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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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449 Kunstunterricht u. Kunstpflege. — Preisbewerbungen. — Kunstvereine, Samml. u. Ausstellungen. — Verm. Nachrichten. 450

großen Komponisten vorzustellen haben. Prof. C- Jaeger,
vorzüglich als sicherer und korrekter Zeichner bekannt, hat
die Aufgabe in überraschend glücklicher Weise gelöst.
Dies ist nicht nur unser Urtheil, die wir den dargestellten
Persönlichkeiten fern stehen, sondern es ist auch das Urtheil
der nächsten Familienmitglieder, der Gattinnen, Brüder rc.,
welche zum großen Theil das nöthige Material geliefert
haben und welchen die Probedrücke, vor Ausgabe der
Bilder, zur Begutachtung vorgelegt wurden.

Die Porträts erschienen erst als einzelne Blätter in
sehr großen tresflichcn Photographien und fanden all-
gemein den verdienten Beifall.

Kürzlich hat der Berleger sie auch in kleinerem Maß-
stabe, in Quartformat rcproduciren lasfen und hat sie in
Begleitung eines geistvoll geschriebenen Textes von Prof.
Hanslik in Wien, welcher kurze Mittheilungen über
den Lebensgang und treffende Charakteristiken der Meister
enthält, in einem stattlichen, höchst elegant und würdig
ausgestatteten, dem Könige von Bahern gewidmeten,
Quartbande ausgegeben.

Die schönen Vignettten zu dem Text sind von Jacger's
Freund, Prof. Fr. Wanderer gezeichnet.

Derselbe Künstler hat auch die Werkzeichnung zu dem
kleinen, durchaus modern gehaltenen, aber in der Weise
der stilvollen alten Bucheinbände gedachten Einband
gezeichnet. R. Bcrgau.

Ärlilstlmterncht imd Kimstpflegr.

Vorlesiiiigcir im Oesterreichischeii Musciim. Jm Laufe
dieses Winters wird im Oesterreichischen Museum eine größere
Anzahl von Vorlesungen gehalten als früher, da der.grosse
Vorlesesaal zum erstenmale ausschließlich für dieseu Zweck ver-
wendet werden kann. Sämmtliche Vorlesungen sind unentgelt-
lich. Donucrstag Abends von 7—8 Uhr werden vom 24.
Oktober an folgende Borträge gehalten: v. Eitelbcrgcr: I.
„Jahresbericht über die Reform der Akademie der bildenden
Künste" und 2. „Ueber die Ursachen des Verfalls der großen
Knnst in der Malerei". Professor Conze: „Ueber den Gesichts-
ausdruck in der antiken Kunst." Professor Neumann: „Die
Kunst in der Wirthschaft. I. Die Kunst in der Volkswirth-
schaft; 2. die Kunst iu der Privatwirthschaft." Or. Thausing:
„Ueber die deutsche Kunstreform im 16. Jahrhundert." Pro-
fessor v. Lützow: „Joseph Antou Koch und seine Stellung 111 der
deutschen Kunst." Ober-Baurath v. Ferstcl: „Ueber den Umverst-

tätsbau."DocentHanser: „Formen des Porzellans." Regierungs-
rath Falke: „Bcnveuuto Cellini und die Goldschmiedekunst der
Nenaissance." Custos Lippmann: „Geschichte des Kupferstichs.'
Professor vr. Exner: „Theilnahme des Weibes an der Fabriks-
arbeit." — Für die Sonntagsvorlesungen von 10—11 Uhr
Vormittags sind folgende Themata bestimmt: Drrektor v.
Eitelberger: „Uebersicht der Malerschulen." Docent Haufer:

, Ueber und Geräthe." Professor Or. Exner: „Ueber Maschinen fur
die Kleingewerbe", daun „Ueber den Zusaiiimenhang der Werk-
zeugsform mit der Beschaffenheit des Rohstoffs", eudlich ^ior-
träge von Professor Ludwig, dercn Gegenstand spater bckanut-
qemacht werden wird. — Montag den 4. November, Abends
von 6—7 Uhr, hält die crste Vorlesung Prosessor I. Hormg
„über Photographie und die verschiedenen Arten der Anwen-
dung der Photographie für Kunst und Jndustrie". Der Cyklus
der Borlesungen über Photographie wird 12 — 15 Vorlragc
umfassen und zu der bezeichneten Stunde an Montagen abge-
halten werden. — Dinstag Abends von 7—8 Uhr halt vom
3». December 1872 bis 36. März 1873 Professor Conze einen
Cyklus von Vorlesungen über Kunstmythologie. — Ein Spezial-
Programm über sämmtliche Vorlesungeu wird >m Mouate
Okwber ausgegeben werdcn.

pl'kisbeilM'liililgeii.

