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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0045

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Vom Christnmrkt.

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mit denen Ad. Schmitz die einzelnen Kapitel geziert
hat, leitet einer diesen Bericht ein. Die übrigen sehr
zahlreichsn Jllustrationen sind in der Ausführung etwas
ungleich, und besonders scheinen die von Camphauseu
herrührenden unter der Hand des Holzschneiders stark

Aus „Fechner, Der deutsch-franz. Krieg".

gelitten zu haben. Das Vorzüglichste sind unzweifel-
haft die interessanten KompositionenA.v.Werner's, die
in ihrer feineu, dcu Forderungen der Holzschnitttechnik zu-
gleich vvllig entsprechendeu Zeichuung sehr glücklich re-
produeirt sind. Wir theilen den Lesern eines der größeren
Blätter mit, welches die Begegnnng des Neichskanzlers
mit Napoleon in der Morgenfrühe des 2. September bei
Sedan darstellt. Ueberaus wirksam veranschaulicht der
Künstler in dieser Scene den Triumph des großen Staats-
mannes, den er in dunkler Silhouette im Vordergrundc
zeigt, wie er auf „schwerwaudclndem" Kürassiergaul
langsam antrabt, den besiegten Kaiser und seine Suite
musternd, die in der Ferue seiner Ankunft warten. —
Sehr lK»endig sind anch klcinere Kriegsepisoden und
einzelne Kampfesmomente von Dietz geschildert, aber
etwas krauß und wirr gezeichnet, unbekümmert um den
geplagten Holzschneider, dessen Geschick bei so unbestimmtcr
Formbezeichnung auf eine harte Probe gestellt wurde.
Ein Beispiel der Dietz'schen Jllustrationcn ist diesen
Zeilen beigefügt, sowie einc von denen, mit welchen
Lüders das Werk ausgestattet hat.

Darstellungen der verschiedenen Schauplätze des
Krieges bietet der Bildermarkt in den mannigfach-
sten Arten und Formen der Vervielfältigung; die
Straße, die unser Heer siegreich gezogen, läßt sich
von Station zu Station verfolgen, bis auf die
Berlincr via. trinmp1,g.li8 in den bei R. Hoffmann in

^ Berlin erschienenen Photographien, und wer neben dem
furchlbaren Ernst des Kriegerlebens auch die humoristische
Seitedesselben sich zu vergegenwärtigen wiinscht, dem em-
pfehlen sich die großentheils aus den „Fiegenden Blättern
gesammelten „Erinnerungen General Nockschössels, heitere
Bilder aus dem Soldatenleben" (Verlag von Braun
L Schneider in München), in denen es an Zügen echter
Komik nicht fehlt.

Die Grote'sche Verlagshandlnng führt uns auf ein
anderes Gebiet; sie hat ihre Klassikerpublikation nach dcr
kriegerischen Unterbrechnng wieder rüstig aufgenoinmen
und der Goethe-Ausgabe jetzt eine illustrirte Ausgabe der
Schiller'schcn Werke folgen lassen. So verdicnstlich das
ganze Unternehmen genannt werden muß, so läßt sich
doch nicht leugnen, daß in dem illustrirten Theil immer
noch Manches anders zu wüuschen wäre; leider sind in
der neuen Schiller-Ansgabe gcradc die Darstellungen zu
den hervorragendsten Werken, wie namentlich die zuni
Wallensteiu, am wcnigsten befriedigend. Jn technischer
Hinsicht ist sehr vieles glücklich gelungen, und besonders
zu loben ist bei den dramatischen Schilderungen die dnrch-
gängige Vermeidung dcs Bühnenmäßigen, des theatra-
lischen Arrangements. Zu den besten Leistungen rechnen
wir die Jllustrationen von Dietz zn der Geschichte des
dreißigjährigen Krieges, von dcnen wir ein Beispiel mit-
theilen können. — Gleichzeitig erschienen in demselben Ver-
lage noch Körner'S sämmtliche Werke in einer neucn Aus-
gabe mit Jllustrationen von Burgcr, Friedrich u. A;
ferner, von Grot-Johanu und Schmidt illustrirt, die
bezaubcrte Nose von Ernst Schulze, und in niedlicher
Diamant - Ausgabe Minna von Barnhelm und die

Aus „Fcchner, Der demsch-fraiiz. Krieg".

Phantasien im Bremcr Nathskeller von Wilhelm Hausf
mit Jllustrationen in entsprechend niedlichem Geschmack.
Diesen Publikationen können wir noch die unter dem
Titel „Aus dem Bernerland" bei Jul. Springer in
Berlin erschienene Ausgabe von sechs Erzählungen
Jeremias Gotthels's zugesellen, wennschon ihre Illustra-
 
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