2
„Die Kunstauktion“
*
Fuhr, dem rasch
Europäische Kunst seit Goya
DrBENEDICT&C
AUSSTELLUNG
3
ANTIKE RAHMEN
ALTER MEISTE
ir*
BERLIN W9
2
von
von
ist, zeigt der Ver-
„Gruppe im Freien“
seinen kleinmeister-
der ganze Reiz der
34, Rue Lafayette — 58, Rue Jouffroy (Bd. Malesherbes) Paris
23. MAI BIS 7. JUNI
fragmentarisch, um jene innere Tiefe zu ent-
halten, die man vom großen Kunstwerk ver-
langen darf. — Überhaupt kann man nicht ohne
Bedenken die diesjährigen Versuche be-
frachten, auf allzu raschem Wege zur monu-
mentalen Form vorzusfoßen. Dieser Trieb zum
Kolossalischen, vor dem W. v. Bode seinerzeit
warnte, deutet sich in seiner typisch deutschen
Problematik in einigen Riesengemälden an,
von denen „Die Hochzeit zu Kana" von F. K i 11
infolge ihres rechnerisch-trockenen Einschlags
noch am ansprechendsten ist. Wie bedenklich
der Trieb zur Übergröße
gleich des großen Bildes
von Alf. Partikel nut
liehen Arbeiten, in denen
Farben und Linien liegt, der bisher seine Ar-
beiten so anziehend gemacht hat.
Glücklicherweise sorgt eine Reihe kleinerer,
aber schöner gelungener Bilder dafür, daß
man sich nicht nur auf Kokoschkas und Lieber-
manns Gemälde beschränken muß. Da haben
wir von Ilans Purrmann Bildnisse und
Stilleben von frischer Lebendigkeit, ein paar
gut gemalte Landschaften von R. Jacobi,
Objets de Collection
Tapisseries • Peintures
kum zu sprechen. Nicht mit Unrecht gab er
den spezifisch deutschen Hemmungen und
Mängeln in den Kreisen des Publikums wie
der Schaffenden Schuld daran, daß weder
Menzel noch Leibi eine Schule hinterließen, ge-
schweige denn zu Weltruhm gelangten, wie
ihre französischen Zeitgenossen, denen sie an
Talent nicht nachstanden. Bei uns will jeder
Künstler ein Originalgenie sein und glaubt
daher von vorn anfangen zu müssen, seinen
Vorgängern will er nichts zu danken haben.
Immer noch, meinte Liebermann, jagen wir
einem mißverstandenen Ideal von Vollendung
nach. Weil wir die Kunstwerke weniger sinn-
lich als verstandesgemäß auffassen, verhindern
wir selbst die stärksten Begabungen, sich frei
zu entfalten. Menzel und Leibi leisteten mit
25 Jahren ihr Höchstes an Kunst, in den Haupt-
werken steigern sie sich zu technisch kaum
dagewesener Vollkommenheit, nicht ohne da-
bei an Freiheit und Größe merkliche Einbuße
zu erleiden. Sie verwechselten Ausführung
mit Ausführlichkeit, analysierten in fort-
schreitendem Alter die Natur soviel wie mög-
lich, statt sie zusammenzufassen. Nicht die
Wirklichkeit, sondern der Traum von
der Wirklichkeit lebt in der Kunst des
Realisten wie des Idealisten. Während die
Kunstfertigkeit Anerkennung fand, wurde die
eigentliche Kunst Menzels und Leibis verkannt.
In dieser Beziehung auszugleichen, nannte
Liebermann die Aufgabe der Akademie: „Wir
können die Kunst nur indirekt dadurch fördern,
daß wir den Boden für das Genie aufnahme-
fähiger machen. Diese Aufgabe ist um so
schwieriger, als die Erziehung zur Kunst sich
nicht wie früher auf die oberen Zehntausend
beschränken darf, — durch die Freude an der
Kunst soll das ganze Volk zur Liebe an der
höchsten Blüte der Kultur gewonnen werden."
