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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Vom Christmarkt
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85

Vom Christmarkt.

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twnen, namentlich in technischer Bezichung, hinter denen
der Grote'schen Klassikcrausgabe entschieden zurückstehcn.

Zeichner sind G. Roux, Fr. Walthard und A.
Anker genannt.

Eine höchst erfreuliche Weihnachtsgabe hat auch
bies Mal Oskar Pletsch gebracht. Seiu „Spring-
»> sfeld" ist von reizender Frische in Erfinduug und Dar-
stellung und wieder neu auf dem alten, wohlbekaunteu
Gebiet. Wenu scine liebenswürdigen Schilderuugen

Kinderwelt den Erwachseneu fast mehr noch als den
Kindern selbst anziehend
!«n müsseu, so ist für
diese allein recht lobens-
>verth in einerReihe von
Schriftcn gesorgt, dic F.

^vssow illustrirt hat.

(Sämmtlich im Vcrlage
von A. Kröuer in Stntt-
garl). Hauptsächlich für
diev orgeschrittenc Jugend
destimmt ist eine freie
Bearbeitung des Rol-
lenhagen'scheu „Frosch-
uiäuseler" (v. G.Mensch)
uüt Jllustrationeu vonG.

Süs, in denen diehumo-
ristische Vermcnschlichung der thierischen Physiognomie mit
vielem Geschick durchgcführt ist, ebenfalls im Berlage von
A. Kröner erschicnen. Auch die trcsflichen Stuttgarter
Bilderbogeu (im Berlag von G- Weise), die wieder um
eine Anzahl vermehrt wurdcn, müssen an dieser Stelle Er-
wähnnng findcn; von zwei ihrer bestcn und künstlerisch
werthvollsten Nummcrn werden hier ein Paar Probebilder
»ütgetheilt: „Am Feinde", cinc stiinmungsvolle Scenc.
ani nächtlicheu Wachtfcuer, von Adolf Menzel und das
uialerische Chörchcn am Sebaldus-Pfarrhof, von Lorcnz
Niitcr.

Stuttgart gewinnt von Jahr zu Jahr größere Be-
deuiuug für die illustrirte Kinderliteratur besserer Art.
Außcr dcn beiden genannten Firmen ist hauptsächlich
K. Thiencmaun (Jul. Hoffniann) auf diesem Gebiete nüt
Erfolg thälig. Untcr dcn diesjährigen Gaben diescr
Firma möchten wir das mit neun Buntdruckblättern nach
Aguarellen von C. Offterdinger hübsch ausgestattete
„Märchenbuch" besonders hervorheben. Jn demselben
Verlage ist auch eine der letzten Arbeiten von Paul
Konewka „Schatteubilder" erschienen, während ein
anderes Werk ves jüngstverstorbenen Mcisters „Falstaff
und seine Gesellen" bei M. Schaueuburg iu Straßburg
herausgekommen ist. Namentlich in dem letzteren Werke hat
dieser modernste der Schwarzkünstler wieder in überraschen-
der Weise gezeigt, welcher Reichthum charakteristischen Le-
bens in ein solches Abstraktum der Erscheinung, wie

cs dcr Umriß eines bloßen Schattenbildes ist, gelegt
werdeu kaun. Der Eindruck dcs Witzigen bei dieser
Kunst, dcr Natur gleichsam dcn Schattcn abzufangen,
trägt nicht wcnig dazu bei, den Rciz der Darstellungeu zu
erhöhen. Jenc klassischen Gestalten dcs Shakespeare'schen
Humors hat der Künstler nüt geistreichcr Lanne porträtirl
und besonders in den Gescllen Fallstaff's cine Reihc der
ergötzlichsten Figureu aufgestellt. Auch die zuerst geuaun-
ten Schattenbildcr, von denen hicr ciuc hübsche Probe
beigefügt ist, sind in ihrer Art vorzüglich und bieteu

des Zierlichen und An-
sprcchendeu maucherlei.

AußerhalbdcsBereichs
dcr Kriegsillustrativneu
bethätigte A. v. We rner
sein rühmenswerthes Ta-
lent noch auf anderem
Gcbiet. Mit Wilhelm
Hertz, eincm Poeten des
Münchener Krciscs, asso-
ciirt, behandelte er die
Geschichtcvon Hugdict-
rich's Brautfahrt
und bcgleitete die gefäl-
ligen Berse, in denen
jener die romantische Bc-
gebenheit berichtet, nüt einer Neihe sehr anziehender
Holzschnitt-Jllustrationen, die au küustlcrischem Werth
hinter dencn zu Scheffel's Juniperus in kcincr Weise zu-
rücksteheu. Mit dem poetischenReiz der Darstelluug verbin-
det sich, dem Charakter des Gegenstandes eutsprechend, eine
reiche, malerisch wirksameAusführung, die jedoch den Mitteln
desHolzschnittesdurchausangemessenbleibt. Typographisch
hat die Verlagshandlung von A. Kröncr in Stuttgart das
anmuthige Werk sehr geschmackvoll ausgestaltet.

. Von dcu Leistungen des Buntdrucks, die den Bilder-
markt jetzt mit lästigcr Zudringlichkeit überströmen, müssen

A„s „Jcr. Gotthelf, Aus dem Bcruellaud".

wir eine gauz besoudershervorheben; unter denzum großen
Theil höchst unkünstlerischen Produklionen dieser Technik
nehmen die Nilbilder Carl Werner's in Chromo-Fac-

Aus dcr iltustr. Ausgabe b°u Schiller's Werkcu (Grote'schcr Bcrlag).
 
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