Beispiele
S. Statue des Augustus. Rom, archäolo-
gischc Ausstrllung. wcndc ). Iahrhun-
d e r t.
Dcr Rörper kommt kaum ;um Ausdruck: Der
Hals ist von hinten vcrbor§en. Dic linkc Schulter
liegt wic die Gberschenkcl §an; unter dcm Faltenwurf.
2luch dic Taille ist trotz der wagrecht laufcnden Um-
wicklung verbornen und wird durch den wulst fast
bis iiber die Hüftbreitc vcrdickt. So wirkt das Dan;c
als einhcitlich neschlossenc Maffe von ovaler Form,
oben und untcn spitz ;ulaufcnd und ohne Einbuchtungen.
7. Figur aus der aldobrandinischen Hoch-
;eit (Brautmutter) um Lhristi Geburt.
Rom, Vatikanischc Bibliothek.
Dcr Stoff wirkt stcif und plump im Umschlag wie
im Fall. Sogar dic lange Frauentunika fällt derb und
grob. Die Gestalt ist gan; unter den Stoffmassen ver-
borgcn. Dcr Verlauf der Bcine wird kaum angedeutet.
Brust und Taillc stnd ebenso unkcnntlich wie die linke
Schulter.
Äas M8kenische.Ioftüm
während das gricchische Gcwand dcn Rörpcr natürlich
gliedertc und seinc Rundungen unver;errt ;um Ausdruck
brachtc, macht das römische Gewand aus dem Rörper
einen fcsten Block faft ohne Einschnitte, etwas Neucs, das
mit dem Rörper nicht all;uviel mehr ;u tun hat. Man
könnte meinen, daß hier ;um ersten Mal mit dem Rörpcr
willkürlich umgegangen sei, wie man mcinen könnte, daß
hier ;um erstcnmal die Rleidung mit Schnitten rechne:
daß damit in der römischen Zcit eine Entwicklung beginne,
die bis ;ur Ietzt;cit führt. Aber ein Blick auf die myke-
nischc Rleidung ;eigt übcr 1000 Iahre vor der römischen
Zeit einc Lracht von eincr schneidertechnischcn Vollen-
dung, wie sie erst im Barock wiedcr errcicht wird. Diese
Tracht kennt (ncben dem für das Altertum charaktcristi-
schen Hüftschür; dcr Männer und Frauen) bei den sogcnann-
ten Schlangcnpriestcrinnen eine gan; eng anliegende Gacke
mit kur;en engen eingeseyten Ärmeln und Schulter-
naht. Diese Gacke muß sitzen (ein Begriff, den es bei
dcr griechischen Rlcidung nicht, und überhaupt nicht vor
der gotischen Zeit gibt) und ste kennt ferner einen glocken-
förmigen, oben gan; enganliegenden Rock, der, so fcheint
es nach den Fayencefiguren und Siegeln, von oben bis
unten mit Volants besetzt ist und, in einer gewiffen Par-
allele ;u den Reifröcken des Barock (denen auch ein gan;
enges Mieder entspricht) unten sehr weit wird und von
felber strht — also die Rörperform weitgehend abändert.
Über diesem Rock wird ein kur;es schür;enartiges Rlei-
dungsstück getragen, das wieder geschnitten und nicht ge-
rafft ist und in seiner Form Anklänge an die Manet;eit
(das r. Rokoko) ;eigt.
