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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Meyer's Allgemeines Künstlerlexikon
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0139

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269

Kunstliteratur. — Nekrologe.

27N

Umfang von etwa zwanzig Bänden nicht überschreiten,
und daß jährlich niindcstens ein Band erscheinen werde.

Nach dem, was uns bis jetzt vorliegt, müssen wir das
Zeugnißabgeben,daß dasWerk ebensosehrdenBedürfnissen
des Forschers wie des Liebhabers, desKenners wie des Laien
entspricht. Wir wünschen deßhalb aufrichtig, daß dasselbc
>m Publikum auch die verdiente Aufnahme sinde, nm seine
Fortsetzung zu fördern und zu beschleunigen. "iV. 8.

Kunstlitclatur.

Die Kunst im Handwcrk. Vademecum sür Besucher
kunstgewerblichcr Museen, Ausstellungen :c. von
B. Bncher, Custos am k. k. öst. Museum f. K.
u. I. Wien t872.

So betitelt ist ein geschmackvoll ausgestattctes Büch-
lein, das soeben bei Braumüller in Wien erschienen ist, und
das in konciser Behandlung das viclgestaltige Gebiet der
sogenannten industriellen Künste darzulegen bezweckt.

Es ist nicht bloß ein glücklicher Griff zu nenuen, bem
allenthalben erwachenden nnd wachsenden Jnteresse an
den Dingen der Knnst durch ein Handbuch entgegenzu-
kommen, das die Bedeutung der Kunst des prakiischen
Lebens deni Verständnisse vcrmitteln hilft, sondcrn es ist
damit eine wirkliche, den Eingeweihtcn oft deutlich genug
erkennbare Lücke ausgefllllt, ein Kunstbuch dieser Richtung
zu bcsitzen, das alle daran zu stellendeu Frageu in klarster
und bündigsler Form beantwortet. Zudem siud diese
Themata überhaupt von der deutscheu Kunstliteratur bis-
her zicmlich seitab liegen geblieben.

Nach einer allgemeinen Einleitung und einer histo-
rischen klebersicht der Baustile werden, von der textilen
Kunst ausgehend, die verschiedenen Zweige der Technik
nach der sich theilweise an die Semper'sche Systematik an-
schließenden Katalogseintheilung des österreichischen Mu-
seums erörtert. Der Begriffsbestimmung und Beschreibung
der rcin handwerklichen Seite jeder Technik folgt dic Dar-
stellung ihrer kunstgeschichtlichen Entwickelungsphasen, so
daß der Leser in den Stand gesetzt wird, sich ein in den
Hauptpunktcn fest bestimmtes uud klares Bild des Um-
fanges jedes Zweiges zu bilden. Was wir vor Allem
daran hervorhcben müssen ist, daß das richtige Maß
zwischen dem Zuviel und Znwenig dnrchweg mit feinem
Takt getroffen erscheint, daß alles Wichtige und Wissens-
werlhe gesagt ist, ohne durch weitläusige Darlegung der
oft genug komplicirtcn Einzelheiten zu ermüden. Denu
selbst die bestgemeinte Absicht dcr recht cindringlichen
Belehrung verfehlt ihr Ziel, wenn der Leser ermlldet ihr
nicht zu folgen vermag. Die Schwierigkeit, die hierin
zu bewältigcn ist, macht ebcn die guten populären Bücher
»so selten. Daß ein gewandter Schriftsteller, wie Bucher,
sich dieser Sache bcmächtigtc, dem es gelang, die Masse
von Daten in knapper, doch fließender Form zu bewäl-
tigen, ist der Sache von außerordentlichemNutzen. Schlagcn
wir ein belicbiges Kapitel, wie „Email", „Keramik" oder
dergl. auf, übcrall finden wir die entscheidenden Momente
richtig hervorgehoben, dic in zweiter Reihe wichtigen doch
nicht übergangen, dabei aber eine Fülle von Material, wic
man sie in einem Büchlein von 186 Textseiten klcin Oktav
nicht leicht wiedcr antreffen dllrfte. Ein sorgfältig. ge-
arbeitetes Register uuterstützt das rasche Auffinden dcr
einzelnen Materien und Erklärungen technischer Ausvrücke.
Das Sachlichc ist mit einer Gcwissenhafligkeil ausgeführt,