Diese Worte Liebermanns sind in jeder Hin-
sicht interessant und wohl auch zielweisend.
Aber man muß doch sagen, daß die diesjährige
Ausstellung der Akademie die Intentionen ihres
Präsidenten nicht ganz erfüllte. Es ist durch-
weg ein sehr anständiges Mittelmaß er-
reicht, das in den schönen Räumen der Aka-
demie sich sehr vorteilhaft präsentiert. Aber
die höchste Blüte unserer bildnerischen Kultur
fehlt bis auf wenige Namen. Diese wenigen
Künstler sind freilich gewiß von Gewicht. Da
finden wir von Liebermann selbst zwei
vortreffliche Bildnisse und ein Gartenbild. Da
hat Oskar Kokoschka zwei sehr schöne
Gemälde aus Venedig und ein hervorragendes
Porträt des Sammlers Marcell von Nemes ge-
schickt. Diese kleine Kollektion bildet die
Krone der Austeilung. Wohl mag man die all-
zu musikalische Bewegung in den Architekturen
der venezianischen Gebäude als einen
etwas verspäteten expressionistischen Ein-
schlag beurteilen, doch ist diese Malerei von
einer so großen Süßigkeit und im einzelnen
von solch farbiger Schönheit, daß man schon
von ihrem Charme überredet wird. Eine außer-
ordentliche Leistung ist das Porträt
Nemes, von eindringlicher psychologischer
Analyse und zugleich von prachtvoller Einheit
von Temperament und Überlegung in der
malerischen Formprägung.
Alles andere folgt diesen Leistungen in ge-
messenem Abstande. Otto Dix’ psycho-
logisch vortreffliche Bildnisse des Danziger
Senatpräsidenten Dr. Sahm und Karl Nieren-
BERLIN, BELLEVUESTR. 3
Künstlcrbaus I 0 — 6
Eugene Bondin : Strand von Trouville
Sign., dat. 1864. — 67 : 103 cm. — Smlg. Gust. Cahen. — Kat.-Nr. 44
Brachte auf der Versteigerung in der Galerie Georges Petit, Paris
a m 24. Mai 1929 rund 65 000 M. (m. Aufschlag)
Eugene Boudin, La Plage de Trouville
1864. — 67:103 cm. — Coll. Gust. Cahen. — No. 44 du Cat.
390 000 frs. (av. frais) ä la Galerie Georges Petit, Paris
le 24 Mai 1929
Sign., dal.
Adjuge vers
geistreiche Bilder von X.
zur Anerkennung gelangten Mannheimer Maler,
der seine mehr graphische Art geschickt ins
Malerische zu transponieren weiß, ein sehr
locker gemaltes Bild von Ch. Crodell,
Fischermädchen in Marseille, sehr geschmack-
volle Arbeiten des Münchners J. Heß, geist-
reich ornamentalisierende Arbeit
C. Klein, Bildnis und Stilleben
W. Röhricht in gewohnter eleganter Süßig-
keit.
Mit Auszeichnung ist noch Gert W o Il-
li e i m s Porträt von Frau Hermine Feist-Woll-
heim und seine südlichen Landschaftsbilder
zu nennen. Das bedeutende Talent von Walter
Bondy kommt in seinem „Regenbogen
über Paris" und in seinen Blumen und
Früchten zur Geltung. — Sonst ist es mehr die
Fülle von neuen unbekannten Malernamen, als
die Qualität ihrer Leistungen, die interessiert.
Unter der Plastik ist neben einzelnen
kräftigen Arbeiten von M. Sieger,
Fr. Klimsch, Kolbe und Kraus am
wesentlichsten die kleine Sammlung von
Skulpturen des kürzlich verstorbenen Ernst
W e n c k. Figuren und Figürchen in Bronze,
Marmor, Wachs, Terrakotta zeigen sein Talent
von verschiedenen Seiten technischer Durch-
führung, aber immer einheitlich. Je kleiner das
laus versagi — viemici“
Gesamtorganisation gar
Aber man nimmt sichI
bei den näo1 Mi 3 .
