KimNvei-eme. Sammlimaen unb Anssiellnnqen. — Vermischte Nachrichten.
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stnnmung gelegt. Eben so schön enipfimben ist
>.Abend in dcr französiscken Schweiz". TrauUche ^ ;
uber das qanze Bild. und nnr in den Wiplcln malerisch-r
Föbren glänzen die Reflexe des Abcndrothes. Marli i
..Römische Campagna" würde in klcinerer Ausluhlung noch
besser wirken; dw Linien flicßen zu langathnng „
Dimensionen dahin. Der „Sonnentempel v°» b« v°i
Fiedler wäre einheitlicher, wenn H'ui"8ru"b
ruhiger gehalten wären. Sonnig nnd kmr
stojacono's „sicilianische Landschaften - >-ro
beim ersten Anblick crschcinen, ruht bei
dvch das Auge mit Behagen auf dlesen alher > . . ,
Fein cmpfunden und zart in der Zeichnung nar
..Schaafherde am Lstscestrand". Franken s -
schaften" sind esickMnllc Salonbilder. Lon sonstlgen ra
schaften" siiid"ch7ktoölle'Salonbild"er. Bon sonstigcn Land-
ichaften jst noch Puhlmann's schön komponirte „Sommer-
landschaft" erwähnenswerth. — Von historischen Biidern waren
Begas' „Friedrick der Grotze in der Schlohkapclle zu
Charlottenbnrq" nnd Wohnlicb's „Mongolenschlachl aus-
gestellt. Beide Bilder sind Eigenthum des schleftschcn Kimst-
dereins iu Breslau. Ersteres — mehr Bildniß — lst >>>
austerst komplicirter Belenchtung birtuos durchgeuikrt. Csten-
boll komponirt und fleistig gezeichnet ist Wohnlich s Gemalde:
»i der Farbe wohl etwas nüchtcrn, aber einheitlich mi r. c-
sammtton. Schllesilich sei noch Chiericio'S „Maskc gcnanni,
e>n zart durchgeführtes Genrebildchen, welches sw°n >m vcr-
gaiigenen Sommer die Bcsuchcr der Brera m .viailaili. ai -
genehm übcrraschtc. — War das Jnteiwsse dcr Kniistireilnde
>» der Jcmuar-AiiSstellimg aus eine größere Anzahl gutcr -
der vertheilt, so solltc dieses sich im Februar in cmem ,.Bug'
bllde" konccnlrircn. Selten wurde in Wien cm Gemaldc mn
grvsterer Spannung erwartet, als Schlösl er s ,,->cn,
Anadyomene". Hatte schon das Schicksal dicses B>ld « >'-
Berlin die Neugierigcn wachgcruicn, >o wurdc das !'>'>
und nichtlritlsche Kmistpublikum Wiens noch mehr
durch die oorlaufcnden Zeitungsnotizcn, die, wie o°n E
hsrannahenden Primadonna. die wiindcrbarsten Famillciigeheiim
nisse der Gefcierten in ihren Rcklamen kolpornrten. -"--1, >
Kimstverein hat mil dcm Auftrcten der "^-baumgebore
brillantes Gesckäft gemacht. di-Säle sind taglich »bermu . <in
nnem Tage erreichtc die Zahl der Besucher sogar die lisher
uoch me dagewesene Zifser von 6000. (-s rft sonn , -
des VereinS zu diescr Acquisition nur zu gratnllr -
dem Künstler, welcher „am hiesigcn Plahe' sem B-'d )
Z»r Sache qeben wir kurz folgendcs Parcre i W«s dw G -
sanimtkomposition dcs Bildes betrifft, 1° ffnden wir dw -P au>.N
gestalt mit den flieqendcn Amorinen m der ob'"" H'. ' '
de« Bildes ganz hübsch arrangirt. d-e Tritonen und N retdrn
lm Wasser aber, mit Ausnahme der v/, bwlende
Mittelgrnude, mehr oder minder mißlungen. /--ah d- ">
Meergott slinks) von seinem Kopfe mchls als d-e Haa e deni
Beschauer zeigl, ist im höchstcn Grade nnschon.
welche er mit seincr Linken umarmt, lst zu abstA's ,
Rahmen komponirr und leidet an austallenden
Die Hüftpartic rechts ist oiel zu lang, dcr Unte Ober,che ckel
zu kurz ic. Dasselbe gilt von den unteren Parlien ihr
Genossen, welche.gcgenüber dem mächckgen^incht nbel .
