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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 15.1935

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Heft 11 (November 1935)
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Böttcher, Robert: Nationalsozialistische Erziehung durch den Zeichen- und Kunstunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.28171#0256

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oflichtung dem eigenen Volke gcgenüber «rgeben. Und so
,eigt sich denn auch, daß die Runsterziehung auch vom
Standpunkte völkischcr lTlotwcndigkeiten aus einen Unter.
richt, der sein Hauptzicl in der Nachahmung dcr Natur
s,cht, ablehnen mufi. Das geschieht — um es noch ein-
mal gan; klar hcrauszustcllen — also in erster Linie nicht
deshalb, weil wir mit einem solchen Unterrichte nicht zum
Aunstwerke kommen, sondern weil dabei gcrade allc die
Aräfte brach liegen bleiben, deren der deutsche Mensch
j,„ Lebcnskampfe am dringendsten bedarf und wcil, wie
jch schon sagtc, das Rriterium des menschen«
würdigcn werkes immer im Schöpfe.
cjschcn und Gcstalterischen, im Neuschas.
sen und Weiterbilden liegt und demgemäß
die Weckung, pflege und Stärkuntz seiner
Anschauungs-, Vorstellungs- und Gestal-
tungskräftc überhaupt die höchste Auf.
^abe ist, die dieErziehung übernehmen
kann.

Daraus crgibt sich folgendes:

Dem technischen Vermögen, das bei dem nachahmen.
dcn Zeichnen zweifellos von entscheidender Bedeutung für
den Erfolg ist, wird bei dem auf Gestaltung ausgerichte-
ten Runst. und Zeichenunterricht immer nur untergeordnete
Bcdeutung zukonimen können. Entscheidend ist hier allein
die dcm Iugcndlichcn innewohnende geistige Rraft. (Dabci
das Gcistigc als den Inbegriff aller schöpferischen, pro.
duktiven, unbcwußten Rräfte genommen).

Damit solltc«in für allemal denen, die immer wieder dic
Potwcndigkeit dcr Beschränkung des Zeichen-und Runstun-
tecrichtes mit dem Hinweis zu begründen suchen, daß sa eine
besondere Begabung — gemeint ist damit ausschließlich
technisches Geschick, manuellc Fertigkeit — dazu gehöre,
um auf dicsem Gebictc wcscntliches ;u leisten, das waffer
abgegraben sein. Aa, das Gegenteil ist nicht selten der
Fall. Das technischc Gcschick verleitet gar ;u leicht zur
Übernahme fremder Formbestande, zur Naturabschrist
usw. und läßt es weder HU eigener, noch ;u geistiger Lei-
stung kommen. ^

. Es ist sehr verwunderlich, daß oft gerade auch von Ver-
tretern der wiffenschaft im Zeichensaal sowohl, als auch
in Runstausstellungen das lediglich abschreibende werk
stch besonderer wcrtschäyung ;u erfreuen hat. Ahmt etwa
dir wissenschaft semals nach; Ist nicht gerade ste pein-
lich bemüht, jedes Abschreiben, jede Nachahmung ;u ver-
meiden und als unwürdig ;u brandmarkent Nun, „die
Runst ist so gut Forschung wie die wissenschaft, ünd die
wissenschaft ist so gut Gestaltung wie die Runst", sagt
Ronrad Fiedler. K

Hier liegt also dic Drücke, über die der weg immcr
wieder von der Runst hin ;ur wissenschaft und von dort
ebenso oft zurück zur Runft führt. Und hier Mo lietzt der
Ducllpunkr. von dem aus dic Erzichuntzsströme aller
Wertgcbiete hincinfließen in die künftige Schulc der Gc-
staltung. Von „gestaltender Erdkunde" spricht Erich
Banse, und Mclchior palagyi schreibt in der Vorrede ;u
sseinen „Naturwiffenschaftichen Verlesungen" folgende
^äye nieder: . - -v.. . > -

„wenn ich es recht bedenke, im tiefsten Innern hat
nich immcr nur Eines glrich sehr interesstert, die er-
Finderische und schöpferische Lraft im Menschen, diese
M fast in allen jhren Gestaltungen. Vlachdem ich einm.cil
oii dem Sinn des Schöpferischen ergriffen ward, ver-
hschte ich mjch nicht genug darüber ;u wundern, welche
.unermeßliche Dedeutung dem Ächöpferischen nicht nur in
' ^Entwicklung -er Völker und Stagtcn, sondern auch
Mchen selbst des geringsten Ein;elnen zukomme^

,Es liegt in dcr iTkatur der Sache, däß jedrs Fach sich
A't semcn ihin eigcnen MittelU-en wegzur G es tal-
Mg hin erkämpft. MiLHqs iM Astnstu»;t-e^