Format war, das er wählte, um so vollkom-
menere Leistungen gelangen ihm. Am schön-
sten sind seine kleinen Marmorfiguren mit der
schmiegsamen, liebevollen Behandlung ihres
Materials. — —
Wenn man dieser Frühjahrsausstellung der
.Akademie ein recht gutes Niveau zusprechen
darf, so kann man das Gleiche nicht ganz von
der „Großen Berliner Kunstaus-
stellung“ sagen, die gegenwärtig im
Schloß Bellevue untergebracht ist. Wohl
batte sie einen unvergleichlichen Vorzug vor
ihren Vorgängerinnen, die sich in den Riesen-
sälen am Lehrter Bahnhof ungehemmt aus-
breiten durften: das aus dem 18. Jahrhundert
stammende Schlößchen müßte guten Werken
den schönsten Rahmen geben, und der Zwang
zur sparsamen Wahl hätte hier wohl der An-
reiz zur besonders gualitätvollen Auslese wer-
den können. Leider haben sich die nahe-
liegenden Erwartungen in keiner Weise er-
füllt. Die Verringerung der Ausstellungs-
objekte von den früheren 2000 auf die jeßigen
500 Nummern ist keineswegs produktiv ge-
wesen. Einige hübsche Gemälde kann man
dorfs sind von illustrativen Elementen leider
allzu belastet, ganz abzusehen von der rasch
ermüdenden Trockenheit ihrer Malart. Und die
bedeutensten Würfe dieser Ausstellung: E. L.
Kirchners „Nackte Menschen am Wald-
see“ und H. A 11 h e r r s „Schiffbrüchige“ sind
bei aller Monumentalität ihrer Farbgebung und
Linienführung teils allzu dekorativ, teils zu
gewiß unter der erdrückenden Fülle der be-
langlosen nennen — so Röhrichts „Stock-
holm", K. A n n o 11 s „Rittersporn und Gla-
diolen", Nerlingers „Funkturm und Hoch-
bahn“, R. Schuster -Woldans „Damen-
bildnis“, D e x e 1 s farbige Zeichnungen usw.
Gewichtiger als die Malerei ist diesmal die
Plastik mit M. Siegers „Herbe", T ho-
l' a c k s „Gruppe“, Schiffners Holzskulp-
turen, Max Essers „Jungbär“ vertreten.-
Die dritte große Kunstausstellung in der
deutschen Kunstgemeinschaft im
Schloß hat als Spezialthema „D a s
schöne Berlin“ gewählt. Man versteht,
daß der propagandistische Sinn gerade diese
Idee für die Festspielwoche gehabt hat. Aber
es fragt sich, ob der Fremde und der Berliner
wirklich mit dem freudigen Ausruf „Wie schön
bist du Berlin!“ diese Ausstellung verlassen
wird, wie es der Katalog erhofft. Man kann
sich doch nicht verheimlichen, daß Berlin in
seiner heutigen Gestalt von Schönheit weit
entfernt ist, auch wenn man es nicht an dem
unerreichbaren Vorbilde des Pariser Stadt-
bildes mißt. Nicht Schönheit, sondern zackiger
Arbeitsrhythmus charakterisiert unsere Stadt.