Rücken öiel ,u klei» gchalten si-'d- D-r 'M Mck^
auftaiichende Triton, eine Gegen-Stndie des ichl.!-»--,^ «iine'
-st in anatomischer Beziehimg das beste «tuck '
leidet aber ebcnfalls an Proporlions,ehlern, s° .
auch von ihm sieht. Die Hauptsigur ist a->n'Uthig be>r g -
die Hüftpartien sind aber wieder enorm gedehnt, de° ° .
verzeichnct: dort, wo er sich vom Nump,e lrenut, ,eh g
zu ein Stück vom I.-ui-simu- ävrsi; ebenso eig
dem veltoickes. Die beiden roetorales mil i nen dr-ls g
Theilen sind bei berabhängenden Armen gemalt W
wahr ini Berhältnisi zur Allitudc. Seciren w'°
Göttin der Liebe nicht weiter, sie besitzt >a ,
Mängeln anch eine Tugend, nämlich die der Ke-ls-hh -
Keuschheit von Schlösser's Venus ist aber mcht ^
Benus von Milo oder die eincs Gretchcns: diese Schau m
geborene ist eine Eva vor dem Sllndenfalle ".»-->7'°?,.
ZU wissen. warnm. Jbr Kopf, so schön er geze'chne '»'d °
kübsch er qemalt ist, atbmel keme Seele — -hr Bl ck keu
Liebe; dem Beschaner mögen die hllbschcn Limen 3°>a ->-. ,
lange cr fie belrachtct, aber i>" Umdreben werden sie vktgesscn
sein. Am lebendigstcn in Zeichnung und Farbe stnd och d"
schon erwähnten Amvrincn. Jm kkebrigen wagt , ch
Kolorit nicht weit über das akademische hinanS Einzelne
Parlien sind zwar sehr klar gehalten; aber dic Lokaltöne zu
aiisgeschiiilten; der braunc Tritvn, das grüne Meer die
graue Wolke rc. stimmcn recht hart zn cinander. Lobcn'd sei
aber die Formmodiilativn erwähnt, klar und bestimmt ver-
fliestt die Anatomic im Relief, wcnn auch nicht immer richtiq
Verzeichnungen lassen sich imnier cher abgewöhncn als bas
Zeichnen aiigewöhneu. Fehlt anch dem Ganzen der lwhere
Adel und der scin poetische Dnft, welcher das Mythenbild
begleiten soll, so wollen wir über den Künstler denii doch
nickt gcradezu den Stab brcchcn. Eiu gutcS Bild großen
Stils ;u schaffen ist eben nicht von hcutc aus morgen gelcrnt.
— Mit wahrer Wehmnth tralen wir im nebcnanstobenden
Sale vor ciu Werk Fübrich's. Beim Anblicke diescr herr-
lichcn Kompositioii muß Jedermann bedauern, daß der
Akadcmie dieser Meister als Lehrer genommen ist. Die
Zeichnung, in Kreidc ausgcführt, ist als Prämie für das
Vereinsjahr 1873 bcslimmt nnd behandelt im Anschluß an die
Stelle dcS Ev. Lukas; „Dir selbst aber wird cin Schwert
die Scele durchdringen" die Kreuzlragimg auf ganz originelle
Weise. Wir imterlassen es, die tiefpoelische Darstellung
cingehender zu beschreiben, da das Wcrk dnrch die Ver-
vielfältigung ohnedies bald allcn Knnstsreunden vorliegen
wird: nur konstaliren wollen wir, daß auch diese letzte
Arbeit deS Meisters von seiner immer noch jngendlichen
SchöPsnngSkraft glänzend Zcugniß giebt. — Untcr den andern
aiiSgestclltcn Bildcrn erhebt sich nur weniges über das Niveau
des Gewöhniiche». Marcke ist mit einem bübschen Thierstück
vertreten, Pohle mit einer schvn komponirten HochgcbirgS-
landschaft, Dkarak mit poesicvollcn Waldbildcrn. Bildnisse
sind erwähncnSwcrth von Liezen-Mayer und Aigner.