So steht fast am Anfang der gan;en bekannten Entwick-
lung der Mode eine Tracht von Lußerst kompli;iertem und
äußerst selbständigem Schnitt, ;u der inan erst nach vielen
Iahrhunderten wieder vordringt: Gerade die Tracht ist
ein Beweis dafür, daß es sich bei der mykenischen Rultur
um keine primitive Frühkultur handcln kann, sondern um
die letzten Stufen einer schr langen Entwicklung. Mit der
Antike fängt diese Entwicklung wieder neu an. (Mit dem
wort EntwickluNg ist keinesfalls gemeint, daß etwa däs
spatere „beffer", schöner oder richtigrr sei. Es bedeutet nur
so viel, daß das spätc auf einer viel kompli;ierteren
Grundlage aufbaut als das Frühere. Der „Fortschritt"
ist technischer Natür. Es ist'ein Fortschritt für den Schnei-
der , der das Rleid ;uschneidet, und für diesen rine Rompli-
- - für dey Laiey kann die wirkung, unter Um-
y. ausdcnr blonitsui' cls Is lvlocis, 1840-
Gemeinsam ist beiden Rostümen die Rnappheit dcs
Micders, die außcrordcntlich enge Taille, der weitc
Volantrock, der untcrhalb dcr Hüften ansctzt. Beidc-
mal gchen eng anliegcnde Ärmel bis ;um Ellbonen,
beidemal ist das Handgelenk durch ein dunkles Band
odcr einen Rcifen betont. während bei der Schlangcn-
»riestcrin die Brust unbekleidet ist, wird bci dem
Rostüm aus dcm is. Iahrhundert durch einen hellcn
Spitzencinsatz der Brusttcil dcs Rlcids vom Übrigen
unterschiedcn. So ist, der Sitte der Zeit entsprcchcnd
an die Stellc der unbckleideten Haut Spitze getreten,
die als eine Art Hautersatz gelten kann. Auch der
Untcrarm, der bei der Schlangcnpriesterin unbcklcidet
ist, ;cigt das gleichc hautfarbene Spitzenmuster. Durch
die kleine Schneppe bekommt das Mieder eine gan;
ähnliche Form wie das Mieder der priesterin. Sogar
in dem rosettenförmigen Schmuck der Ropfbedeckung
und Übereinstimmungen fest;ustellen. Neben diesen
Ähnlichkeiten fallen die Verschiedenheiten: ;. B. die«
sem Rleid aus dem 19. Iahrhundert der schür;enartigc
Überwurf fehlt (den auch nicht alle mykenischen Figu-
ren ;eigen), daß die Rockweite schon von der Taille ab
größer ist, nicht ins Gewicht.
S. Statue des Augustus. Rom, archäolo-
gischc Ausstrllung. wcndc ). Iahrhun-
d e r t.
Dcr Rörper kommt kaum ;um Ausdruck: Der
Hals ist von hinten vcrbor§en. Dic linkc Schulter
liegt wic die Gberschenkcl §an; unter dcm Faltenwurf.
2luch dic Taille ist trotz der wagrecht laufcnden Um-
wicklung verbornen und wird durch den wulst fast
bis iiber die Hüftbreitc vcrdickt. So wirkt das Dan;c
als einhcitlich neschlossenc Maffe von ovaler Form,
oben und untcn spitz ;ulaufcnd und ohne Einbuchtungen.
7. Figur aus der aldobrandinischen Hoch-
;eit (Brautmutter) um Lhristi Geburt.
Rom, Vatikanischc Bibliothek.
Dcr Stoff wirkt stcif und plump im Umschlag wie
im Fall. Sogar dic lange Frauentunika fällt derb und
grob. Die Gestalt ist gan; unter den Stoffmassen ver-
borgcn. Dcr Verlauf der Bcine wird kaum angedeutet.
Brust und Taillc stnd ebenso unkcnntlich wie die linke
Schulter.