Dcutsche Gocthcstiftuug. Am 28. August war die
„Deulsche Goethestiftung" iu Weimar zusammengetreten, um

die Resultate ihrer vorjährigen Preisausschreibuug, durch
welche die deutschen Bildhauer aufgefordert wurden, Entwürfe
zu einem Denkmal der im siegreichen Kampfe für das deutsche
Baterland gefallenen Krieger einzusenden, in Augenschein zu
nehmen und nach eingeholtem Gutachten von Kunstverständiqen
den Preis von 1060 Thalern zu vergeben. Als Preisrichter
waren eingeladen und erschienen die Herren Herman Gr imm
aus Berlin, Prof. Hähnel aus Dresden, Prof. Kaupert aus
Frankfurt, Professor Preller und Hofrath Roßmann aus
Weimar. Jhr Ehrenamt mag diesen Herren leicht, aber auch
schwer geworden sein; leicht, weil überhaupt nur wenige Ent-
würfe eingegangen waren und unter diesen über die aus-
schließliche Berechtigung eines Entwurfes, durch Verleihung
des Preises ausgezeichnet zu werden, kein Zweifel mehr vor-
handen sein konnte; schwer, weil die Mehrzahl der Entwürfe
der deutschen Bildhauerkunst nur wenig Ehre machte. Nur
das Bewußtsein, dajz mit Ausnahme von einem oder zweien
der Konkurrenten hervorragende Vertreter der Kunst sich an
der Preisbewerbung nicht betheiligt haben können, kann über
den dürftigen Ausfall der Konkurrenz trösten und ihr die
komische Seite abgewinnen lassen, die in einzelnen Enlwürfen
stark vertreten war. So hattc einer der Bewerber nichts
Besseres zu ersinnen gewußt, als auf ein Postament eine
geflllgelte Figur mit mächtiger Tuba hinzustellen, welche auf
den ihr zur Seite befindlichen Jnfanteriehelm einen Lorbeer-
kranz drückt. Ein Anderer läßt eine Viktoria dem gefallenen
Krieger den Kranz reichen; um aber recht deutlich zu machen,
daß das Denkmal den gefallenen Soldaten gilt, ist das Posta-
ment desselben von einer Anzahl von Sarkophagen umgeben,
auf deneu Krieger dargestellt sind, wie sie in den verschiedensten
Stellungen dem Tode erliegen; ein Dritter endlich faßt das
Ganze entschieden von der komischen Seite auf und zeigt uns
einen Soldaten in minutiösester Ausrüstuug, der von zwei
Damen zur Rechten und Linken gestützt wird; vielleicht eine
den zahlreichen Heimkehrfesten des vorigen Jahres abgelauschte
Episode. Es ist unter solchen Verhältnissen leicht begreiflich,
daß der preisgekrönte Entwurf von Härtel in Dresden als
ein Adler unter den Krähen erscheint. Der Gedanke, den er
dargestellt haben wollte, ist ansprechend und sinnig: Germania
reicht einem au der eroberten Kauone gefallenen Krieger den
Lorbeerkranz, die an den Seiten des Postamentes aufgcstellten
Gruppen veranschaulichen in lebhaft charakteristischer Weise
die Tuzenden, welche dem deutschen Volke den Sieg in dem
^ Entscheidungskampfe verliehen haben: Begeisterung, Vater-
landsliebe, Mäßigung, Wissen, Energie, Tapferkeit; die an
den Breitseiten angebrachten Reliefs zeigen das gebändigte
Frankreich, umgeben von seinen in Fesseln geschlagenen bösen
Genien: Rache, Haß und Habsucht. Vielleicht bietet sich dem
begabten Kllnstler die Gelegenheit zur Ausfllhrung dieses
Entwurfes, der keineswegs frei von Schwächen ist, aber doch
auf Anerkennuug Anspruch macheu darf. (Köln. Zeitg.)

Persoiialiiachrichtc».

vr. Jnlius Meyer, Verfasser der „Geschichte dcr moder-
nen französischeu Malerei" uud Herausgeber des „Allgemeinen
Kllnstler-Lexikons", wurde zum Direktor der Gemäldegaleric
des k. Museums in Berlin ernannt. Die seit Waagen's Tod
erledigte Stelle hat damit endlich wieder eine würdige Be-
setzung erhalten.

Liinflvrrciiir, Zammliliigrn iiiiii Älisstellimgrn.

x Die Gcmäldcgalcric dcs Bcrliner Museiims ist das

Opfer eines schmähligen Aitentats geworden; drei Gemälde
wurden von einer bübischen Hand mit einem spitzigen Jnstru-
meute schwer beschädigt. Die erste Beschädigung entstand am
3. d. M. und am Tage darauf wurde die leider bis jetzt un-
entdeckte freche That wiederholt. Die Gemälde sind folgende:
Cornelius von Harlem, Bathseba im Bade, auf Lein-
waud. (Kat. Nr. 734). Gerh. D o w, Bildniß einer alten Frau,
auf Holz (Kat. Nr. 847); die Schramme geht hier llber das
Gesicht. Endlich das vortreffliche Bild von Nubens, Perseus
und Andromeda (Kat. Nr. 785) auf Holz. Hier 'geht auch
ein tiefer Einschnitt in das Bild gerade im lichtesten Theile
des Fleisches der Andromeda. Uubegreiflich bleibt es, daß
so etwas gerade iu diesen Tagen unbemerkt qeschehen konnte,
während das Musemn vom Publikum so unqewöhnlich zahl-
reich besucht wurde.
 
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