Dcr Klinstvcreiii für Biihmc» veröfsentlicht scinen Jahrcs-
bcricht fllr >870—71. Aus demselbcn crgiebt sich cin wesent-
lichcr Aufschivung deö durch den Vcrein vcrmittelten Kunst-
verkehrs gegcn das Vorjahr. Angekauft wurden a»s der
Ausstellnng 87 Kunstwerke ini Gesammtbctrage von 27,500
Gulden, von denen ctwa drei Viertel auf Privatankäufe sallen.
Der Besuch der Ansstellung war sehr lebbaft, sodaß dieselbe
einen Reincrtrag von 1310 Gnldcn ergab, welche statulen-
gemäß dem Untcrstützungsfonds für bedürftige Akadcmikcr zu-
fallen. Der seit Jahren projektirie Ban eines eigenen Ans-
stellimgsgebändes ist nun festbeschlossene Sache nnd soll nach
Erwcrbung eines geeigneten Banplatzcs sofort in Augrisf ge-
nommen werden.
Dcr Barmcr Kiinstvcrei» hat auch im Jahre 1871 cine
rege und erfolgreiche Wirksamkeit bekundet. Die Zahl der
Besucher dcr Frühjahrs-Ansstcllnng war wcsentlich größer
als in früberen Jahren, sodaß über 1000 Thaler an Ein-
trittsgeldern eiiigingen. Angekauft wurden 46 Gcmäldc, 24
von Privalen, 22 für die Verlosung, im Gcsammtbetrage von
13,329 Thalern.
Knnstvcrcin in Brlinn. Jn der mährischen Landes-
hanplstadr ist durch cine Anzahl bemittelter Kunstfreunde der
erste Schritt zur Griindung eincs Kunstvereins geschehen. An
dcr Spitze der Agitation steht der Bürgermeister d'Elvert,
welcher die Subskribentenliste mit der Summe von 2000 Fl.
cröffnete.
Vrrmischtr Nachrichtrn.
6 Znm Düsseldorf-Münchencr Galcricstrcit. Die früher
in DüssKdorf befindliche kostbarc Gemälde-Gaierie wurde be-
kanntlich 1805 nnter dem Vorwande. sie bei dem Herannahen der
ldranzosen in Sicherhcir zu bringen, nach Munchen ubergesuhrt,
wo sie ungeacktet mcbrerer Reklaiiiationeii der bergtschen
Slände'nnd der Stadt Düsseldorf geblieben ist. Nach den Ereig-
nisscn von 1866 nahm sich die prcußische Regierung der Sachc
an und im Friedcn mit Bayern wurde bestimmt, daß die
iiirist'sche Faknltät einer deutschcn Hochschule darüber entschei-
den solle. ob dic Galerie Eigeuthum der ehcmaligen bergischen
Landesfürsten, oder ob sic Eigcnthum des bergischen Landes
sei also ob sie in München verblciben könne oder zu-
rückgeschafft werden müssc. Von baycrischer wie von preußi-
scher Seite wnrde nun eine Menge Material zur Entscheidung
dieser Rcchtsfragc herbeizuschaffen gesucht, und baid schien Alles
so wcit gediehen zn sein, daß man zur Wahi der bctreffcndeii
klniversität schreiten konnke. als, durch dic hochherzige Haltimg
des Königs Ludwig II während des letzten Kriegs veranlaßt.