Äas M8kenische.Ioftüm
während das gricchische Gcwand dcn Rörpcr natürlich
gliedertc und seinc Rundungen unver;errt ;um Ausdruck
brachtc, macht das römische Gewand aus dem Rörper
einen fcsten Block faft ohne Einschnitte, etwas Neucs, das
mit dem Rörper nicht all;uviel mehr ;u tun hat. Man
könnte meinen, daß hier ;um ersten Mal mit dem Rörpcr
willkürlich umgegangen sei, wie man mcinen könnte, daß
hier ;um erstcnmal die Rleidung mit Schnitten rechne:
daß damit in der römischen Zcit eine Entwicklung beginne,
die bis ;ur Ietzt;cit führt. Aber ein Blick auf die myke-
nischc Rleidung ;eigt übcr 1000 Iahre vor der römischen
Zeit einc Lracht von eincr schneidertechnischcn Vollen-
dung, wie sie erst im Barock wiedcr errcicht wird. Diese
Tracht kennt (ncben dem für das Altertum charaktcristi-
schen Hüftschür; dcr Männer und Frauen) bei den sogcnann-
ten Schlangcnpriestcrinnen eine gan; eng anliegende Gacke
mit kur;en engen eingeseyten Ärmeln und Schulter-
naht. Diese Gacke muß sitzen (ein Begriff, den es bei
dcr griechischen Rlcidung nicht, und überhaupt nicht vor
der gotischen Zeit gibt) und ste kennt ferner einen glocken-
förmigen, oben gan; enganliegenden Rock, der, so fcheint
es nach den Fayencefiguren und Siegeln, von oben bis
unten mit Volants besetzt ist und, in einer gewiffen Par-
allele ;u den Reifröcken des Barock (denen auch ein gan;
enges Mieder entspricht) unten sehr weit wird und von
felber strht — also die Rörperform weitgehend abändert.
Über diesem Rock wird ein kur;es schür;enartiges Rlei-
dungsstück getragen, das wieder geschnitten und nicht ge-
rafft ist und in seiner Form Anklänge an die Manet;eit
(das r. Rokoko) ;eigt.
So steht fast am Anfang der gan;en bekannten Entwick-
lung der Mode eine Tracht von Lußerst kompli;iertem und
äußerst selbständigem Schnitt, ;u der inan erst nach vielen
Iahrhunderten wieder vordringt: Gerade die Tracht ist
ein Beweis dafür, daß es sich bei der mykenischen Rultur
um keine primitive Frühkultur handcln kann, sondern um
die letzten Stufen einer schr langen Entwicklung. Mit der
Antike fängt diese Entwicklung wieder neu an. (Mit dem
wort EntwickluNg ist keinesfalls gemeint, daß etwa däs
spatere „beffer", schöner oder richtigrr sei. Es bedeutet nur
so viel, daß das spätc auf einer viel kompli;ierteren
Grundlage aufbaut als das Frühere. Der „Fortschritt"
ist technischer Natür. Es ist'ein Fortschritt für den Schnei-
der , der das Rleid ;uschneidet, und für diesen rine Rompli-
- - für dey Laiey kann die wirkung, unter Um-
y. ausdcnr blonitsui' cls Is lvlocis, 1840-
Gemeinsam ist beiden Rostümen die Rnappheit dcs
Micders, die außcrordcntlich enge Taille, der weitc
Volantrock, der untcrhalb dcr Hüften ansctzt. Beidc-
mal gchen eng anliegcnde Ärmel bis ;um Ellbonen,
beidemal ist das Handgelenk durch ein dunkles Band
odcr einen Rcifen betont. während bei der Schlangcn-
»riestcrin die Brust unbekleidet ist, wird bci dem
Rostüm aus dcm is. Iahrhundert durch einen hellcn
Spitzencinsatz der Brusttcil dcs Rlcids vom Übrigen
unterschiedcn. So ist, der Sitte der Zeit entsprcchcnd
an die Stellc der unbckleideten Haut Spitze getreten,
die als eine Art Hautersatz gelten kann. Auch der
Untcrarm, der bei der Schlangcnpriesterin unbcklcidet
ist, ;cigt das gleichc hautfarbene Spitzenmuster. Durch
die kleine Schneppe bekommt das Mieder eine gan;
ähnliche Form wie das Mieder der priesterin. Sogar
in dem rosettenförmigen Schmuck der Ropfbedeckung
und Übereinstimmungen fest;ustellen. Neben diesen
Ähnlichkeiten fallen die Verschiedenheiten: ;. B. die«
sem Rleid aus dem 19. Iahrhundert der schür;enartigc
Überwurf fehlt (den auch nicht alle mykenischen Figu-
ren ;eigen), daß die Rockweite schon von der Taille ab
größer ist, nicht ins Gewicht.