Gewiß: es wäre vielleicht denkbar, daß unsere
zeitgenössische Malerei so schön wäre, daß
sie eben allem, was sie darstellt, den Stempel
Ostasiatic^
Vorbericht Berlin. — Jacob
seßt am 3. Juni die Serie sei'D
Auktionen mit der Versteig/,
reiches und interessantes Mat /
den Ostasiensammlung Ba
Nürnberg fort. Sie enthält;
die ein illustrierter Katalog
der Gruppe japanischer Arbe!
neben Lackarbeiten, W.;
kästchen mit Goldmalerei und
schwarzem Lackhintergrund,
Goldlackkasten mit Silberla^
oder bauchige Vasen, /
Becher, Netsukes aus Holz p>'
in mannigfacher Figuration, j/
Porzellane sind mit $ j|i
Töpfen, Papageienfiguren, *
Blumenschalen vertreten. Ar*5/
kommen chinesische /
zum Ausgebot. Dann folgen ji
piche. Diverses. Ein interes^ ,•
spiel liefert dann die Per1-1
Chimbote-, Chicama- u. a-
die nächste Gruppe von
Schnupf flaschen, Silber-, G° ,
Arbeiten folgt eine Reihe von |
Foh-Höllenhunde, gesattelte <
Buddha-, Lohan-, Kuan-V*^
China-Keramik ist mit
topfen, Vasen, Kännchen der
T’ang-Zeit vertreten. Daran r3 /
alte China-Bronzen, 5
Arbeiten, und schließlich Wa
(Fortseßung der Vorbericht3
FRIEDRICH-EBERTSTR. 5 / TELEPHON: NOLLEN^
y|a^‘
des Schönen aufdrückte. ‘
früherer Zeit, die im Glaspat3;’
ja, wie man auch das Nüch*
verdeln kann. Aber in dies3'
nur das eine oder andere B1
matis.chen Aufgabe gerecht y^ii
etwa O r 1 i k s „Lüßowplaß /jj
frühling im Tiergarten", A. v
„Schwimmbad", Fr. Lenks
schaff“, vor allem Ulrich H11
ansichten“ — von der Pla
M. S t e g e r s Porträtbüsten
Spielerinnen nennenswert.
i
Blicken wir auf diese ij j
Ausstellungen in der Akaden M _
Bellevue und im ehemals k31’/' 8
zurück, so ist der Gesamtein > ^iij
erhebend. Die Gelegenheit, an1fSÄi 1
spielwoche die wichtigsten de 1
der verschiedenen Richtungen^/'
einigt zu repräsentieren, ist utl|5o:
gegangen. Die Möglichkeit 3 Jii
nationalen Propaganda fn> fc j
deutsche Kunst hat man sich s
lassen — New York, Stockt1 )f; 1 ~
Buenos Aires scheinen
Kreisen näherzuliegen als ^erWiilR
zur Qualität, der diesmal 9e5/ij 0
walten müssen, ist man zum31’^_ H
Der Fremde, der sich auf
großen Ausstellungen beschrä'^nij 2
starken Eindruck von der ^e'[]4ia
von der deutschen Kunst geW11’
ihm Slevogt, Hofer, Beckmann Jij,.
Die deutsche Organisationsg3/ • 6
durchaus versagt — vielmehr
eine <
hat. __ _ .
die Lehre, daß bei den näc , _
wochen ein besseres Progr^q
Stellungen entworfen und
Man sollte sich als grundsäfel10 |<ij
daß man dann unsere besten| 1Ü3
Kräfte in vielseitiger Au5"'3g||ii 3,
repräsentiert, und man sollte
zu Wort kommen lassen. <
Dr. t- 1/,
2 I
PYGMALION
BERLIN W62, Kurfürstenstr. 75
GRAPHISCHES KABINETT MÜNCHEN
Leitung Günther Franke
GEM.4LDE
ROTIL
PARIS, 134 Bld. Haussmann
„Die Kunstauktion“
*
Fuhr, dem rasch
Europäische Kunst seit Goya
DrBENEDICT&C
AUSSTELLUNG
3
ANTIKE RAHMEN
ALTER MEISTE
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BERLIN W9
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von
ist, zeigt der Ver-
„Gruppe im Freien“
seinen kleinmeister-
der ganze Reiz der
34, Rue Lafayette — 58, Rue Jouffroy (Bd. Malesherbes) Paris
23. MAI BIS 7. JUNI
fragmentarisch, um jene innere Tiefe zu ent-
halten, die man vom großen Kunstwerk ver-
langen darf. — Überhaupt kann man nicht ohne
Bedenken die diesjährigen Versuche be-
frachten, auf allzu raschem Wege zur monu-
mentalen Form vorzusfoßen. Dieser Trieb zum
Kolossalischen, vor dem W. v. Bode seinerzeit
warnte, deutet sich in seiner typisch deutschen
Problematik in einigen Riesengemälden an,
von denen „Die Hochzeit zu Kana" von F. K i 11
infolge ihres rechnerisch-trockenen Einschlags
noch am ansprechendsten ist. Wie bedenklich
der Trieb zur Übergröße
gleich des großen Bildes
von Alf. Partikel nut
liehen Arbeiten, in denen
Farben und Linien liegt, der bisher seine Ar-
beiten so anziehend gemacht hat.
