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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

DOI Heft:
Heft 6 (Juni 1935)
DOI Artikel:
Veith, Ella: Unsere Heimatstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0141

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Ella Aeith, ^armjtaLt

Ansm HelmaWk

^^»Ur eine sehr eifrige Gbertertia unserer Schule, die
seit Duinta mit stets gleichblcibender Freudigkeit
^ jede Aufgabe im Zeichenunterricht herangeht,

hatte ich als erste Arbeit im neuen Schuljahr „das
alte Darmstadt" vorgesehen. Gleich in der ersten woche
machten wir uns;ur Erforschung unserer Heimatstadt auf
den weg. Zuerst ging es ;u den spärlichen Resten der ein-
stigen Stadtmauer und dem ein;igen erhaltcn gebljebenen
Befestigungsturm. Die mittelalterliche Stadt mit ihrem
doppelten Maucrgürtel, jhrem Laufgang und den Türmen
und Toren erstand vor unserem geistigen Auge. wir durch.
wanderten die engen Altstadtgaffen, sahen durch große
Toreinfahrten in die Hofe mit den sie umgebenden
Scheunen und Stallungen. Alte Zunftzeichen, Hausmarken
und geschnitzte Türett wurden entdeckt und eingehend be-
trachtet. Die Bachgaffe, an der unser weg vorbeiführte,
erinnerte uns an den Darmbach, der vor der Stadtmauer
den kleinen woog speiste, dann die Stadt durchfloß und
zuleyt in den Schloßgraben mündete.

Darmstadt hat nicht solch reiche kulturgeschichtliche Ver-

Da Darmstadt abseits von den wafferstraßen des Rheins
und Mains lag, war es wenig von Handel und Verkehr
berllhrt, seine Dcwohner waren meist Ackerbürger und
kleine Gewerbetreibende. Vlach dem Tode des letzten
Ratzenelenbogen kam Darmstadt an Heffen. 1567 nach dem
Dode Philipp des Großmütigen erbte deffen jüngster Sohn,
Georg I., die sog. obere Grafschaft Ratzenelenbogen und
zog in Darmstadt als seiner Residenzstadt ein. Ietzt beginnt
der Aufstieg und die günstige Weiterentwickelung der
Stadt.

Doch zurück ;u unserer Stadtwanderung!

Die Schülerinnen wurden auf das Reizvolle der winke-
ligen Gaffen und Gäßchen aufmerksam gemacht, Fachwerk-
bauten, sriginelle wafferspeier in den Rreis der Beobach-
tung gezogen. Von den drei Toren der ersten Stadtan-
lage wurde gesprochen; diese lagen an den wichtigsten
Straßcnzügen, leider sind diese Tore gan; vom Erdboden
verschwunden. Dann schlugen wir den weg zum Schloß
ein, um hier die verschiedenen Entwickelungsstufen von
gangenheit wie seige Vkachbarstädte worms Und Main), riner wafferburg zu einem mittelalterlichen Festungsbau
obwohl auch hier Funde aus Steinzeit und Eisenzeit ge. mit Vastionen, Turm und wohnbauten festzustellen.
macht wurden. Auch Oraberselhtzr aus der alamannischen Auf dem Heimweg verliehen die Mädchen immer wie.
und fränkischen Zeit sind aufgedeckt worden. der ihrem Erstaunen Ausdruck, wie einfach und brscheiden

Aus einem unbedeutenden Dorf entwickelte sich Darm- die Menschen der damaligen Zrit gelebt und gehaust hat-

stadt unter dem Schutze der mächtigen Grafen von Ratzen- ten. Bei unserer Rückkehr zur Schule blieb uns noch so

rlenbogrn, die hier einr Lurg 'erbauten, zur Stadt. 2m viel Zeit, daß eine Schülerin an Hand einrr von mir vor

Äadre )r;o wurde Darmstadt von Ludwig dem Baier das unsercm weggang mit farbiger Lreide an die Tafel ge-

ZeitpuM ist es Mög- zeichnete Skizze den Gang durch die verschiedenen Gas.
 
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