die auch dem Detailkenncr wohl nur seltcu Anlaß bieten
dürfte, eine Unrichtigkeit aufzudecken. Und das will nicht
wenig sagcn, wo wic hier so weit auseinanderliegendc
Gebiete durchmessen werden. Natürlich ist, daß ein solchcs
Handbuch nur positive Resnltate der technologischen
Wissenschaft u»d der Kunstforschung bieten durfte, daß
die Untersuchung principiell ausgeschlossen werden
mußte, und daß keine völlig neuen, keine eigenen, keinc
etwa schwankenden nnd noch der allgemeinen Ancrkcnnung
ihrer Richtigkeit bedürftigen Ansichten — die aufzustcllen
sichcr dem Verfasser nicht schwer gefallen wäre — hier
ihren Platz finden durften. Jn diescm, aber auch nur
in diesem Sinne lassen wir die Worte der Vorrede gelten:
„Dieses Werk enthält nichts, was nicht auch an andern
Orten zu fiuden wäre" — eine Sentenz, die übrigens
gar manche viel wuchtiger auftretenden Autoren vor ihr
Opus setzen könnten.

Der monographische Ausbau dcs Studiums der
tektonischen Künste ist zwar in Frankreich und in England
vicl weiter gediehen als bei uns, imiuer aber ctwas system-
und planlos, daher eigentlich mehr dilettantisch und für
das Amüsement der Kunstliebhaber und Sammler berechnct
betrieben worden, als eigentlich wisscnschaftlicher Zweckc
halbcr. Es ist Zcit, auch diese Disciplinen zu dcr Gel-
tung zu bringeu, die sie iu der Gesammtheit der Kunst-
wissenschaft faktisch haben, und auch in ihnen jene Be-
handlnngswcise einzubürgcrn, welche die übrigc deutsche
Kunstforschung zu der ausgebildctsten der Welt macht.

Dieß in weiteren Kreisen bewirken zu helfen, ist das
Bucher'sche Bnch eine vortreffliche Grundlage, und wir
dürfen hoffen, daß wenn deutsche Gründlichkeit sich dieser
Aufgaben bemächtigen wird, wir nicht länger nöthig haben
wcrden, auf die zwar prachtvoll auSgestattetc, oft aber so
höchst unkritische und einseitige französische Knnstliteratur
zu rekurriren.

Wir bezweifelnnicht, daßdas Büchlein jene allgenieine
Verbreitung und Auerkennung in Kuustkreisen wic auch
bei dem intelligeuteren Theile der eigentlichen Kunsthand-
werker finden wird, die ihm gebührt; darnm macheu wir
gleich jctzt deu Autor auf einc Verbesserung anfmerksam,
die lcicht in der zweiten Auflage anzubringen wäre. Wir
meineu kurze Nachweisungen der hauptsächlichen Fach-
literatur am Schlusse eines jeden Abschnittes, worunter
wir nicht etwa eine ausführliche Bibliographie, sondern
nur die Hervorhebung von ein oder zwei Werkeu verstehcn
wollcn, um dem für ein Einzelnes sich spczicll Interessi-
renden den Weg zu weiterem Studium zu eröffnen.

Somit empfehlen wir Bucher's Buch auf's Bcste,
überzeugt, daß jeder, der darin blättert, Manches daraus
leruen wird, uud jeder, der daraus lernen will, vicl
daraus zu schöpfen vermag. a.

Nekrologr.

L Johanim Möller, geborne Holmlund, Malerin in
D üsseldorf, starb daselbst den25. März, 47 Jahre alt. Sie war
in Norwegen geborcn und folgte vor mekreren Jahren ihrcm
Gatten, dem Landschaftsmaler Nils Möller, nach Dllsseldorf,
wo sie jäbrlich mebrcre Gcnrebildcr zur Ausstellunq brachtc.'

ir. Robcrt Ebcrhard Schmidt von dcr Laniiitz, Bild-
hauer, in Amerika nur Robert E. Launitz genannt, geboren
den 4. Nooember 1866 zu Riga in Livland, starb am 13.
December 1876 zu New-Dork an einer Herzkrankhcit. Seine
erste Erziehung erhielt er von seinem Vater, dcm evangelischen
Bischof Christian Friedrich von der Laimitz, welcher'ihn für
das Militär bestimmte. Er wurde deshalb früh anf die
Militärschule geschickt. AlS er sich aber in seincm fünfzehnten
 
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