König Wilhelm ini Januar v. I. auf alle elwa vorhandcncn
186
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stnnmung gelegt. Eben so schön enipfimben ist
>.Abend in dcr französiscken Schweiz". TrauUche ^ ;
uber das qanze Bild. und nnr in den Wiplcln malerisch-r
Föbren glänzen die Reflexe des Abcndrothes. Marli i
..Römische Campagna" würde in klcinerer Ausluhlung noch
besser wirken; dw Linien flicßen zu langathnng „
Dimensionen dahin. Der „Sonnentempel v°» b« v°i
Fiedler wäre einheitlicher, wenn H'ui"8ru"b
ruhiger gehalten wären. Sonnig nnd kmr
stojacono's „sicilianische Landschaften - >-ro
beim ersten Anblick crschcinen, ruht bei
dvch das Auge mit Behagen auf dlesen alher > . . ,
Fein cmpfunden und zart in der Zeichnung nar
..Schaafherde am Lstscestrand". Franken s -
schaften" sind esickMnllc Salonbilder. Lon sonstlgen ra
schaften" siiid"ch7ktoölle'Salonbild"er. Bon sonstigcn Land-
ichaften jst noch Puhlmann's schön komponirte „Sommer-
landschaft" erwähnenswerth. — Von historischen Biidern waren
Begas' „Friedrick der Grotze in der Schlohkapclle zu
Charlottenbnrq" nnd Wohnlicb's „Mongolenschlachl aus-
gestellt. Beide Bilder sind Eigenthum des schleftschcn Kimst-
dereins iu Breslau. Ersteres — mehr Bildniß — lst >>>
austerst komplicirter Belenchtung birtuos durchgeuikrt. Csten-
boll komponirt und fleistig gezeichnet ist Wohnlich s Gemalde:
»i der Farbe wohl etwas nüchtcrn, aber einheitlich mi r. c-
sammtton. Schllesilich sei noch Chiericio'S „Maskc gcnanni,
e>n zart durchgeführtes Genrebildchen, welches sw°n >m vcr-
gaiigenen Sommer die Bcsuchcr der Brera m .viailaili. ai -
genehm übcrraschtc. — War das Jnteiwsse dcr Kniistireilnde
>» der Jcmuar-AiiSstellimg aus eine größere Anzahl gutcr -
der vertheilt, so solltc dieses sich im Februar in cmem ,.Bug'
bllde" konccnlrircn. Selten wurde in Wien cm Gemaldc mn
grvsterer Spannung erwartet, als Schlösl er s ,,->cn,
Anadyomene". Hatte schon das Schicksal dicses B>ld « >'-
Berlin die Neugierigcn wachgcruicn, >o wurdc das !'>'>
und nichtlritlsche Kmistpublikum Wiens noch mehr
durch die oorlaufcnden Zeitungsnotizcn, die, wie o°n E
hsrannahenden Primadonna. die wiindcrbarsten Famillciigeheiim
nisse der Gefcierten in ihren Rcklamen kolpornrten. -"--1, >
Kimstverein hat mil dcm Auftrcten der "^-baumgebore
brillantes Gesckäft gemacht. di-Säle sind taglich »bermu . <in
nnem Tage erreichtc die Zahl der Besucher sogar die lisher
uoch me dagewesene Zifser von 6000. (-s rft sonn , -
des VereinS zu diescr Acquisition nur zu gratnllr -
dem Künstler, welcher „am hiesigcn Plahe' sem B-'d )
Z»r Sache qeben wir kurz folgendcs Parcre i W«s dw G -
sanimtkomposition dcs Bildes betrifft, 1° ffnden wir dw -P au>.N
gestalt mit den flieqendcn Amorinen m der ob'"" H'. ' '
de« Bildes ganz hübsch arrangirt. d-e Tritonen und N retdrn
lm Wasser aber, mit Ausnahme der v/, bwlende
Mittelgrnude, mehr oder minder mißlungen. /--ah d- ">
Meergott slinks) von seinem Kopfe mchls als d-e Haa e deni
Beschauer zeigl, ist im höchstcn Grade nnschon.
welche er mit seincr Linken umarmt, lst zu abstA's ,
Rahmen komponirr und leidet an austallenden
Die Hüftpartic rechts ist oiel zu lang, dcr Unte Ober,che ckel
zu kurz ic. Dasselbe gilt von den unteren Parlien ihr
Genossen, welche.gcgenüber dem mächckgen^incht nbel .
