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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Nekrologe. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

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alle so gesund und ebenmäßig, daß wir Mauchen mit ein
„bischen Courbet" für seine Missethaten strafen möchten.
Gegen seinen „Peter Arbuez" und die „Schlacht von
Salamis" hat sich Kaulbach in diesem Werke fleißiger
an die Natur gehalten, was besonders in den nackten
Theilen fühlbar ist. Unter den Köpfen treffen wir zwar
viele Bekannte, deren Nrsprung sogar theilweise im
„Narrenhause" zu finden ist; aber sie reizen durch ihre
beißende Charakteristik, — wenn auch nur vorübergehend;
bleibend kann ihr Eindruck deßhalb nicht sein, da sie in
„Jdeale" umgesetzt sind, die nie gelebt haben, namentlich
nicht in der Seele des Künstlers.

(Schluß folgt.)

Nckrologe.

L. Joseph Andrews, einer der besten amerikanischen
Kupferstecher, starb am 7. Mai 1873 in seiner Wohnung in
Boston an der Lungenentzündung. Näheres über ihn bietel
Meyer's „Künstlerlexikon".

Sammlungcn und Äusstcllungen.

/X Münchener Kunstverein. Die Ausstellungen des
Kuustvereins hanen seit den letzten drei Wochen viel an
Zugkraft verloren, wenn man auch manchem Jnteressanten
dort begegnete. Dazu rechne ich namentlich eine Anzahl
älterer Aquarelle von B. und E. Adam, Osw. Achenbach,
E. Ciceri, A. Deschamps, A. Geist, Th. Horschelt,
Schwind u. A. aus der Sammlung einer hiesigen Kunst-
handlung, welche recht klar bewiesen. daß es auch eine
Kunst giebt, welche nicht auf eine brillante Palette allein ange-
wiesen ist. Das Publikum, welches andere, höhere Anforderungen
an die Kunst stellt, scheint sich endlich wieder ermannen zu wollen,
nachdem es sich Jahre lang durch das bruske Auftreten einer
kleinen aber wohl disciplinirten Partei hat einschüchtern lassen,
und hat auch in den Behörden des Kunstvereins Orgaue gefun-
den, welche seiner Anschauungsweise Geltung verschaffen. So
war der Ankauf der mit spitzem Pinsel gemalten überaus an-
spruchslosen aber von ächter Liebe zur Natur durchwehten kleinen
Landschaft von Fritz vor ein paar Monaten eine pure Un-
möglichkeit. Jch glaube das Bildchen nicht besser charakteri-
siren zu können, als wenn ich sage,, daß es lebhaft an einen
Dorner erinnert. Von den ausgestellten Genrebildern muß
vor Allen H. Kauffmann's „Herrschaftsdiener im Wirths-
hause" genannl werden, das in jeder Galerie einen hervor-
ragenden Platz verdiente. Es ist nicht möglich, die Renom-
misterei eines solchen Schliugels und die pfiffige Ungläubig-
keit der Landleute zu köstlicherem Ausdruck zu bringen als
der geistvolle Künstler es mit den bescheidensten Mitteln ge-
than. Ein größeres Bild von H. Arnold fübrte uns eine
der grauenhaften Ueberschwemmungs-Scenen an der Ostsee
(1872) vor und zeigte uns eine Handwerker-Familie, welche
fich unter das fast ganz zertrümmerte Dach ibres von den
Wellen urnbrandeten Wohnhauses geflüchtet hat, wobei sie
eigenthümlicher Weise trotz des strömenden Regens vollkommen
trocken geblieben. L. Loefftz streift mit seinem „Bibliothek-
zimmer", in welchem zwei Mönche den Studien obliegen,
haarscharf und zwar ohne alle Noth an die Caricatur. Ein
paar recht anmuthige Bildchen sind die beiden Pendants:
„Ein Liebesbries" von H. Schneider, der diesmal weniger
bunt ist als in seinem letzten großen Bilde „Der Gang zur
Tafel." Uebrigens erriethe ohne den Namen in dem Künst-
ler wohl schwerlich Jemand den Deutschen, so entschieden
französtsch ist Empfindung und Mache. A. Kozakiewicz
brachte ein paar Bilder von sehr verschiedenem Werthe. So
wenig Anziehendes seine polnische Landschaft hatte, so sehr
erfreute sein Genrebild „Jn Gedanken" durch Jnnerlichkeit.
Der Versuch W. Pfeiffer's, soziale Elemente, wie Arm und
Reich zu verwerthen, ist leider nicht znm besten ausgefallen;
er brachte es eben nicht über die Aeußerlichkeiten hinaus.
Recht lebendig ist Louis Braun's „Erinnerung an die
Novembertage des Jahres 187V in Frankreich", und mil zum

Besten, was man seit langer Zeit im Thiergenre hier zu
sehen bekam, gehört des trefflichen Schmitzberger „Zu heiß."
Seit den Tagen des Katzenraffaels hat kein Künstler mehr so
köstliche Bilder dieser Art gemalt, keiner darin so frischen
Humor entwickelt. Die Zahl der ausgestellten Landschaften
war beträchtlich genug, doch brachte sie wenig Hervorragendes.
Knab's „Jtalienische Landschaft", ein paar „Dorfpartien"
von Jul. Lange und eine „Partie aus Kärnten" von Will-
roider auSgenommen. Die Plastik war durch Arbeiten von
Gösche „Gruppe in italienischem Kostüme", Grabichler's
„Scene aus dem Märchen von den sieben Raben" und Hirt's
„Kind mit einem Hunde spielend" ziemlich unbedeutend ver-
treten.