Ind ich mochte u'ünschcn, dass mir emmal GelegrWtL
geben wttde, Ihncn mittels riner Ausstellung von Schü.K

lerarbeiten den weiten wcg mit all seinen Etappen aus.
;eigen ;u dürfen, der von der srühen Rinderzeichnung ;u
einer Gcstaltung führt, die der geistigen Gesamthaltung
eines reifen Schülrrs entspricht; der seinen Ausgangs-
punkt nimmt von der weckung und Stärkung der An-
schauungs-, Vorstellungs- und Ausdruckskräfte und der ge-
mäß dem worte des Führers: „Deutsch sein heißt klar
sein," dic Ansprüche an die geistige Leistung des Iugend-
lichen stetig stcigcrt und so dafür sorgt, daß das wachs-
tum des künstlerisch.formschöpferischen Vermögens immer
Schritt hält mit dem intellektuell-geistigen Vorwärts-
schreiten.

Es könnten die Fragen auftauchen:

wo bleibt das Naturstudium? Bedeutet die i^katur dem
Runster;iehcr nichts;

wert und Bedeutung der Natur für die gesamte Runst
und Runster;iehung können wedcr bestrittcn noch Herab.
gemindert werden. Dieselbe Ehrfurcht, die große Men-
schcn ;wingt, hie Natur nicht nachahmen ;u wollen,
nötigte sie doch auch ;u allen Zeiten, sich in heißem Rin.
gen mit ihr auseinanderzusetzen.

So liegt Dürer scin Leben lang in Andacht, den Griffel
in der Hand, auf den Rnieen vor der Natur und kommt
;u dcr Erkenntnis: „Dann wahrhaftig stcckt die Runst in
der platur, wer sic heraus kann reißen, der hat sie". So
wird Goethe ;um Natursorscher und seines Faust ;er-
quälter Brust entringt sich der Schrei: „wo faß' ich
dich, unendliche Naturt^ So verlicß Vincent van Gogh
die dumpfen Großstadthäuser, ging ;u den Bauern, lag
Tag und vfacht mit pinsel und palette vor einem Stück
gepflügter Erde, vor einem Rornfeld, vor den Blumen-
wundern des Gartcns, vor dem Menschenantlitz, suchte in
unablässigcm Rampfe Herr ;u werden seiner faustischen
Secle, untcrlag, ;erbrach sein Mal;eug, wurde wahnsinnig
und — erschoß sich, da sein Gcist wieder ;ur Ruhe ;u
kommcn schien. So flieht Friedrich Pljetzsche die Men-
schen, geht in die Wundcrwelt der Alpen, trinkt mit vol-
len Zügen aus dem ein;ig unerschöpflrchen Brunnen des
Lcbens, der Vlatur und vollendet so das werk, soweit es
ihm aufgegebeniwar. ' " 'K)-

Doch nicht ein ein;iger von ihnen und von all unseren
Großen hätte versucht, die Natur ab;uschreiben, und so
tun auch wir Runster;ieher es in dem gcstaltenden
Zeichcnunterrichte nicht. --

Und dennoch bedürfen wir ihrer dringend und sind
weit davon entfernt das platurstudium äus unserm Un-
terrichte ;u verbannen. Das Rind schafft von allem Än-
sang an aus seiner weltanschauung heraus (das wort
in seiner wörtlichsten Bedeutung genommen), es klärt und
bereichert aus dieser Anschauung seine Vorstellungen ohne
Ende und im Sach;eichnen, das auch künftighin einen
breitcn Raum in der Runster;iehung einnehmen muß, ist
als Grundlage ein sleißigcs Naturstudium unerläßlich.

Dic Erwähnung des Sach;eichncns veranlaßt mich,
daraus hin;uweisen, daß ich mir durchaus bcwußt bin,
daß der Zeichen- und Runstunterricht noch einc Reihe von
Aufgaben ;u lösen hat, die nicht so sehr auf künstlerischem
Gebiete wie .auf dem der wissenschaft odcr der Technik
liegen. .. , . - / '-sK-

Ach denke da an das erklärende Darstellen, das, weil
es nur ein genaues Abbilden ;um Ziele haben kann, zwar
nicht künstlerisch gerichttt, aber dennoch von großer Le-
deutung ;. B. für die Naturwissenschaften ist. Khrd ich
verweise serner auf das Gelände^ichncn, das stch in den
Dienst der wehrhaftinachung uoseres Volkes ;u stellen
hat, aus das technisch.mathttnätische Zeichnen, aus den
werkun 1 erricht- der trotz ailer persuche,
ihn vom Zeichen- und Runstunterrichte ab-
zuspalten, spiuem wes««;ttach rmmer zusDtt
,.gd h'd r)eN.w i r d,/-tiM'chuleyt noch daraM-- dä^MrH
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ckrachtung, auch im cigrnen werk stch rn den Dicqst der
Rasseypslege zu steüen udd Zwae wenigrr -aduM
tr KWttformen init.chassischen Mttftnaren nack;eichnen'
ssäßt, ass dadurch, dnß «r die innere Haltung des Jugdnd-
 
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