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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

DOI issue:
Heft 8 (August 1935)
DOI article:
Koelitz, Hanna: Kostümkunde, [1]: ein Spiegel der Stilwandlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0180

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herübcr: So wirb der LängstcilunN durch das Falten-
inotiv dcr Widerstand rntc,ck,cngcsrtzt, dcr für das Glrich.
ycwicht bürgt.

Dic Stoffc sclbst stnd cbcnso cstatt wic wcich im Fall:
Sie dürfen wedcr von sclbst stchen noch ctwas anderes
tun als den leiscn wcndcschattcn dcr Figur deutlich spie-
gcln. Es handclt sich in crstcr Linic um Lcincn- und woll-
stoffc von außcrgcwöhnlichcr Fcinfädigkcjt. Die koischcn
Stoffc sind gan; wcich und schlcicrartig: Sie §eben in
wirklichkeit den Eindruck, dcn man bcklcideten yriechischen
Statucn hat: Dcr Lörpcr ist untcr dcm Gcwand völlig
sichtbar, selbst wcnn mchrcrc Gcwändcr übercinander
licgen.

Selbstvcrständlich vcrzichtcn die gricchischcn Stoffc auf
jcdc Art von Glan; wic auf cinc rauhc Gbcrflächc: Das
GIän;cn wie dcr bcsonderc Lichtcinfall auf rauhen Stoffen
würde von dcr plastik ablcnken und Lichtproblcme b;w.
Obcrflächcnproblcmc ;ur Darstcllung bringcn. Mit dem
Hochglan; dcr Bron;cplastik ist hier kcin Vcrgleich mög-
lich: Dcnn bei eincm Gcwand aus stark glän;endem Stoff
würdc dic klcinstc Bcwcgung cinc wcsentlichc Ändcrung
der Glan;stcllcn ;ur Folgc habcn und damit die Bewegung
besondcrs untcrstrcichen. Dic glan;losen Stoffc verbergcn
den Eindruck dcr Bcwegung.

Dic Farbe dcr gricchischcn Rlcidung spielt ftrcng ge-
nommcn cbensowcnig cinc Rolle wic die Farbe bei der
Vascnmalerei: Dort bedcutcn Lörpcrsilhouctte und Mustcr
das künstlcrischc Mittcl, und es ist, grob gesagt, im
Srunde glcich, ob die Malcrei schwar;- oder rotfigurig ist.
(Man könnte sic sich auch bcliebig andcrs gefärbt denken,
wenn es andersfarbigc Erden gäbc). Hicr beim Gcwand
sind Rundung und Faltcnfall das wichtigc, ünd beides
kommt bei einem roten Gcwand, oder bei den hellen Far-
ben der Tanagrafigurcn cbcnso ;um Ausdruck wic bcim
farblosen b;w. weißcn Gcwand.

An der ;eitlichcn Entwicklung dcr griechischcn Runst ist
ein Verschwindcn dcr gemusterten Stoffe ;ugleich mit
eincm Lockcrwcrdcn dcs Faltenfalls ;u beobachten. Aber
auch bei dcn spätcsten gricchischen Figuren ist diese lockere
und unglcichmäßigcrc Fältelung immer noch ein ebenso
plastisches Motiv wie die strengc Stilisierung der Früh-
;cit. Es ;eigt sich das Gleiche, wie auch beim hcllenistischen
Relicf: Für die oberflächliche Betrachtung entsteht eine
geringc Auflösung, dic gern als Bewegung gedeutet wird:
Aber diese Bewegung, wie dic „Farbigkeit" der fpäteren
plastik bleibt immcr noch gleichmäßig antik durch die
Unterordnung untcr das plastische Motiv, das bei der
scheinbar bcwcgtesten und farbigsten Darstellung die große
Ruhe des völligen Gleichgcwichts vcrbürgt.

Beispiele:

1. Athcna des Mvron, Frankfurter. M.

Die Rörperformen treten deutlich in Erscheinung:
freier >Kals, frcie Schultern (durch die Gewandspangen
hecvorgehoben) klar abgesetzte, verhältoismäßrg dicke
Daille, betonte Hüftc (durch den überfall des Peplos).

Deutlich prägen sich die Brustwölbung und die Rün-
dung des Spielbeins ab. Das von der Schulter hcrab-
hängende Rlcid bildet eine Art Ärmel, der den Arm

per. 2luch dicsc Borte ordnet sich dem Stoff und zu-
glcich dem Rörper rin: Sie ist nach dem Rand zu
geschloffen, nach der Stoffmittc zu aufgelöst.


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B e chc r drs Me istcrs B r y go s, 4 0 o-

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freiläßt. Das-Wanze wirkt säulcnförmig, der Umriß Haare, Sehncn, Muskeln fallen auf, wesl sie heller

ist glatt, weil Aie Einbuchtungen des Rörpers zwar in gezeichnet sind, als der Umriff der Figur UNd der Stoff

Erscheinung tretcch aber durch den Gtoff überbruckt dcs Gewands. Gic zeigen ein differenzierteres Muster als

sind. dcr Stoff mit feinen wenigen fast parallelen Falten

^ . und seincn cinfacken perlreiben, dic parallel zum Saum

d'?k ^a Äes A n- senkrccht zu den Falten laufen.

dok-dcs, 5ro. paris, Louvre. _

. Tsieseus von eincr Schale dcs
iös, 5oo, päriS,-L0 uvre. ..

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