Glücklicherweise sorgt eine Reihe kleinerer,
aber schöner gelungener Bilder dafür, daß
man sich nicht nur auf Kokoschkas und Lieber-
manns Gemälde beschränken muß. Da haben
wir von Ilans Purrmann Bildnisse und
Stilleben von frischer Lebendigkeit, ein paar
gut gemalte Landschaften von R. Jacobi,
Objets de Collection
Tapisseries • Peintures
kum zu sprechen. Nicht mit Unrecht gab er
den spezifisch deutschen Hemmungen und
Mängeln in den Kreisen des Publikums wie
der Schaffenden Schuld daran, daß weder
Menzel noch Leibi eine Schule hinterließen, ge-
schweige denn zu Weltruhm gelangten, wie
ihre französischen Zeitgenossen, denen sie an
Talent nicht nachstanden. Bei uns will jeder
Künstler ein Originalgenie sein und glaubt
daher von vorn anfangen zu müssen, seinen
Vorgängern will er nichts zu danken haben.
Immer noch, meinte Liebermann, jagen wir
einem mißverstandenen Ideal von Vollendung
nach. Weil wir die Kunstwerke weniger sinn-
lich als verstandesgemäß auffassen, verhindern
wir selbst die stärksten Begabungen, sich frei
zu entfalten. Menzel und Leibi leisteten mit
25 Jahren ihr Höchstes an Kunst, in den Haupt-
werken steigern sie sich zu technisch kaum
dagewesener Vollkommenheit, nicht ohne da-
bei an Freiheit und Größe merkliche Einbuße
zu erleiden. Sie verwechselten Ausführung
mit Ausführlichkeit, analysierten in fort-
schreitendem Alter die Natur soviel wie mög-
lich, statt sie zusammenzufassen. Nicht die
Wirklichkeit, sondern der Traum von
der Wirklichkeit lebt in der Kunst des
Realisten wie des Idealisten. Während die
Kunstfertigkeit Anerkennung fand, wurde die
eigentliche Kunst Menzels und Leibis verkannt.
In dieser Beziehung auszugleichen, nannte
Liebermann die Aufgabe der Akademie: „Wir
können die Kunst nur indirekt dadurch fördern,
daß wir den Boden für das Genie aufnahme-
fähiger machen. Diese Aufgabe ist um so
schwieriger, als die Erziehung zur Kunst sich
nicht wie früher auf die oberen Zehntausend
beschränken darf, — durch die Freude an der
Kunst soll das ganze Volk zur Liebe an der
höchsten Blüte der Kultur gewonnen werden."
Diese Worte Liebermanns sind in jeder Hin-
sicht interessant und wohl auch zielweisend.