Das ncue Kopienmuseurrr in Paris ist seit Milte April
eröffnet. Die verschiedenen italienischen Schulen sind darin
besonders stark vertreten, die andererz dagegen zeigen große
Lllcken. Von der deutschen Malerei scheint die Verwaltung
des Museums ganz Abstand nehmen zu wollen, aber auch die
französtschen Meister sind bis jetzt schwach repräsentirt, und
von der holländischen und vlämischen Schule figuriren in der
Sammlung nur einige hervorragende Werke. Nach der
italienischen Schule, die namentlich viele Kopien nach Raffael
zählt, sind die Spcmier am zahlreichsten vertreten. (Jll. Ztg.)

Dic jährliche Gemälde-Ausstellung der Londoner Kunst-
akademie wurde am 5. Mai in Burlington-House eröffnet. :
Dieselbe enthält >6»I Gemälde und Sculpturwerke, darunter
Werke von Landseer, Frith. Goodal, Gilbert, Millais u. s. w. ^
Die größte Aufmerksamkeit erregt Ward's „Bartholomäus- ^
nacht." >

Vermischte Nachrichten. >

^r. Aus Tirol. Das Museum zu Jnsbruck hat aus '
Frankfurt a. M. ein schönes Oelgemälde von Jos. Koch
erworben. Die Breite beträgt 4' 5"; die Höhe 3' 3". Es ,
stellt eine ideale Herbftlandschaft der Schweiz dar. Links vom
Beschauer im Vordergrunde versammeln sich um einen Brun- ^

uen, welchem das Wappen des Kantons Bern angeheftet ist, -

Bauern und Hirten mit ihren Rindern, im Mittelgrund er-
blicken wir zwei Böcke im heftigen Turnier, daneben ein —
Liebespaar, vor dem ein Jäger steht, rechts eine Quelle, die
aus einem Schrofen entfpringt, vor dem ein entwurzelter
Baum liegt. Auf einem Täfelchen lesen wir: 4. Lood tirolsse
in Komu 1817. Der Mittelgrund zeigt uns eine Obstärnte
mit prächtigen Bäumen, im Hintergrunde ragen rechts und
links waldige Berge, dazwischen Gletscherhörner; Wasserfälle
stürzen von den Terrassen. Das Bild ist sehr fleißig gemalr.
Links am Berge sind die Farben abgebröselt. — Gleichzeitig
wurde ein anderes Gemälde aus dem Nachlaß eines hiestgen
Kaufmannes erworben: ein großes, schönes Frühstllck von e
Franz Altmutter. Man würde diesen Künstler, der 1746 ^

zu Wien geboren, nach Tirol wanderte und dort viele Kirchen
malte, vergebens im Künstlerlexikon von Nagler suchen. Tüch- d
tiges leistete er als Porträlmaler, besonders rühmk man seine i,
Stücke in Pastell. Sein Sohn Placidus, geboren 1780 zu
Jnsbruck, ertrank 1819 im Jnnfluß. Elwas liederlich, brachte d
er es zu keinem bedeutenden Werke; von großer Bedeutung -
für tirolische Kulturgeschichte stnd seine flott mit der Feder ,
hingeworfenen und mit Wafserfarben kolorirten Jabrmärkte
und Kriegsscenen aus den Kämpfen von I8V9. Das Museum
bewahrt Mebreres von ihm. — Für die Kunstgeschichle ge-
stalten Sie mir wohl aus dem Tagebuch dc« Psarrers der
St. Jakobskirche zu Jnsbruck, Johann Marksteiner, eine Slelle
anzuführen. Sie betriffl den Bildhauer A. Colin, der am
17. August >612 im achtzigsten Lebensjabre starb. Sein treff-
liches Denkmal befindet sich auf dem neuen Friedhof zu Jns-
bruck, begraben liegt er jedoch auf dem Friedhof zu Drey-
heiligen bei Jnsbruck. Die bezügliche Stelle lautet: „17. August
conäuciinus den ebrevesten Alexandrum Colin, Bildhauer im
Leden, mit Verferligung kays. Epilaphien, Begräbnissen und
anderer Arbeiten allier zu Dnsbruag, Prag und Wien dreien
römischen Kaisern, Ferdinando. Maximiliano und Rudolpho
allerhochlvbwürdigster Gedächtnüß bestellter und besoldeter
Diener gewesen. Mit dem großen Geläut auf Schidung." —
Seine Frau Marie Flinschauerin aus Mecheln in Brabant
war bereits am 2. Juli 1594 gestorben. Ebenso starben fünf
Kinder vor ihm. Colin besaß das sogenannte Leopartische
Haus nebst Anger und Garten an der oberen Jnnbrücke un-
weit des Schießstandes.
 
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