Rücken öiel ,u klei» gchalten si-'d- D-r 'M Mck^
auftaiichende Triton, eine Gegen-Stndie des ichl.!-»--,^ «iine'
-st in anatomischer Beziehimg das beste «tuck '
leidet aber ebcnfalls an Proporlions,ehlern, s° .
auch von ihm sieht. Die Hauptsigur ist a->n'Uthig be>r g -
die Hüftpartien sind aber wieder enorm gedehnt, de° ° .
verzeichnct: dort, wo er sich vom Nump,e lrenut, ,eh g
zu ein Stück vom I.-ui-simu- ävrsi; ebenso eig
dem veltoickes. Die beiden roetorales mil i nen dr-ls g
Theilen sind bei berabhängenden Armen gemalt W
wahr ini Berhältnisi zur Allitudc. Seciren w'°
Göttin der Liebe nicht weiter, sie besitzt >a ,
Mängeln anch eine Tugend, nämlich die der Ke-ls-hh -
Keuschheit von Schlösser's Venus ist aber mcht ^
Benus von Milo oder die eincs Gretchcns: diese Schau m
geborene ist eine Eva vor dem Sllndenfalle ".»-->7'°?,.
ZU wissen. warnm. Jbr Kopf, so schön er geze'chne '»'d °
kübsch er qemalt ist, atbmel keme Seele — -hr Bl ck keu
Liebe; dem Beschaner mögen die hllbschcn Limen 3°>a ->-. ,
lange cr fie belrachtct, aber i>" Umdreben werden sie vktgesscn
sein. Am lebendigstcn in Zeichnung und Farbe stnd och d"
schon erwähnten Amvrincn. Jm kkebrigen wagt , ch
Kolorit nicht weit über das akademische hinanS Einzelne
Parlien sind zwar sehr klar gehalten; aber dic Lokaltöne zu
aiisgeschiiilten; der braunc Tritvn, das grüne Meer die
graue Wolke rc. stimmcn recht hart zn cinander. Lobcn'd sei
aber die Formmodiilativn erwähnt, klar und bestimmt ver-
fliestt die Anatomic im Relief, wcnn auch nicht immer richtiq
Verzeichnungen lassen sich imnier cher abgewöhncn als bas
Zeichnen aiigewöhneu. Fehlt anch dem Ganzen der lwhere
Adel und der scin poetische Dnft, welcher das Mythenbild
begleiten soll, so wollen wir über den Künstler denii doch
nickt gcradezu den Stab brcchcn. Eiu gutcS Bild großen
Stils ;u schaffen ist eben nicht von hcutc aus morgen gelcrnt.
— Mit wahrer Wehmnth tralen wir im nebcnanstobenden
Sale vor ciu Werk Fübrich's. Beim Anblicke diescr herr-
lichcn Kompositioii muß Jedermann bedauern, daß der
Akadcmie dieser Meister als Lehrer genommen ist. Die
Zeichnung, in Kreidc ausgcführt, ist als Prämie für das
Vereinsjahr 1873 bcslimmt nnd behandelt im Anschluß an die
Stelle dcS Ev. Lukas; „Dir selbst aber wird cin Schwert
die Scele durchdringen" die Kreuzlragimg auf ganz originelle
Weise. Wir imterlassen es, die tiefpoelische Darstellung
cingehender zu beschreiben, da das Wcrk dnrch die Ver-
vielfältigung ohnedies bald allcn Knnstsreunden vorliegen
wird: nur konstaliren wollen wir, daß auch diese letzte
Arbeit deS Meisters von seiner immer noch jngendlichen
SchöPsnngSkraft glänzend Zcugniß giebt. — Untcr den andern
aiiSgestclltcn Bildcrn erhebt sich nur weniges über das Niveau
des Gewöhniiche». Marcke ist mit einem bübschen Thierstück
vertreten, Pohle mit einer schvn komponirten HochgcbirgS-
landschaft, Dkarak mit poesicvollcn Waldbildcrn. Bildnisse
sind erwähncnSwcrth von Liezen-Mayer und Aigner.