Aber man muß doch sagen, daß die diesjährige
Ausstellung der Akademie die Intentionen ihres
Präsidenten nicht ganz erfüllte. Es ist durch-
weg ein sehr anständiges Mittelmaß er-
reicht, das in den schönen Räumen der Aka-
demie sich sehr vorteilhaft präsentiert. Aber
die höchste Blüte unserer bildnerischen Kultur
fehlt bis auf wenige Namen. Diese wenigen
Künstler sind freilich gewiß von Gewicht. Da
finden wir von Liebermann selbst zwei
vortreffliche Bildnisse und ein Gartenbild. Da
hat Oskar Kokoschka zwei sehr schöne
Gemälde aus Venedig und ein hervorragendes
Porträt des Sammlers Marcell von Nemes ge-
schickt. Diese kleine Kollektion bildet die
Krone der Austeilung. Wohl mag man die all-
zu musikalische Bewegung in den Architekturen
der venezianischen Gebäude als einen
etwas verspäteten expressionistischen Ein-
schlag beurteilen, doch ist diese Malerei von
einer so großen Süßigkeit und im einzelnen
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von ihrem Charme überredet wird. Eine außer-
ordentliche Leistung ist das Porträt
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Analyse und zugleich von prachtvoller Einheit
von Temperament und Überlegung in der
malerischen Formprägung.
Alles andere folgt diesen Leistungen in ge-
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logisch vortreffliche Bildnisse des Danziger
Senatpräsidenten Dr. Sahm und Karl Nieren-
BERLIN, BELLEVUESTR. 3
Künstlcrbaus I 0 — 6
Eugene Bondin : Strand von Trouville
Sign., dat. 1864. — 67 : 103 cm. — Smlg. Gust. Cahen. — Kat.-Nr. 44
Brachte auf der Versteigerung in der Galerie Georges Petit, Paris
a m 24. Mai 1929 rund 65 000 M. (m. Aufschlag)
Eugene Boudin, La Plage de Trouville
1864. — 67:103 cm. — Coll. Gust. Cahen. — No. 44 du Cat.
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wesentlichsten die kleine Sammlung von
Skulpturen des kürzlich verstorbenen Ernst
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Marmor, Wachs, Terrakotta zeigen sein Talent
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schöne Berlin“ gewählt. Man versteht,
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seiner heutigen Gestalt von Schönheit weit
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Gewiß: es wäre vielleicht denkbar, daß unsere
zeitgenössische Malerei so schön wäre, daß
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Ostasiatic^
Vorbericht Berlin. — Jacob
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neben Lackarbeiten, W.;
kästchen mit Goldmalerei und
schwarzem Lackhintergrund,
Goldlackkasten mit Silberla^
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Becher, Netsukes aus Holz p>'
in mannigfacher Figuration, j/
Porzellane sind mit $ j|i
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Blumenschalen vertreten. Ar*5/
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spiel liefert dann die Per1-1
Chimbote-, Chicama- u. a-
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Schnupf flaschen, Silber-, G° ,
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Foh-Höllenhunde, gesattelte <
Buddha-, Lohan-, Kuan-V*^
China-Keramik ist mit
topfen, Vasen, Kännchen der
T’ang-Zeit vertreten. Daran r3 /
alte China-Bronzen, 5
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FRIEDRICH-EBERTSTR. 5 / TELEPHON: NOLLEN^
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früherer Zeit, die im Glaspat3;’
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frühling im Tiergarten", A. v
„Schwimmbad", Fr. Lenks
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M. S t e g e r s Porträtbüsten
Spielerinnen nennenswert.
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Blicken wir auf diese ij j
Ausstellungen in der Akaden M _
Bellevue und im ehemals k31’/' 8
zurück, so ist der Gesamtein > ^iij
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Kreisen näherzuliegen als ^erWiilR
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die Lehre, daß bei den näc , _
wochen ein besseres Progr^q
Stellungen entworfen und
Man sollte sich als grundsäfel10 |<ij
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Kräfte in vielseitiger Au5"'3g||ii 3,
repräsentiert, und man sollte
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Dr. t- 1/,
2 I
PYGMALION
BERLIN W62, Kurfürstenstr. 75
GRAPHISCHES KABINETT MÜNCHEN
Leitung Günther Franke
GEM.4LDE
ROTIL
PARIS, 134 Bld. Haussmann