterer Zeit -ist er nchmend) gedreht, „steigend" (Mit den Hörnern nach oben

ganz zottig (Tafel I, r), später nur an Mähnc und Füßen. oder „gestürzt' (mit den Hörnern nach untcn).

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