Dcr Klinstvcreiii für Biihmc» veröfsentlicht scinen Jahrcs-
bcricht fllr >870—71. Aus demselbcn crgiebt sich cin wesent-
lichcr Aufschivung deö durch den Vcrein vcrmittelten Kunst-
verkehrs gegcn das Vorjahr. Angekauft wurden a»s der
Ausstellnng 87 Kunstwerke ini Gesammtbctrage von 27,500
Gulden, von denen ctwa drei Viertel auf Privatankäufe sallen.
Der Besuch der Ansstellung war sehr lebbaft, sodaß dieselbe
einen Reincrtrag von 1310 Gnldcn ergab, welche statulen-
gemäß dem Untcrstützungsfonds für bedürftige Akadcmikcr zu-
fallen. Der seit Jahren projektirie Ban eines eigenen Ans-
stellimgsgebändes ist nun festbeschlossene Sache nnd soll nach
Erwcrbung eines geeigneten Banplatzcs sofort in Augrisf ge-
nommen werden.
Dcr Barmcr Kiinstvcrei» hat auch im Jahre 1871 cine
rege und erfolgreiche Wirksamkeit bekundet. Die Zahl der
Besucher dcr Frühjahrs-Ansstcllnng war wcsentlich größer
als in früberen Jahren, sodaß über 1000 Thaler an Ein-
trittsgeldern eiiigingen. Angekauft wurden 46 Gcmäldc, 24
von Privalen, 22 für die Verlosung, im Gcsammtbetrage von
13,329 Thalern.
Knnstvcrcin in Brlinn. Jn der mährischen Landes-
hanplstadr ist durch cine Anzahl bemittelter Kunstfreunde der
erste Schritt zur Griindung eincs Kunstvereins geschehen. An
dcr Spitze der Agitation steht der Bürgermeister d'Elvert,
welcher die Subskribentenliste mit der Summe von 2000 Fl.
cröffnete.
Vrrmischtr Nachrichtrn.
6 Znm Düsseldorf-Münchencr Galcricstrcit. Die früher
in DüssKdorf befindliche kostbarc Gemälde-Gaierie wurde be-
kanntlich 1805 nnter dem Vorwande. sie bei dem Herannahen der
ldranzosen in Sicherhcir zu bringen, nach Munchen ubergesuhrt,
wo sie ungeacktet mcbrerer Reklaiiiationeii der bergtschen
Slände'nnd der Stadt Düsseldorf geblieben ist. Nach den Ereig-
nisscn von 1866 nahm sich die prcußische Regierung der Sachc
an und im Friedcn mit Bayern wurde bestimmt, daß die
iiirist'sche Faknltät einer deutschcn Hochschule darüber entschei-
den solle. ob dic Galerie Eigeuthum der ehcmaligen bergischen
Landesfürsten, oder ob sic Eigcnthum des bergischen Landes
sei also ob sie in München verblciben könne oder zu-
rückgeschafft werden müssc. Von baycrischer wie von preußi-
scher Seite wnrde nun eine Menge Material zur Entscheidung
dieser Rcchtsfragc herbeizuschaffen gesucht, und baid schien Alles
so wcit gediehen zn sein, daß man zur Wahi der bctreffcndeii
klniversität schreiten konnke. als, durch dic hochherzige Haltimg
des Königs Ludwig II während des letzten Kriegs veranlaßt.
König Wilhelm ini Januar v. I. auf alle elwa vorhandcncn