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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 9 (September 1935)
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Lohse, Emil: Der Hahn als Gestaltungsmotiv in der Volksschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0214

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Abb. ^ähnc aus Grunbschulklaffcn

Halscs, Rückcns, Bauches, Flügcls, Schwanzcs cinc 2lrbeit
in Farbgruppen: Gclb in gelb, braun in braun, grün in
grün, Farbigkeit des Schwar; usw.

Einc weitcrc Möglichkcit der Dberstufc zeigcn dic Bci>
spielc aus dem 10. Schuljahrc: dic rhythmisch und
ausdruckshast bcwegtc Gcstalt. Um Ostern
standcn wir in Dresdcn vor der Ausstellung „Der rotc
Hahn". Es war anzunehmcn, daß auch dic Schule beteiligt
sein würdc (das ist freilich in andercr weise angestrebt
wordcn). Es war auf ein schönes plakat ;u hoffen, das
die Schüler oft schcn würden. Zeichcnuntcrricht ist auch
darin cin Stück Runstcrziehung, daß er übcr das cigenc
Gestaltungserlebnis — von der Idee ;ur werkvollendung
— hinweg im Schüler das Verständnis für das Runstwcrk
anbahnt. Er wird es ;uerst am Runstwcrk des Tages,
;u dem das plakat gehört, betätigen. Ich wollte also vor-
arbeiten und wählte das Thema: Der rote Hahn.

wir stellten uns vor, wie man ;u der Redensart „je-
mandem dcn roten Hahn aufs Dach seyen" gekommen ist,
dachten daran, wie der Bürger vom nächtlichcn Feuer-
alarm jäh aus dem Schlafc geschreckt, mit dem Ropfe ;um
Fcnster hinaussährt, um ;u sehen, „wo es denn brenne",
wie er grell vor dcm nächtlichen Himmel auf dem Dache
dcs Nachbarn die Flammc wie einen flügelschlagenden,
schwan;flatternden Vogel hocken strht. Ietzt kam es darauf
an, die grundlegende Formeinheit für das innerliche Bild
fest;ulegen. Das geschah in einer Zeichnung jedes Schülers
an der wandtafel. Erst dann kann man mit Ein;elarbeiten
die Durchgestaltung betreiben. Nebenbei sei erwähnt, datz
bei vielfigurigen Lildgestaltungen solche Wandtaselski;;e
nicht ;u empfehlen ist, weil ste das beste vergeuden würde.
wesentlich erscheint cs mir, daß in diesem Falle ttiM etwa
ein Hahn ge;eichnet wurde, der wie eine Flamme aussteht,
sondern umgekehrt: eine Flamme, die an cinen Hähn er>
innert. Meine Schüler styd gewöhnt, die erste Festlegung
als eine Art Musterschutzanmeldung auf geistiges Eigen-
tum an;usehen. Die selbständige Formempfindung ist ihnen
etwas Erstrebenswertes.

wir hatten ;ufällig einen frischen toten Hahn ;ur Ver.
fügung. Er wurde jeyt daraüshin untersucht, welche An-
läffe für „Flamme" er Lot: Ramm, Schnabel, Zunge, die
sich sträubenden Halsfedern usw. P!un wurde äufgczeichnet
und möglichst lebendig gemalt. Der Hintergrund bot
Schwirrigkeitem Gan; wcnrge ließen ihn neutral weiß oder
malten ihn einfarbi« schwarz, die meisten bemühtrn sich
um eine Aufteilunjg rn Rauchwolken, um ein farbjges Grau
oder Schwar; (Abb. o u. 7). Ein Rind bekam den Auf.
trag, zuM:GaHtn>ein Wakat ;u malrn. Die Form Ler
Schrift rrörtert. Die Antiqua lchnten die Schülex
al» zu „sterf" . äb, als zu der Lebendigkeit des Mötives
mcht paffend,^ Oe srM)teg eine geflammte Schrift.

«lnigr RuMetrachtüngen änschtieße« wolüe,. H

der Hahn, befricdigtc nicht. Es wurdc dagegcn eingcwen-
det, daß er kcin Glcichgcwicht habc, daß er vorn ein gan;
;ahmer Hahn sci, dcr stch nur mit dcm Schwan;e auf.
geregt gcbärdct. Dir gcradc Schrift war natürlich cinc
Enttäuschung, abcr mcin Einwand, daß man doch durch dcn
Gegcnsatz den Hahn in scincr Ücbcndigkcit steigcrn könnc,
fand Verständnis. Tlch hattc, dicsc Rlippe voraussehend,
eine Aufnahmc mitgcbracht, in der eincr unsercr schöncn
Stromlinienwagcn dcr Dresdcncr Elcktrischen Straßcn-
bahn an eincm Zwingcrpavillon vorübcrfährt (von schräg
obcn gcsehen), da ist dassclbc Motiv vcrwcndct. Einmal
bcim Zwingcr, betrachtctcn wir schönc pavillons und Ein-
;elheitcn und kamcn von dort auf das por;ellan. Ich
führte den krähcndcn Hahn von Rändlcr vor, cs folgten
chinesische Tusch;eichnungcn von Hähncn, und wir schlsssen
mit japanischen Dlitzdrachcn. wir hatten erlebt, daß cs
in dcr großcn Runst Erschcinungcn gibt, für dic wir dcn
Namen „flammcndcr Stil" fandcn.

Zum Schluß noch ciu Bcispicl aus dcm Zeichcnuntcrricht
der L c h r e r b i! d u n g. Dic vcrhältnismäßig geringc
Zeit, dic dort für Zcichnen ;ur Verfügung stcht, ;wingt ;u
gan; haushälterischcr Vcrwcndung. Zwcifcllos hat es gar
kcincn Zwcck, cinc allgcmcinc künstlerischc Ausbildung,



Abb. 4: Turmhahn rn Freibtrg/Sa.

wic sic dic Höhcrc Schulc vcrmittelt, foi
muß als abgeschlosscn gelten und bleibt einent
handenen wahlfacbc — auch dort in GttNZp
halten. Es handelt stch für allc StudiettnLi
eine entschiedcnc wcndung ;um Riftdi
Methodischen. In diesem Zusammenhay!
das problem behandelt werden:.
Naturobjekt ;um Gestalts
ein Unterrichtsbeispiel für unser Tl
der dabei als Motiv für
thodc cntspricht genau der, die «
det wird. Das Ergebnis soll s
zeichnung" sein, sondern eine k
der Bahn, in der auch das Ri
aus der reiferen Rraft des Erwä ,
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