Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend
— N.F. 15.1935
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0189
DOI issue:
Heft 8 (August 1935)
DOI article:Wießner, B.: Der stilbildende Körper: eine Stilkritik der Korsage
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TW
Vrerdcn, Fr«uenkirche (von P. Bachr, ,7,0/,«) "
Grabftcin Linna v. vargula
Erfurt, Barfüßcrkirchc
Ulmcr Münftcr, bcgonncn 1Z77
Rorpcr untcr glcichcn Gcsctzcn „crschcincn" läßt wic dic
in dcr Lunstgcschichtc scitchcr cinzig beachtetcn tzroßcn
Schopfungcn. ricbcn dcr crdcrcbundcncn Maucrhaftigkeit
der Romanik (yoo—1:00) stchcn die schweren Luttcn-
cscwändcr, dic Fraucn wic Männcr dicser Zeit tragcn.
AIs stch abcr solchcr Schönhcitssinn erschöpft hattc,
ändcrt stch polares Gcgcnspiel Rörper und Bau:
Erdcntbundcn streben die kuttencntkleidcten Beinc dcc
Männcr, dic plissierten Rockfaltcn der Fraucn geradc s«>
cmpor wic die schlanken Vertikalen der Türme. So war
gotisches Schönheitsgefühl einc Einheit (iroo—1500), bis
dann abermals wicder alles andcrs, dem Romanischen wie-
dcr verwandtcr wird, bis dic erdvcrhaftctc Epoche dcs
Barock (,coo—isoo) allcs Lauchig, volutengleich ;ur Erdc
flicßen läßt und glcich dcn andercn großen Stilen für Rör-
pcr und Rirchcn gleichc Silhoucttc findet.
Abcr auch diese Zeit stirbt. wicdcr vccläßt man, spc-
kulativ wic in dcr Dotik, diesc Erde, wieder crfassen uns
himmelstürmcndc Gdcen und wicder stcht die schlankc Frau
nebcn dcm Turmbau, dcr dic moderne Straßc beherrscht.
Mag dic Mode dcs Tagcs noch sehr von Saison ;u
Saison hrtzen und rci;cn, das IVcsen der Zeit steckt in dem
Gchcimnis dcr großcn Stilintcrvallc bcgründct, dir dik
Euocbcn bchcrrschcn. :
Um 1800 bcginnt dcr Sicgcslauf cincr ncucn Rörpkk«
gcsinnung. Als dic Empircdamc dic Rrinolinc wcgwarf
und sich, schlank gcwachsen s Is xrsc untcr stcigendrn Rlei-
derfaltcn ;cigtc, begann dir Revolution grgen dcn Darock,
die über das Eigcnklcid um 1-00 zum Stil der schlanfe«
Linie führtc, der jcde Modcerscheinung untcr seinen größk«
ren Nenner bringt. Sich eindrängcndc Rraktion
nungcn, zeitlich kürzer und kürzer werdend, brkom»n«t
Lrinolinc und 6ul cle ?»ri» sür da» »». I?<chrhund«t »
gcistigc Bcdeutung, im ro. rrschrine» sie nur nsch
vorübcrgchcnder Aufputz. Die Resorm seyte s
Dcr Lampf für die Reform aber entbrannre «m dir
sage. wenn ein Stil erlischt, herrschet einen Aug
lang wicder die Natur. „Weg vom Asrsett* hl
Losung um 1900, »vcg von jedcr Schnürung!
' " - -
ll. ^ ' . ' : ' . -
Abcr cs >»mr in diescm Schlagwort für den Stilkundi
gcn mchr ;u spürcn als
Vrerdcn, Fr«uenkirche (von P. Bachr, ,7,0/,«) "
Grabftcin Linna v. vargula
Erfurt, Barfüßcrkirchc
Ulmcr Münftcr, bcgonncn 1Z77
Rorpcr untcr glcichcn Gcsctzcn „crschcincn" läßt wic dic
in dcr Lunstgcschichtc scitchcr cinzig beachtetcn tzroßcn
Schopfungcn. ricbcn dcr crdcrcbundcncn Maucrhaftigkeit
der Romanik (yoo—1:00) stchcn die schweren Luttcn-
cscwändcr, dic Fraucn wic Männcr dicser Zeit tragcn.
AIs stch abcr solchcr Schönhcitssinn erschöpft hattc,
ändcrt stch polares Gcgcnspiel Rörper und Bau:
Erdcntbundcn streben die kuttencntkleidcten Beinc dcc
Männcr, dic plissierten Rockfaltcn der Fraucn geradc s«>
cmpor wic die schlanken Vertikalen der Türme. So war
gotisches Schönheitsgefühl einc Einheit (iroo—1500), bis
dann abermals wicder alles andcrs, dem Romanischen wie-
dcr verwandtcr wird, bis dic erdvcrhaftctc Epoche dcs
Barock (,coo—isoo) allcs Lauchig, volutengleich ;ur Erdc
flicßen läßt und glcich dcn andercn großen Stilen für Rör-
pcr und Rirchcn gleichc Silhoucttc findet.
Abcr auch diese Zeit stirbt. wicdcr vccläßt man, spc-
kulativ wic in dcr Dotik, diesc Erde, wieder crfassen uns
himmelstürmcndc Gdcen und wicder stcht die schlankc Frau
nebcn dcm Turmbau, dcr dic moderne Straßc beherrscht.
Mag dic Mode dcs Tagcs noch sehr von Saison ;u
Saison hrtzen und rci;cn, das IVcsen der Zeit steckt in dem
Gchcimnis dcr großcn Stilintcrvallc bcgründct, dir dik
Euocbcn bchcrrschcn. :
Um 1800 bcginnt dcr Sicgcslauf cincr ncucn Rörpkk«
gcsinnung. Als dic Empircdamc dic Rrinolinc wcgwarf
und sich, schlank gcwachsen s Is xrsc untcr stcigendrn Rlei-
derfaltcn ;cigtc, begann dir Revolution grgen dcn Darock,
die über das Eigcnklcid um 1-00 zum Stil der schlanfe«
Linie führtc, der jcde Modcerscheinung untcr seinen größk«
ren Nenner bringt. Sich eindrängcndc Rraktion
nungcn, zeitlich kürzer und kürzer werdend, brkom»n«t
Lrinolinc und 6ul cle ?»ri» sür da» »». I?<chrhund«t »
gcistigc Bcdeutung, im ro. rrschrine» sie nur nsch
vorübcrgchcnder Aufputz. Die Resorm seyte s
Dcr Lampf für die Reform aber entbrannre «m dir
sage. wenn ein Stil erlischt, herrschet einen Aug
lang wicder die Natur. „Weg vom Asrsett* hl
Losung um 1900, »vcg von jedcr Schnürung!
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